Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reimarus, Johann Albert Heinrich: Die Ursache des Einschlagens vom Blitze. Langensalza, 1769.

Bild:
<< vorherige Seite

durch die beobachtete Aehnlichkeit des Blitzes
mit den elektrischen Erfahrungen, dabey er vor-
zügliche Scharfsinnigkeit bezeiget hat, geführet
worden, und sie wurden hernach auch durch Be-
merkungen bey würklichen Wetterschlägen viel-
fältig bestätiget. So erzehlet er z. E. *) eine
Beobachtung von einem Thurme zu Newbury
in Neuengland, welcher von Holz gebauet, und
mit der Spitze 140. Fuß hoch war. In des-
sen Mitte hing die Stundenglocke. Als nun
1754. ein starker Wetterstrahl auf diesen Thurm
fuhr, ward die hölzerne Spitze, welche 70 Fuß
über die Glocke erhaben war, und oben eine
Wetterfahne trug, gänzlich in Stücken, und
aus einander geschlagen. Von dem Hammer
der Glocke aber ging ein dünner eiserner Drath
durch zween Böden zur Uhr, welche 20 Fuß
niedriger im Thurm war. Dieser ward bis auf
die beyden Enden gänzlich vom Blitze zerstäubet.
Hernach war der Strahl noch längst der Pen-
dulstange von der Uhr, welche als eine Schreib-
feder dick war, herunter gegangen. So weit
nun theils der dünne obgleich vom Blitze zer-
schmolzene Drath, theils die Pendulstange,
welche unversehrt geblieben, heruntergereichet,
war das Gebäude nicht beschädiget, und nur
einige Zeichen von dem Zuge des Blitzes daran
zu sehen, unterwärts aber war es bis auf die
Grundmauer wieder sehr zerschmettert. Es sind
auch an andern Orten verschiedene ähnliche Be-

mer-
*) Phil. Trans. Vol. XLIX. p. 307.
B 2

durch die beobachtete Aehnlichkeit des Blitzes
mit den elektriſchen Erfahrungen, dabey er vor-
zuͤgliche Scharfſinnigkeit bezeiget hat, gefuͤhret
worden, und ſie wurden hernach auch durch Be-
merkungen bey wuͤrklichen Wetterſchlaͤgen viel-
faͤltig beſtaͤtiget. So erzehlet er z. E. *) eine
Beobachtung von einem Thurme zu Newbury
in Neuengland, welcher von Holz gebauet, und
mit der Spitze 140. Fuß hoch war. In deſ-
ſen Mitte hing die Stundenglocke. Als nun
1754. ein ſtarker Wetterſtrahl auf dieſen Thurm
fuhr, ward die hoͤlzerne Spitze, welche 70 Fuß
uͤber die Glocke erhaben war, und oben eine
Wetterfahne trug, gaͤnzlich in Stuͤcken, und
aus einander geſchlagen. Von dem Hammer
der Glocke aber ging ein duͤnner eiſerner Drath
durch zween Boͤden zur Uhr, welche 20 Fuß
niedriger im Thurm war. Dieſer ward bis auf
die beyden Enden gaͤnzlich vom Blitze zerſtaͤubet.
Hernach war der Strahl noch laͤngſt der Pen-
dulſtange von der Uhr, welche als eine Schreib-
feder dick war, herunter gegangen. So weit
nun theils der duͤnne obgleich vom Blitze zer-
ſchmolzene Drath, theils die Pendulſtange,
welche unverſehrt geblieben, heruntergereichet,
war das Gebaͤude nicht beſchaͤdiget, und nur
einige Zeichen von dem Zuge des Blitzes daran
zu ſehen, unterwaͤrts aber war es bis auf die
Grundmauer wieder ſehr zerſchmettert. Es ſind
auch an andern Orten verſchiedene aͤhnliche Be-

