Reil, Johann Christian: Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle, 1803.Ort vorträgt, und auf welche jeder Umstand ihn Dann kann der Blödsinn einfach oder *) Hoffbauer l. c. 2 B. 101-106 S. -- Der stum-
pfe Kopf ermangelt des Witzes, der Dummkopf des Verstandes. In dem ersten Falle fehlt die Behendigkeit etwas zu fassen, die Ideen zu ver- knüpfen, und die vorhandnen Gedanken schnell in die passlichsten Zeichen einzukleiden. Die Anwendung des Verstandes in der Beurtheilung der Handgriffe, Ränke, Kunstgriffe und Maxi- men, nach denen sich die Menschen gewöhnlich in der grossen Welt behandeln, heisst Ver- schmitztheit, und ihr Gegentheil ist Einfalt. Ein Mensch, dem jene aus Mangel an Urtheilskraft fehlt, heisst ein Tropf, Pinsel. Allein auch dem verständigen und redlichen Mann kann diese Schlauigkeit fehlen. Er mag in dies verwickelte Spiel nicht eindringen, weil es ihm verächtlich ist, oder es hat ihm an Gelegenheit gefehlt, die Welt in der Masque kennen zu lernen, oder er hat eine zu gute Meinung von den Menschen, um sich einen so verächtlichen Begriff von ihnen machen zu können. Er heisst ein guter Mann, und giebt zu lachen, wenn er in die Schlinge der Intrigue und Weltpolitik gerathen ist. Reils Fieberlehre, 4 Band, 317 S. Ort vorträgt, und auf welche jeder Umſtand ihn Dann kann der Blödſinn einfach oder *) Hoffbauer l. c. 2 B. 101-106 S. — Der ſtum-
pfe Kopf ermangelt des Witzes, der Dummkopf des Verſtandes. In dem erſten Falle fehlt die Behendigkeit etwas zu faſſen, die Ideen zu ver- knüpfen, und die vorhandnen Gedanken ſchnell in die paſslichſten Zeichen einzukleiden. Die Anwendung des Verſtandes in der Beurtheilung der Handgriffe, Ränke, Kunſtgriffe und Maxi- men, nach denen ſich die Menſchen gewöhnlich in der groſsen Welt behandeln, heiſst Ver- ſchmitztheit, und ihr Gegentheil iſt Einfalt. Ein Menſch, dem jene aus Mangel an Urtheilskraft fehlt, heiſst ein Tropf, Pinſel. Allein auch dem verſtändigen und redlichen Mann kann dieſe Schlauigkeit fehlen. Er mag in dies verwickelte Spiel nicht eindringen, weil es ihm verächtlich iſt, oder es hat ihm an Gelegenheit gefehlt, die Welt in der Masque kennen zu lernen, oder er hat eine zu gute Meinung von den Menſchen, um ſich einen ſo verächtlichen Begriff von ihnen machen zu können. Er heiſst ein guter Mann, und giebt zu lachen, wenn er in die Schlinge der Intrigue und Weltpolitik gerathen iſt. Reils Fieberlehre, 4 Band, 317 S. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0429" n="424"/> Ort vorträgt, und auf welche jeder Umſtand ihn<lb/> abführt <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#g">Hoffbauer</hi> l. c. 2 B. 101-106 S. — Der ſtum-<lb/> pfe Kopf ermangelt des Witzes, der Dummkopf<lb/> des Verſtandes. In dem erſten Falle fehlt die<lb/> Behendigkeit etwas zu faſſen, die Ideen zu ver-<lb/> knüpfen, und die vorhandnen Gedanken ſchnell<lb/> in die paſslichſten Zeichen einzukleiden. Die<lb/> Anwendung des Verſtandes in der Beurtheilung<lb/> der Handgriffe, Ränke, Kunſtgriffe und Maxi-<lb/> men, nach denen ſich die Menſchen gewöhnlich<lb/> in der groſsen Welt behandeln, heiſst Ver-<lb/> ſchmitztheit, und ihr Gegentheil iſt Einfalt. Ein<lb/> Menſch, dem jene aus Mangel an Urtheilskraft<lb/> fehlt, heiſst ein Tropf, Pinſel. Allein auch dem<lb/> verſtändigen und redlichen Mann kann dieſe<lb/> Schlauigkeit fehlen. Er mag in dies verwickelte<lb/> Spiel nicht eindringen, weil es ihm verächtlich<lb/> iſt, oder es hat ihm an Gelegenheit gefehlt, die<lb/> Welt in der Masque kennen zu lernen, oder er<lb/> hat eine zu gute Meinung von den Menſchen, um<lb/> ſich einen ſo verächtlichen Begriff von ihnen<lb/> machen zu können. Er heiſst ein guter Mann,<lb/> und giebt zu lachen, wenn er in die Schlinge<lb/> der Intrigue und Weltpolitik gerathen iſt. <hi rendition="#g">Reils</hi><lb/> Fieberlehre, 4 Band, 317 S.</note>.</p><lb/> <p>Dann kann der Blödſinn <hi rendition="#g">einfach</hi> oder<lb/><hi rendition="#g">zuſammengeſetzt</hi> ſeyn. In ſeiner einfach-<lb/> ſten Geſtalt zeigt er ſich in der Dummheit, die<lb/> ohne andere Krankheiten iſt. Er iſt oft zuſam-<lb/> mengeſetzt mit Fallſuchten und Lähmungen. Er<lb/> kann verbunden ſeyn mit fixem Wahn und Tob-<lb/> ſucht, dies vorzüglich, wenn er Folge dieſer<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [424/0429]
Ort vorträgt, und auf welche jeder Umſtand ihn
abführt *).
Dann kann der Blödſinn einfach oder
zuſammengeſetzt ſeyn. In ſeiner einfach-
ſten Geſtalt zeigt er ſich in der Dummheit, die
ohne andere Krankheiten iſt. Er iſt oft zuſam-
mengeſetzt mit Fallſuchten und Lähmungen. Er
kann verbunden ſeyn mit fixem Wahn und Tob-
ſucht, dies vorzüglich, wenn er Folge dieſer
*) Hoffbauer l. c. 2 B. 101-106 S. — Der ſtum-
pfe Kopf ermangelt des Witzes, der Dummkopf
des Verſtandes. In dem erſten Falle fehlt die
Behendigkeit etwas zu faſſen, die Ideen zu ver-
knüpfen, und die vorhandnen Gedanken ſchnell
in die paſslichſten Zeichen einzukleiden. Die
Anwendung des Verſtandes in der Beurtheilung
der Handgriffe, Ränke, Kunſtgriffe und Maxi-
men, nach denen ſich die Menſchen gewöhnlich
in der groſsen Welt behandeln, heiſst Ver-
ſchmitztheit, und ihr Gegentheil iſt Einfalt. Ein
Menſch, dem jene aus Mangel an Urtheilskraft
fehlt, heiſst ein Tropf, Pinſel. Allein auch dem
verſtändigen und redlichen Mann kann dieſe
Schlauigkeit fehlen. Er mag in dies verwickelte
Spiel nicht eindringen, weil es ihm verächtlich
iſt, oder es hat ihm an Gelegenheit gefehlt, die
Welt in der Masque kennen zu lernen, oder er
hat eine zu gute Meinung von den Menſchen, um
ſich einen ſo verächtlichen Begriff von ihnen
machen zu können. Er heiſst ein guter Mann,
und giebt zu lachen, wenn er in die Schlinge
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