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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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Allgemeiner Charakter desselben. Temperatur.
auf Yezo sinkt das Thermometer nur ausnahmsweise einmal auf -- 16°C.,
wie aus den angefügten Tabellen weiter ersichtlich. An den Küsten-
plätzen, mit Ausnahme der Insel Yezo, sind Frosttage, d. h. Tage,
an denen während 24 Stunden das Thermometer nicht über 0° steigt,
eine grosse Seltenheit und kommen südlich des 36. Breitegrades wohl
kaum noch vor.

Monsune und Meeresströmungen sind, wie schon hervorgehoben
wurde, neben der Insolation und orographischen Beschaffenheit der
japanischen Inseln die wichtigen Factoren, von denen der Charakter
ihres Klimas vornehmlich abhängt. In seinen Hauptzügen hierdurch
zwar feststehend, hat das Wetter dieses Gebietes im übrigen keines-
wegs Jahr für Jahr denselben normalen Verlauf, ist vielmehr grossen
Schwankungen unterworfen, wie dies auch bei den verschiedenartigen
und sich theilweise widerstreitenden Einflüssen leicht erklärlich ist.
Desshalb können auch hier nur vieljährige Beobachtungen, die bis
jetzt nur von wenigen Orten vorliegen, zur Feststellung sicherer
Durchschnittswerthe führen, auch wenn wir nicht gewillt sind, den
periodischen Veränderungen der Sonnenscheibe einen so grossen Ein-
fluss auf viele irdische Erscheinungen einzuräumen, wie er von den
weitgehenden Vertretern der Sonnenfleckentheorie behauptet wird.

Bisher hat man nur an wenigen Orten Japans über den täglichen
Gang der Temperatur zuverlässige Beobachtungen angestellt. Es er-
gibt sich aus denselben aber die wichtige Thatsache, dass hier wie
im übrigen nordöstlichen Monsungebiete die Zeit, während welcher
die Temperatur über dem Mittel steht, um etwa zwei Stunden kürzer
ist, als diejenige, während der sie den mittleren Stand nicht erreicht.
Im Sommer liegt nämlich das Minimum zwischen 2 und 3 Uhr Morgens,
im Winter gegen 3 Uhr, im Frühling um 4 Uhr und im Herbst
gegen 5 Uhr, während das Maximum fast das ganze Jahr hindurch
in die Zeit von 21/2 bis 3 Uhr Nachmittags fällt. Die mittlere täg-
liche Amplitude ist im allgemeinen geringer, als in den meisten Län-
dern unter gleicher Breite. Wie sehr dieselbe indess von dem Feuch-
tigkeitsgehalt der Luft abhängt, zeigt die nachstehende Zusammen-
stellung der Mittelwerthe derselben in den verschiedenen Monaten zu
Yokohama.

[Tabelle]

Hier entspricht z. B. die geringere Amplitude im Juni, Juli und
September mehr dem grösseren Feuchtigkeitsgehalte der Luft und
den reicheren Niederschlägen, als dem Grade der allgemeinen Er-

Allgemeiner Charakter desselben. Temperatur.
auf Yezo sinkt das Thermometer nur ausnahmsweise einmal auf — 16°C.,
wie aus den angefügten Tabellen weiter ersichtlich. An den Küsten-
plätzen, mit Ausnahme der Insel Yezo, sind Frosttage, d. h. Tage,
an denen während 24 Stunden das Thermometer nicht über 0° steigt,
eine grosse Seltenheit und kommen südlich des 36. Breitegrades wohl
kaum noch vor.

Monsune und Meeresströmungen sind, wie schon hervorgehoben
wurde, neben der Insolation und orographischen Beschaffenheit der
japanischen Inseln die wichtigen Factoren, von denen der Charakter
ihres Klimas vornehmlich abhängt. In seinen Hauptzügen hierdurch
zwar feststehend, hat das Wetter dieses Gebietes im übrigen keines-
wegs Jahr für Jahr denselben normalen Verlauf, ist vielmehr grossen
Schwankungen unterworfen, wie dies auch bei den verschiedenartigen
und sich theilweise widerstreitenden Einflüssen leicht erklärlich ist.
Desshalb können auch hier nur vieljährige Beobachtungen, die bis
jetzt nur von wenigen Orten vorliegen, zur Feststellung sicherer
Durchschnittswerthe führen, auch wenn wir nicht gewillt sind, den
periodischen Veränderungen der Sonnenscheibe einen so grossen Ein-
fluss auf viele irdische Erscheinungen einzuräumen, wie er von den
weitgehenden Vertretern der Sonnenfleckentheorie behauptet wird.

