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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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Gebirge der Insel Hondo.
Gipfeln arctisch-alpine Sträucher und Kräuter auf, deren Beschaffen-
heit und Vergesellschaftung noch zu manchem interessanten Studium
Anlass geben wird. Eine genauere Erforschung dieses ganzen Ge-
birges ist noch ein pium desiderium. Von seinen beiden wichtigsten
Passübergängen wurde der nördlichere, Harinoki-toge (Erlenpass),
im Sommer 1878 von Satow und Hawes überschritten. Derselbe
liegt in der Route von Matsumoto am Sai-gawa nach To-yama in
Echiu, welche über Ikeda den Takase-gawa hinauf zum Passe und
dann hinunter zum Kurobe-gawa führt. Man fand diesen Gebirgs-
übergang an der Grenze von Echiu, Hida und Shinano 2400 Meter
hoch (etwa 7900 Fuss)*).

Nicht viel niedriger dürfte Hida-toge sein, über welchen man
auf dem Wege von Yabuhara am Nakasendo, oder auch von Matsu-
moto aus nach Taka-yama, der Hauptstadt von Hida, gelangt.
Der Tate-yama oder Riu-san in Echiu (2820 Meter) und der
Mi-take oder On-take in Hida sind bis jetzt die einzigen höheren
Gipfel, welche Europäer bestiegen haben, doch liegen sie etwas
ausserhalb der Kette nach Westen. In dieser selbst ragen in der
Ordnung von Norden nach Süden folgende Berge hervor: Kari-
yasubira, Gorio-san, Jiiga-take, Goroku, Yahatsuga-
take, Hato-mine
, vor allem aber der steilzackige Yariga-take
und der breite Norikura oder Sattelberg. Beide stehen dem On-
take
oder Mi-take mit 3004 Meter an Höhe wenig nach, aber
keiner kommt diesem an Ruhm gleich. Ein halbes Dutzend Kratere
liegen in einer Reihe, dem langen Rücken von Norden nach Süden
folgend. Doch nicht diese, sondern die imposante Berggestalt an und
für sich und der weite Blick, den er bei klarem Wetter fast nach
allen Richtungen gewährt, machten den On-take zum heiligen Berge
und bringen seinem Gipfel von Fukushima am Nakasendo aus jähr-
lich gegen 5000--6000 Besucher.

Wo die westliche Komaga-take-Kette im Ena-san,
Maya-san, Okabu
und Nakibiso-take an der Grenze von
Shinano und Mino dem Kiso-gawa eine andere Richtung anweist und
auf dem rechten Ufer der Yatate-yama (Ishi-yama) das Thal einengen
hilft, wendet sich auch der südliche Ausläufer des Schneegebirges
mehr nach Westen. Mit Höhen von 1000--1200 Meter begleitet er
den Kiso bis zum Einfluss des Hida-gawa hin. Die beträchtlicheren

*) Eine Beschreibung desselben und der dabei vorgefundenen Pflanzen in der
Japan Mail gehört zu dem Werthvollsten, was in geographischer und botanischer
Hinsicht über Reisen in Japan veröffentlicht worden ist.

Gebirge der Insel Hondo.
Gipfeln arctisch-alpine Sträucher und Kräuter auf, deren Beschaffen-
heit und Vergesellschaftung noch zu manchem interessanten Studium
Anlass geben wird. Eine genauere Erforschung dieses ganzen Ge-
birges ist noch ein pium desiderium. Von seinen beiden wichtigsten
Passübergängen wurde der nördlichere, Harinoki-tôge (Erlenpass),
im Sommer 1878 von Satow und Hawes überschritten. Derselbe
liegt in der Route von Matsumoto am Sai-gawa nach Tô-yama in
Echiu, welche über Ikeda den Takase-gawa hinauf zum Passe und
dann hinunter zum Kurobe-gawa führt. Man fand diesen Gebirgs-
übergang an der Grenze von Echiu, Hida und Shinano 2400 Meter
hoch (etwa 7900 Fuss)*).

