fallen. Der Reiz zur Leibes-Nothdurft macht kei- nen Eindruck auf ihr Gemeingefühl. Sie entle- digen sich überall, aus Mangel an Besonnenheit; oder gar nicht, aus Gefühllosigkeit, bis die Harnblase und der After von den angesammleten Excrementen zersprengt wird.
Mit dem Mangel der Gefühle und Vorstel- lungen steht die Apathie der Blödsinnigen und die Trägheit ihres Begehrungsvermö- gens im Verhältniss. Sie begreifen den Werth der Ehre, Habe, Gesundheit und anderer Glücksgüter nicht und sind daher gefühlloss für diese Gegenstände, die doch durch ihr allgemei- nes Interesse jeden Menschen anziehn. Sie sind entweder ganz ohne Leidenschaften oder ereifern sich über einen leeren Tand, ergötzen sich an Spielwerken und fürchten die Ruthe. Ihre leiden- schaftlichen Aeusserungen sind flüchtige Aufbrau- sungen, die so schnell wieder vergehn als sie ent- standen sind, weil ihre Aufmerksamkeit auf kei- nem Gegenstand lange haften kann. Daher sind sie auch meistens gutmüthig, selten auffahrend und eigensinnig. Selbst ihre sinnlichen Triebe und Begierden, die sich auf körperliche Gefühle der Lust und Unlust beziehn, sind stumpf. Doch sollen einige viele Geschlechtslust und ein grosses Vermögen zum Beischlaf haben. Die Fexe be- friedigen sich selbst oder verbinden sich mit dem Vieh, weil das schöne Geschlecht ihnen nicht so- wohl wegen ihrer Dummheit und Hässlichkeit
fallen. Der Reiz zur Leibes-Nothdurft macht kei- nen Eindruck auf ihr Gemeingefühl. Sie entle- digen ſich überall, aus Mangel an Beſonnenheit; oder gar nicht, aus Gefühlloſigkeit, bis die Harnblaſe und der After von den angeſammleten Excrementen zerſprengt wird.
Mit dem Mangel der Gefühle und Vorſtel- lungen ſteht die Apathie der Blödſinnigen und die Trägheit ihres Begehrungsvermö- gens im Verhältniſs. Sie begreifen den Werth der Ehre, Habe, Geſundheit und anderer Glücksgüter nicht und ſind daher gefühlloſs für dieſe Gegenſtände, die doch durch ihr allgemei- nes Intereſſe jeden Menſchen anziehn. Sie ſind entweder ganz ohne Leidenſchaften oder ereifern ſich über einen leeren Tand, ergötzen ſich an Spielwerken und fürchten die Ruthe. Ihre leiden- ſchaftlichen Aeuſserungen ſind flüchtige Aufbrau- ſungen, die ſo ſchnell wieder vergehn als ſie ent- ſtanden ſind, weil ihre Aufmerkſamkeit auf kei- nem Gegenſtand lange haften kann. Daher ſind ſie auch meiſtens gutmüthig, ſelten auffahrend und eigenſinnig. Selbſt ihre ſinnlichen Triebe und Begierden, die ſich auf körperliche Gefühle der Luſt und Unluſt beziehn, ſind ſtumpf. Doch ſollen einige viele Geſchlechtsluſt und ein groſses Vermögen zum Beiſchlaf haben. Die Fexe be- friedigen ſich ſelbſt oder verbinden ſich mit dem Vieh, weil das ſchöne Geſchlecht ihnen nicht ſo- wohl wegen ihrer Dummheit und Häſslichkeit
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fallen. Der Reiz zur Leibes-Nothdurft macht kei-
nen Eindruck auf ihr Gemeingefühl. Sie entle-
digen ſich überall, aus Mangel an Beſonnenheit;
oder gar nicht, aus Gefühlloſigkeit, bis die
Harnblaſe und der After von den angeſammleten
Excrementen zerſprengt wird.
Mit dem Mangel der Gefühle und Vorſtel-
lungen ſteht die Apathie der Blödſinnigen und
die Trägheit ihres Begehrungsvermö-
gens im Verhältniſs. Sie begreifen den Werth
der Ehre, Habe, Geſundheit und anderer
Glücksgüter nicht und ſind daher gefühlloſs für
dieſe Gegenſtände, die doch durch ihr allgemei-
nes Intereſſe jeden Menſchen anziehn. Sie ſind
entweder ganz ohne Leidenſchaften oder ereifern
ſich über einen leeren Tand, ergötzen ſich an
Spielwerken und fürchten die Ruthe. Ihre leiden-
ſchaftlichen Aeuſserungen ſind flüchtige Aufbrau-
ſungen, die ſo ſchnell wieder vergehn als ſie ent-
ſtanden ſind, weil ihre Aufmerkſamkeit auf kei-
nem Gegenſtand lange haften kann. Daher ſind ſie
auch meiſtens gutmüthig, ſelten auffahrend und
eigenſinnig. Selbſt ihre ſinnlichen Triebe und
Begierden, die ſich auf körperliche Gefühle der
Luſt und Unluſt beziehn, ſind ſtumpf. Doch
ſollen einige viele Geſchlechtsluſt und ein groſses
Vermögen zum Beiſchlaf haben. Die Fexe be-
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Reil, Johann Christian: Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle, 1803, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reil_curmethode_1803/414>, abgerufen am 22.11.2024.
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