Bisher hat man nur an wenigen Orten Japans über den täglichen
Gang der Temperatur zuverlässige Beobachtungen angestellt. Es er-
gibt sich aus denselben aber die wichtige Thatsache, dass hier wie
im übrigen nordöstlichen Monsungebiete die Zeit, während welcher
die Temperatur über dem Mittel steht, um etwa zwei Stunden kürzer
ist, als diejenige, während der sie den mittleren Stand nicht erreicht.
Im Sommer liegt nämlich das Minimum zwischen 2 und 3 Uhr Morgens,
im Winter gegen 3 Uhr, im Frühling um 4 Uhr und im Herbst
gegen 5 Uhr, während das Maximum fast das ganze Jahr hindurch
in die Zeit von 2½ bis 3 Uhr Nachmittags fällt. Die mittlere täg-
liche Amplitude ist im allgemeinen geringer, als in den meisten Län-
dern unter gleicher Breite. Wie sehr dieselbe indess von dem Feuch-
tigkeitsgehalt der Luft abhängt, zeigt die nachstehende Zusammen-
stellung der Mittelwerthe derselben in den verschiedenen Monaten zu
Yokohama.

[Tabelle]

Hier entspricht z. B. die geringere Amplitude im Juni, Juli und
September mehr dem grösseren Feuchtigkeitsgehalte der Luft und
den reicheren Niederschlägen, als dem Grade der allgemeinen Er-

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[123/0145] Allgemeiner Charakter desselben. Temperatur. auf Yezo sinkt das Thermometer nur ausnahmsweise einmal auf — 16°C., wie aus den angefügten Tabellen weiter ersichtlich. An den Küsten- plätzen, mit Ausnahme der Insel Yezo, sind Frosttage, d. h. Tage, an denen während 24 Stunden das Thermometer nicht über 0° steigt, eine grosse Seltenheit und kommen südlich des 36. Breitegrades wohl kaum noch vor. Monsune und Meeresströmungen sind, wie schon hervorgehoben wurde, neben der Insolation und orographischen Beschaffenheit der japanischen Inseln die wichtigen Factoren, von denen der Charakter ihres Klimas vornehmlich abhängt. In seinen Hauptzügen hierdurch zwar feststehend, hat das Wetter dieses Gebietes im übrigen keines- wegs Jahr für Jahr denselben normalen Verlauf, ist vielmehr grossen Schwankungen unterworfen, wie dies auch bei den verschiedenartigen und sich theilweise widerstreitenden Einflüssen leicht erklärlich ist. Desshalb können auch hier nur vieljährige Beobachtungen, die bis jetzt nur von wenigen Orten vorliegen, zur Feststellung sicherer Durchschnittswerthe führen, auch wenn wir nicht gewillt sind, den periodischen Veränderungen der Sonnenscheibe einen so grossen Ein- fluss auf viele irdische Erscheinungen einzuräumen, wie er von den weitgehenden Vertretern der Sonnenfleckentheorie behauptet wird. Bisher hat man nur an wenigen Orten Japans über den täglichen Gang der Temperatur zuverlässige Beobachtungen angestellt. Es er- gibt sich aus denselben aber die wichtige Thatsache, dass hier wie im übrigen nordöstlichen Monsungebiete die Zeit, während welcher die Temperatur über dem Mittel steht, um etwa zwei Stunden kürzer ist, als diejenige, während der sie den mittleren Stand nicht erreicht. Im Sommer liegt nämlich das Minimum zwischen 2 und 3 Uhr Morgens, im Winter gegen 3 Uhr, im Frühling um 4 Uhr und im Herbst gegen 5 Uhr, während das Maximum fast das ganze Jahr hindurch in die Zeit von 2½ bis 3 Uhr Nachmittags fällt. Die mittlere täg- liche Amplitude ist im allgemeinen geringer, als in den meisten Län- dern unter gleicher Breite. Wie sehr dieselbe indess von dem Feuch- tigkeitsgehalt der Luft abhängt, zeigt die nachstehende Zusammen- stellung der Mittelwerthe derselben in den verschiedenen Monaten zu Yokohama. Hier entspricht z. B. die geringere Amplitude im Juni, Juli und September mehr dem grösseren Feuchtigkeitsgehalte der Luft und den reicheren Niederschlägen, als dem Grade der allgemeinen Er-

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/145>, abgerufen am 24.11.2024.