Nicht viel niedriger dürfte Hida-tôge sein, über welchen man
auf dem Wege von Yabuhara am Nakasendô, oder auch von Matsu-
moto aus nach Taka-yama, der Hauptstadt von Hida, gelangt.
Der Tate-yama oder Riu-san in Echiu (2820 Meter) und der
Mi-take oder On-take in Hida sind bis jetzt die einzigen höheren
Gipfel, welche Europäer bestiegen haben, doch liegen sie etwas
ausserhalb der Kette nach Westen. In dieser selbst ragen in der
Ordnung von Norden nach Süden folgende Berge hervor: Kari-
yasubira, Goriô-san, Jiiga-take, Goroku, Yahatsuga-
take, Hato-mine
, vor allem aber der steilzackige Yariga-take
und der breite Norikura oder Sattelberg. Beide stehen dem On-
take
oder Mi-take mit 3004 Meter an Höhe wenig nach, aber
keiner kommt diesem an Ruhm gleich. Ein halbes Dutzend Kratere
liegen in einer Reihe, dem langen Rücken von Norden nach Süden
folgend. Doch nicht diese, sondern die imposante Berggestalt an und
für sich und der weite Blick, den er bei klarem Wetter fast nach
allen Richtungen gewährt, machten den On-take zum heiligen Berge
und bringen seinem Gipfel von Fukushima am Nakasendô aus jähr-
lich gegen 5000—6000 Besucher.

Wo die westliche Komaga-take-Kette im Ena-san,
Maya-san, Okabu
und Nakibiso-take an der Grenze von
Shinano und Mino dem Kiso-gawa eine andere Richtung anweist und
auf dem rechten Ufer der Yatate-yama (Ishi-yama) das Thal einengen
hilft, wendet sich auch der südliche Ausläufer des Schneegebirges
mehr nach Westen. Mit Höhen von 1000—1200 Meter begleitet er
den Kiso bis zum Einfluss des Hida-gawa hin. Die beträchtlicheren

*) Eine Beschreibung desselben und der dabei vorgefundenen Pflanzen in der
Japan Mail gehört zu dem Werthvollsten, was in geographischer und botanischer
Hinsicht über Reisen in Japan veröffentlicht worden ist.
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[85/0107] Gebirge der Insel Hondo. Gipfeln arctisch-alpine Sträucher und Kräuter auf, deren Beschaffen- heit und Vergesellschaftung noch zu manchem interessanten Studium Anlass geben wird. Eine genauere Erforschung dieses ganzen Ge- birges ist noch ein pium desiderium. Von seinen beiden wichtigsten Passübergängen wurde der nördlichere, Harinoki-tôge (Erlenpass), im Sommer 1878 von Satow und Hawes überschritten. Derselbe liegt in der Route von Matsumoto am Sai-gawa nach Tô-yama in Echiu, welche über Ikeda den Takase-gawa hinauf zum Passe und dann hinunter zum Kurobe-gawa führt. Man fand diesen Gebirgs- übergang an der Grenze von Echiu, Hida und Shinano 2400 Meter hoch (etwa 7900 Fuss) *). Nicht viel niedriger dürfte Hida-tôge sein, über welchen man auf dem Wege von Yabuhara am Nakasendô, oder auch von Matsu- moto aus nach Taka-yama, der Hauptstadt von Hida, gelangt. Der Tate-yama oder Riu-san in Echiu (2820 Meter) und der Mi-take oder On-take in Hida sind bis jetzt die einzigen höheren Gipfel, welche Europäer bestiegen haben, doch liegen sie etwas ausserhalb der Kette nach Westen. In dieser selbst ragen in der Ordnung von Norden nach Süden folgende Berge hervor: Kari- yasubira, Goriô-san, Jiiga-take, Goroku, Yahatsuga- take, Hato-mine, vor allem aber der steilzackige Yariga-take und der breite Norikura oder Sattelberg. Beide stehen dem On- take oder Mi-take mit 3004 Meter an Höhe wenig nach, aber keiner kommt diesem an Ruhm gleich. Ein halbes Dutzend Kratere liegen in einer Reihe, dem langen Rücken von Norden nach Süden folgend. Doch nicht diese, sondern die imposante Berggestalt an und für sich und der weite Blick, den er bei klarem Wetter fast nach allen Richtungen gewährt, machten den On-take zum heiligen Berge und bringen seinem Gipfel von Fukushima am Nakasendô aus jähr- lich gegen 5000—6000 Besucher. Wo die westliche Komaga-take-Kette im Ena-san, Maya-san, Okabu und Nakibiso-take an der Grenze von Shinano und Mino dem Kiso-gawa eine andere Richtung anweist und auf dem rechten Ufer der Yatate-yama (Ishi-yama) das Thal einengen hilft, wendet sich auch der südliche Ausläufer des Schneegebirges mehr nach Westen. Mit Höhen von 1000—1200 Meter begleitet er den Kiso bis zum Einfluss des Hida-gawa hin. Die beträchtlicheren *) Eine Beschreibung desselben und der dabei vorgefundenen Pflanzen in der Japan Mail gehört zu dem Werthvollsten, was in geographischer und botanischer Hinsicht über Reisen in Japan veröffentlicht worden ist.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/107>, abgerufen am 28.11.2024.