des Landes eine sehr beträchtliche Menge Wasser aus; aber auch der Monsunwechsel an und für sich hat um diese Zeit ansehnliche Niederschläge zur Folge. Die Regenzeit im Frühsommer verspätet sich weiter nördlich mehr und mehr und schliesst sich endlich auf Yezo den Herbstregen an.
In Yokohama und Tokio steht dem regenreichsten Monat Sep- tember der Januar als trockenster gegenüber. Auf die vier Winter- monate November bis Februar kommen nur 18 %, auf die acht übrigen Monate des Jahres 82 % des ganzen Niederschlages, so dass sich die relativen Mengen für die gleiche Zeit wie 9 : 20 verhalten.
Es gibt nur wenige Gebiete der Erde, welche in Bezug auf die Menge und Vertheilung der jährlichen Niederschläge Japan gleichen. Am meisten dürfte das bei den Golfstaaten Nordamerikas der Fall sein, wo der Sommer ebenfalls die regenreichste Zeit des Jahres ist und auch die Regenhöhe derjenigen Japans gleichkommt. So hat Mobile 1626 mm, Baton Rouge 1528 mm, New-Orleans 1295 mm, St. Augustin 1092 mm Niederschlag.
In den Ebenen auf der Seite des Stillen Oceans ist der Schnee- fall unbedeutend. In Tokio schneit es gewöhnlich 4--5 Mal im Januar und Februar und zuweilen im März. Selten ist die Schneedecke stärker als 10 cm und nur ausnahmsweise bleibt sie länger als 2--3 Tage liegen.
Ganz anders steht es im Norden und namentlich auf der Seite des Japanischen Meeres und in den Gebirgen. Insbesondere bieten die Provinzen des Hokuro-kudo zwischen 35° und 39° N. bemerkens- werthe klimatische Eigenthümlichkeiten dar. In den Thälern dieser Landschaft hüllt ein tiefer Schnee den Winter über den Boden ein, und es bedeckt ein düsterer Wolkenschleier den Himmel, so dass heitere Tage eine seltene Erscheinung sind. "Es ist, als ob es be- ständig regnen wollte", drückte sich ein Eingeborener dieser Gegend dem Verfasser gegenüber mit Bezug auf diese Erscheinung aus. Dies gilt vor allem von den Provinzen Kaga, Noto und Echiu, aber auch Echigo, Shonai und Akita theilen im wesentlichen den Charakter dieses Winters.
Ueberraschend ist das verschiedene Aussehen des Himmels auf der Seite des Japanischen Meeres gegenüber dem Gebiete des Stillen Oceans während dieser Jahreszeit. Wenn man z. B. Anfangs December auf dem Wege von Niigata nach Tokio nach langem Marsche durch tiefen Schnee im Gebirge endlich die Höhe von Mikuni-toge erreicht hat, erblickt man ostwärts heiteren Himmel, der das Auge erfreut, während ein tiefer Wolkenschleier die Landschaft nach dem Japanischen
VI. Klima.
des Landes eine sehr beträchtliche Menge Wasser aus; aber auch der Monsunwechsel an und für sich hat um diese Zeit ansehnliche Niederschläge zur Folge. Die Regenzeit im Frühsommer verspätet sich weiter nördlich mehr und mehr und schliesst sich endlich auf Yezo den Herbstregen an.
In Yokohama und Tôkio steht dem regenreichsten Monat Sep- tember der Januar als trockenster gegenüber. Auf die vier Winter- monate November bis Februar kommen nur 18 %, auf die acht übrigen Monate des Jahres 82 % des ganzen Niederschlages, so dass sich die relativen Mengen für die gleiche Zeit wie 9 : 20 verhalten.
Es gibt nur wenige Gebiete der Erde, welche in Bezug auf die Menge und Vertheilung der jährlichen Niederschläge Japan gleichen. Am meisten dürfte das bei den Golfstaaten Nordamerikas der Fall sein, wo der Sommer ebenfalls die regenreichste Zeit des Jahres ist und auch die Regenhöhe derjenigen Japans gleichkommt. So hat Mobile 1626 mm, Baton Rouge 1528 mm, New-Orleans 1295 mm, St. Augustin 1092 mm Niederschlag.
In den Ebenen auf der Seite des Stillen Oceans ist der Schnee- fall unbedeutend. In Tôkio schneit es gewöhnlich 4—5 Mal im Januar und Februar und zuweilen im März. Selten ist die Schneedecke stärker als 10 cm und nur ausnahmsweise bleibt sie länger als 2—3 Tage liegen.
