war, daß es vom Blitze getroffen sey: sonst war das Kreutz, die Fahne und der Knopf und die Stange nicht beschädiget. Es war diese Stange 2 Zoll dick, auf 10. Fuß tief in den Steinen der Thurmspitze eingefasset und mit Bley umgossen. Die öbern Steine, darinn die Stange steckte, hatte auch noch nicht gelitten: da aber, wo die Stange aufgehöret, hatte der Blitz angefangen, seine schmetternde Kraft zu zeigen, den Stein, darauf die Stange ruhete, durchgeschlagen, und nebst den umliegenden, in verschiedene Stücke zersprenget, auch einige grosse Stücke vom Thurme weggeworfen. Darauf hatte er, etwas weiter unten, einige eiserne Klammern an den Quadersteinen der Thurm- spitze, und noch tiefer eiserne rund um in den Steinen versteckte Verbindungsanker angetrof- fen. Es war ferner von einer Weite zur andern eine Menge Eisenwerk in diesem Thurme ange- bracht, um die nöthige Festigkeit zu erhalten. So wurden nicht allein die Schwibbögen und Fenstergesimse mit eisernen Querstangen gehal- ten, sondern es lagen auch ein Paar Roste von eisernen Stangen, der eine unter der Pyramide, der andere unter dem nächsten Absatze, quer durch den Thurm, und solche waren gleichfals rund umher mit eisernen Ankern, welche man in den gehauenen Steinen befestiget hatte, ver- bunden. Nun zeigte es sich klärlich, wie der Blitz von einem Eisen zum andern gesprungen sey, um die Enden derselben sich ausgedehnet, und bey solchen Stellen, wo er an seinem Fort-
gange
war, daß es vom Blitze getroffen ſey: ſonſt war das Kreutz, die Fahne und der Knopf und die Stange nicht beſchaͤdiget. Es war dieſe Stange 2 Zoll dick, auf 10. Fuß tief in den Steinen der Thurmſpitze eingefaſſet und mit Bley umgoſſen. Die oͤbern Steine, darinn die Stange ſteckte, hatte auch noch nicht gelitten: da aber, wo die Stange aufgehoͤret, hatte der Blitz angefangen, ſeine ſchmetternde Kraft zu zeigen, den Stein, darauf die Stange ruhete, durchgeſchlagen, und nebſt den umliegenden, in verſchiedene Stuͤcke zerſprenget, auch einige groſſe Stuͤcke vom Thurme weggeworfen. Darauf hatte er, etwas weiter unten, einige eiſerne Klammern an den Quaderſteinen der Thurm- ſpitze, und noch tiefer eiſerne rund um in den Steinen verſteckte Verbindungsanker angetrof- fen. Es war ferner von einer Weite zur andern eine Menge Eiſenwerk in dieſem Thurme ange- bracht, um die noͤthige Feſtigkeit zu erhalten. So wurden nicht allein die Schwibboͤgen und Fenſtergeſimſe mit eiſernen Querſtangen gehal- ten, ſondern es lagen auch ein Paar Roſte von eiſernen Stangen, der eine unter der Pyramide, der andere unter dem naͤchſten Abſatze, quer durch den Thurm, und ſolche waren gleichfals rund umher mit eiſernen Ankern, welche man in den gehauenen Steinen befeſtiget hatte, ver- bunden. Nun zeigte es ſich klaͤrlich, wie der Blitz von einem Eiſen zum andern geſprungen ſey, um die Enden derſelben ſich ausgedehnet, und bey ſolchen Stellen, wo er an ſeinem Fort-
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war, daß es vom Blitze getroffen ſey: ſonſt
war das Kreutz, die Fahne und der Knopf und
die Stange nicht beſchaͤdiget. Es war dieſe
Stange 2 Zoll dick, auf 10. Fuß tief in den
Steinen der Thurmſpitze eingefaſſet und mit
Bley umgoſſen. Die oͤbern Steine, darinn die
Stange ſteckte, hatte auch noch nicht gelitten:
da aber, wo die Stange aufgehoͤret, hatte der
Blitz angefangen, ſeine ſchmetternde Kraft zu
zeigen, den Stein, darauf die Stange ruhete,
durchgeſchlagen, und nebſt den umliegenden, in
verſchiedene Stuͤcke zerſprenget, auch einige groſſe
Stuͤcke vom Thurme weggeworfen. Darauf
hatte er, etwas weiter unten, einige eiſerne
Klammern an den Quaderſteinen der Thurm-
ſpitze, und noch tiefer eiſerne rund um in den
Steinen verſteckte Verbindungsanker angetrof-
fen. Es war ferner von einer Weite zur andern
eine Menge Eiſenwerk in dieſem Thurme ange-
bracht, um die noͤthige Feſtigkeit zu erhalten.
So wurden nicht allein die Schwibboͤgen und
Fenſtergeſimſe mit eiſernen Querſtangen gehal-
ten, ſondern es lagen auch ein Paar Roſte von
eiſernen Stangen, der eine unter der Pyramide,
der andere unter dem naͤchſten Abſatze, quer
durch den Thurm, und ſolche waren gleichfals
rund umher mit eiſernen Ankern, welche man
in den gehauenen Steinen befeſtiget hatte, ver-
bunden. Nun zeigte es ſich klaͤrlich, wie der
Blitz von einem Eiſen zum andern geſprungen
ſey, um die Enden derſelben ſich ausgedehnet,
und bey ſolchen Stellen, wo er an ſeinem Fort-
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Reimarus, Johann Albert Heinrich: Die Ursache des Einschlagens vom Blitze. Langensalza, 1769, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reimarus_blitze_1769/8>, abgerufen am 16.02.2025.
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