mer-
*) Phil. Tranſ. Vol. XLIX. p. 307.
B 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0019" n="19"/>
durch die beobachtete Aehnlichkeit des Blitzes<lb/>
mit den elektri&#x017F;chen Erfahrungen, dabey er vor-<lb/>
zu&#x0364;gliche Scharf&#x017F;innigkeit bezeiget hat, gefu&#x0364;hret<lb/>
worden, und &#x017F;ie wurden hernach auch durch Be-<lb/>
merkungen bey wu&#x0364;rklichen Wetter&#x017F;chla&#x0364;gen viel-<lb/>
fa&#x0364;ltig be&#x017F;ta&#x0364;tiget. So erzehlet er z. E. <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#aq">Phil. Tran&#x017F;. Vol. XLIX. p.</hi> 307.</note> eine<lb/>
Beobachtung von einem Thurme zu Newbury<lb/>
in Neuengland, welcher von Holz gebauet, und<lb/>
mit der Spitze 140. Fuß hoch war. In de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Mitte hing die Stundenglocke. Als nun<lb/>
1754. ein &#x017F;tarker Wetter&#x017F;trahl auf die&#x017F;en Thurm<lb/>
fuhr, ward die ho&#x0364;lzerne Spitze, welche 70 Fuß<lb/>
u&#x0364;ber die Glocke erhaben war, und oben eine<lb/>
Wetterfahne trug, ga&#x0364;nzlich in Stu&#x0364;cken, und<lb/>
aus einander ge&#x017F;chlagen. Von dem Hammer<lb/>
der Glocke aber ging ein du&#x0364;nner ei&#x017F;erner Drath<lb/>
durch zween Bo&#x0364;den zur Uhr, welche 20 Fuß<lb/>
niedriger im Thurm war. Die&#x017F;er ward bis auf<lb/>
die beyden Enden ga&#x0364;nzlich vom Blitze zer&#x017F;ta&#x0364;ubet.<lb/>
Hernach war der Strahl noch la&#x0364;ng&#x017F;t der Pen-<lb/>
dul&#x017F;tange von der Uhr, welche als eine Schreib-<lb/>
feder dick war, herunter gegangen. So weit<lb/>
nun theils der du&#x0364;nne obgleich vom Blitze zer-<lb/>
&#x017F;chmolzene Drath, theils die Pendul&#x017F;tange,<lb/>
welche unver&#x017F;ehrt geblieben, heruntergereichet,<lb/>
war das Geba&#x0364;ude nicht be&#x017F;cha&#x0364;diget, und nur<lb/>
einige Zeichen von dem Zuge des Blitzes daran<lb/>
zu &#x017F;ehen, unterwa&#x0364;rts aber war es bis auf die<lb/>
Grundmauer wieder &#x017F;ehr zer&#x017F;chmettert. Es &#x017F;ind<lb/>
auch an andern Orten ver&#x017F;chiedene a&#x0364;hnliche Be-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B 2</fw><fw place="bottom" type="catch">mer-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[19/0019] durch die beobachtete Aehnlichkeit des Blitzes mit den elektriſchen Erfahrungen, dabey er vor- zuͤgliche Scharfſinnigkeit bezeiget hat, gefuͤhret worden, und ſie wurden hernach auch durch Be- merkungen bey wuͤrklichen Wetterſchlaͤgen viel- faͤltig beſtaͤtiget. So erzehlet er z. E. *) eine Beobachtung von einem Thurme zu Newbury in Neuengland, welcher von Holz gebauet, und mit der Spitze 140. Fuß hoch war. In deſ- ſen Mitte hing die Stundenglocke. Als nun 1754. ein ſtarker Wetterſtrahl auf dieſen Thurm fuhr, ward die hoͤlzerne Spitze, welche 70 Fuß uͤber die Glocke erhaben war, und oben eine Wetterfahne trug, gaͤnzlich in Stuͤcken, und aus einander geſchlagen. Von dem Hammer der Glocke aber ging ein duͤnner eiſerner Drath durch zween Boͤden zur Uhr, welche 20 Fuß niedriger im Thurm war. Dieſer ward bis auf die beyden Enden gaͤnzlich vom Blitze zerſtaͤubet. Hernach war der Strahl noch laͤngſt der Pen- dulſtange von der Uhr, welche als eine Schreib- feder dick war, herunter gegangen. So weit nun theils der duͤnne obgleich vom Blitze zer- ſchmolzene Drath, theils die Pendulſtange, welche unverſehrt geblieben, heruntergereichet, war das Gebaͤude nicht beſchaͤdiget, und nur einige Zeichen von dem Zuge des Blitzes daran zu ſehen, unterwaͤrts aber war es bis auf die Grundmauer wieder ſehr zerſchmettert. Es ſind auch an andern Orten verſchiedene aͤhnliche Be- mer- *) Phil. Tranſ. Vol. XLIX. p. 307. B 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die vorliegende Ausgabe ist die zweiten Auflage, … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reimarus_blitze_1769
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reimarus_blitze_1769/19
Zitationshilfe: Reimarus, Johann Albert Heinrich: Die Ursache des Einschlagens vom Blitze. Langensalza, 1769, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reimarus_blitze_1769/19>, abgerufen am 21.11.2024.