Ganz anders steht es im Norden und namentlich auf der Seite des Japanischen Meeres und in den Gebirgen. Insbesondere bieten die Provinzen des Hokuro-kudo zwischen 35° und 39° N. bemerkens- werthe klimatische Eigenthümlichkeiten dar. In den Thälern dieser Landschaft hüllt ein tiefer Schnee den Winter über den Boden ein, und es bedeckt ein düsterer Wolkenschleier den Himmel, so dass heitere Tage eine seltene Erscheinung sind. »Es ist, als ob es be- ständig regnen wollte«, drückte sich ein Eingeborener dieser Gegend dem Verfasser gegenüber mit Bezug auf diese Erscheinung aus. Dies gilt vor allem von den Provinzen Kaga, Noto und Echiu, aber auch Echigo, Shônai und Akita theilen im wesentlichen den Charakter dieses Winters.
Ueberraschend ist das verschiedene Aussehen des Himmels auf der Seite des Japanischen Meeres gegenüber dem Gebiete des Stillen Oceans während dieser Jahreszeit. Wenn man z. B. Anfangs December auf dem Wege von Niigata nach Tôkio nach langem Marsche durch tiefen Schnee im Gebirge endlich die Höhe von Mikuni-tôge erreicht hat, erblickt man ostwärts heiteren Himmel, der das Auge erfreut, während ein tiefer Wolkenschleier die Landschaft nach dem Japanischen
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VI. Klima.
des Landes eine sehr beträchtliche Menge Wasser aus; aber auch
der Monsunwechsel an und für sich hat um diese Zeit ansehnliche
Niederschläge zur Folge. Die Regenzeit im Frühsommer verspätet
sich weiter nördlich mehr und mehr und schliesst sich endlich auf
Yezo den Herbstregen an.
In Yokohama und Tôkio steht dem regenreichsten Monat Sep-
tember der Januar als trockenster gegenüber. Auf die vier Winter-
monate November bis Februar kommen nur 18 %, auf die acht übrigen
Monate des Jahres 82 % des ganzen Niederschlages, so dass sich die
relativen Mengen für die gleiche Zeit wie 9 : 20 verhalten.
Es gibt nur wenige Gebiete der Erde, welche in Bezug auf die
Menge und Vertheilung der jährlichen Niederschläge Japan gleichen.
Am meisten dürfte das bei den Golfstaaten Nordamerikas der Fall
sein, wo der Sommer ebenfalls die regenreichste Zeit des Jahres ist
und auch die Regenhöhe derjenigen Japans gleichkommt. So hat
Mobile 1626 mm, Baton Rouge 1528 mm, New-Orleans 1295 mm,
St. Augustin 1092 mm Niederschlag.
In den Ebenen auf der Seite des Stillen Oceans ist der Schnee-
fall unbedeutend. In Tôkio schneit es gewöhnlich 4—5 Mal im Januar
und Februar und zuweilen im März. Selten ist die Schneedecke
stärker als 10 cm und nur ausnahmsweise bleibt sie länger als 2—3
Tage liegen.
Ganz anders steht es im Norden und namentlich auf der Seite
des Japanischen Meeres und in den Gebirgen. Insbesondere bieten
die Provinzen des Hokuro-kudo zwischen 35° und 39° N. bemerkens-
werthe klimatische Eigenthümlichkeiten dar. In den Thälern dieser
Landschaft hüllt ein tiefer Schnee den Winter über den Boden ein,
und es bedeckt ein düsterer Wolkenschleier den Himmel, so dass
heitere Tage eine seltene Erscheinung sind. »Es ist, als ob es be-
ständig regnen wollte«, drückte sich ein Eingeborener dieser Gegend
dem Verfasser gegenüber mit Bezug auf diese Erscheinung aus. Dies
gilt vor allem von den Provinzen Kaga, Noto und Echiu, aber auch
Echigo, Shônai und Akita theilen im wesentlichen den Charakter
dieses Winters.
Ueberraschend ist das verschiedene Aussehen des Himmels auf
der Seite des Japanischen Meeres gegenüber dem Gebiete des Stillen
Oceans während dieser Jahreszeit. Wenn man z. B. Anfangs December
auf dem Wege von Niigata nach Tôkio nach langem Marsche durch
tiefen Schnee im Gebirge endlich die Höhe von Mikuni-tôge erreicht
hat, erblickt man ostwärts heiteren Himmel, der das Auge erfreut,
während ein tiefer Wolkenschleier die Landschaft nach dem Japanischen
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/162>, abgerufen am 24.11.2024.
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