Der ganzen Nordostgrenze der Provinz Kai entlang, sich einer- seits nach Shinano, anderseits nach Musashi, wenn auch mit abneh- mender Höhe, weiter fortsetzend, gewahren wir ein bemerkenswerthes Gebirge, welches wir nach dem bekanntesten Berge, etwa in der Mitte des ganzen Zuges, dem Kinpo-san*), benennen. Diese von SO. nach NW. gerichtete Gebirgskette schliesst sich im Kobushi-yama der vorerwähnten an, scheidet zuerst von hier bis über Wata-toge hinaus Chikuma-gawa von Fuji-kawa und Tenriu-gawa, dann in seinem nordwestlichen Ausläufer den Chikuma vom Sai-gawa. Nach Südosten wird das Quellgebiet des Ara-gawa und des Tama-gawa vom Baniu- gawa geschieden. Unter den Bergen, welche hier in den Verzwei- gungen des Gebirges besonders hervorragen, ist der Buko-san oder Chishibu-yama zu nennen, welcher in nordwestlicher Richtung von Tokio weithin sichtbar ist. Seine Höhe wird zu 1412 Meter an- gegeben. Gemessene Höhen: Wada-toge am Nakasendo 1646 Meter, Tateshina 2400 Meter (nach Schätzung), Yatsuga-take 2725 Meter, Kinpo-san 2525 Meter, Kobushi-yama 2000--2400 Meter, an der Grenze von Shinano, Kai und Musashi, Kobotoke-toge 1400 Meter, beim Uebergang aus dem Baniu-gawa-Thale in das Ge- biet des Tama-gawa, Yanagisawa-toge 1413 Meter aus dem Tama-gawa-Thal zum Fuyefuki-gawa.
Ein Zweig dieses Gebirges, vorwiegend aus Granit, Syenit und anderen krystallinischen Gesteinen bestehend, zieht als Wasserscheide zwischen dem oberen Baniu-gawa (Katzura-gawa) und Fuyefuki-gawa gen Südwesten gegen den Fuji-san und setzt sich hier, die niedrigen Vorberge auf dessen Nordseite bildend, weiter bis zum unteren Fuji- kawa fort. Die beiden bemerkenswerthesten Pässe über denselben, den Misaka-toge von Kamiyoshida am Fuji nach Kofu und den Sasago-toge am Koshiu-kaido fand ich 1563, beziehungsweise 1064 Meter hoch. Als höchster Gipfel darf der Tenmoku-san nördlich vom Sasago-toge mit etwa 1800 Meter Höhe angesehen werden. Dieser Gebirgszug trennt Tsuru-gori vom übrigen Kai. Dieses ent- wässert der Fujikawa, den Kreis Tsuru dagegen der Baniu-gawa.
Wo Musashi, Kai und Sagami zusammenstossen, zweigt sich ein zweiter Gebirgsast gen Süden ab und bildet die Grenze des Kuwanto bis zur Halbinsel Setsu hin zwischen Musashi und Sagami einerseits, Kai und Suruga anderseits. Das Gebirge nimmt südwärts an Höhe zu, besteht hier aus doleritischer Lava und erreicht 1000--1300 Meter
*) Der Kinpo-san war und ist der berühmte Lieferant des schönen Suisho oder Bergkrystalls.
IV. Orographie.
Der ganzen Nordostgrenze der Provinz Kai entlang, sich einer- seits nach Shinano, anderseits nach Musashi, wenn auch mit abneh- mender Höhe, weiter fortsetzend, gewahren wir ein bemerkenswerthes Gebirge, welches wir nach dem bekanntesten Berge, etwa in der Mitte des ganzen Zuges, dem Kinpo-san*), benennen. Diese von SO. nach NW. gerichtete Gebirgskette schliesst sich im Kobushi-yama der vorerwähnten an, scheidet zuerst von hier bis über Wata-tôge hinaus Chikuma-gawa von Fuji-kawa und Tenriu-gawa, dann in seinem nordwestlichen Ausläufer den Chikuma vom Sai-gawa. Nach Südosten wird das Quellgebiet des Ara-gawa und des Tama-gawa vom Baniu- gawa geschieden. Unter den Bergen, welche hier in den Verzwei- gungen des Gebirges besonders hervorragen, ist der Bukô-san oder Chishibu-yama zu nennen, welcher in nordwestlicher Richtung von Tôkio weithin sichtbar ist. Seine Höhe wird zu 1412 Meter an- gegeben. Gemessene Höhen: Wada-tôge am Nakasendô 1646 Meter, Tateshina 2400 Meter (nach Schätzung), Yatsuga-take 2725 Meter, Kinpo-san 2525 Meter, Kobushi-yama 2000—2400 Meter, an der Grenze von Shinano, Kai und Musashi, Kobotoke-tôge 1400 Meter, beim Uebergang aus dem Baniu-gawa-Thale in das Ge- biet des Tama-gawa, Yanagisawa-tôge 1413 Meter aus dem Tama-gawa-Thal zum Fuyefuki-gawa.
Ein Zweig dieses Gebirges, vorwiegend aus Granit, Syenit und anderen krystallinischen Gesteinen bestehend, zieht als Wasserscheide zwischen dem oberen Baniu-gawa (Katzura-gawa) und Fuyefuki-gawa gen Südwesten gegen den Fuji-san und setzt sich hier, die niedrigen Vorberge auf dessen Nordseite bildend, weiter bis zum unteren Fuji- kawa fort. Die beiden bemerkenswerthesten Pässe über denselben, den Misaka-tôge von Kamiyoshida am Fuji nach Kofu und den Sasago-tôge am Kôshiu-kaido fand ich 1563, beziehungsweise 1064 Meter hoch. Als höchster Gipfel darf der Tenmoku-san nördlich vom Sasago-tôge mit etwa 1800 Meter Höhe angesehen werden. Dieser Gebirgszug trennt Tsuru-gori vom übrigen Kai. Dieses ent- wässert der Fujikawa, den Kreis Tsuru dagegen der Baniu-gawa.
Wo Musashi, Kai und Sagami zusammenstossen, zweigt sich ein zweiter Gebirgsast gen Süden ab und bildet die Grenze des Kuwantô bis zur Halbinsel Setsu hin zwischen Musashi und Sagami einerseits, Kai und Suruga anderseits. Das Gebirge nimmt südwärts an Höhe zu, besteht hier aus doleritischer Lava und erreicht 1000—1300 Meter
*) Der Kinpo-san war und ist der berühmte Lieferant des schönen Suishô oder Bergkrystalls.
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IV. Orographie.
Der ganzen Nordostgrenze der Provinz Kai entlang, sich einer-
seits nach Shinano, anderseits nach Musashi, wenn auch mit abneh-
mender Höhe, weiter fortsetzend, gewahren wir ein bemerkenswerthes
Gebirge, welches wir nach dem bekanntesten Berge, etwa in der Mitte
des ganzen Zuges, dem Kinpo-san *), benennen. Diese von SO.
nach NW. gerichtete Gebirgskette schliesst sich im Kobushi-yama
der vorerwähnten an, scheidet zuerst von hier bis über Wata-tôge
hinaus Chikuma-gawa von Fuji-kawa und Tenriu-gawa, dann in seinem
nordwestlichen Ausläufer den Chikuma vom Sai-gawa. Nach Südosten
wird das Quellgebiet des Ara-gawa und des Tama-gawa vom Baniu-
gawa geschieden. Unter den Bergen, welche hier in den Verzwei-
gungen des Gebirges besonders hervorragen, ist der Bukô-san oder
Chishibu-yama zu nennen, welcher in nordwestlicher Richtung
von Tôkio weithin sichtbar ist. Seine Höhe wird zu 1412 Meter an-
gegeben. Gemessene Höhen: Wada-tôge am Nakasendô 1646 Meter,
Tateshina 2400 Meter (nach Schätzung), Yatsuga-take 2725
Meter, Kinpo-san 2525 Meter, Kobushi-yama 2000—2400 Meter,
an der Grenze von Shinano, Kai und Musashi, Kobotoke-tôge
1400 Meter, beim Uebergang aus dem Baniu-gawa-Thale in das Ge-
biet des Tama-gawa, Yanagisawa-tôge 1413 Meter aus dem
Tama-gawa-Thal zum Fuyefuki-gawa.
Ein Zweig dieses Gebirges, vorwiegend aus Granit, Syenit und
anderen krystallinischen Gesteinen bestehend, zieht als Wasserscheide
zwischen dem oberen Baniu-gawa (Katzura-gawa) und Fuyefuki-gawa
gen Südwesten gegen den Fuji-san und setzt sich hier, die niedrigen
Vorberge auf dessen Nordseite bildend, weiter bis zum unteren Fuji-
kawa fort. Die beiden bemerkenswerthesten Pässe über denselben,
den Misaka-tôge von Kamiyoshida am Fuji nach Kofu und den
Sasago-tôge am Kôshiu-kaido fand ich 1563, beziehungsweise
1064 Meter hoch. Als höchster Gipfel darf der Tenmoku-san
nördlich vom Sasago-tôge mit etwa 1800 Meter Höhe angesehen werden.
Dieser Gebirgszug trennt Tsuru-gori vom übrigen Kai. Dieses ent-
wässert der Fujikawa, den Kreis Tsuru dagegen der Baniu-gawa.
Wo Musashi, Kai und Sagami zusammenstossen, zweigt sich ein
zweiter Gebirgsast gen Süden ab und bildet die Grenze des Kuwantô
bis zur Halbinsel Setsu hin zwischen Musashi und Sagami einerseits,
Kai und Suruga anderseits. Das Gebirge nimmt südwärts an Höhe
zu, besteht hier aus doleritischer Lava und erreicht 1000—1300 Meter
*) Der Kinpo-san war und ist der berühmte Lieferant des schönen Suishô oder
Bergkrystalls.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/102>, abgerufen am 28.11.2024.
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