scheut sich, ihn durch die Vernunft zu beleuchten, weil er dieselbe dadurch nach seiner eignen Ueber- zeugung zu verlieren fürchtet. Daher fixe Vorsä- tze, verbunden mit Angst und Befangenheit in Rücksicht ihrer Gültigkeit vor dem Tribunal der Vernunft. Der gefürchtete Widerspruch kann uns zuletzt gar über die Art unserer Existenz un- gewiss machen. Endlich geräth noch der eigen- sinnige Mensch zwischen dem inneren Triebe, sich selbst zu bestimmen und dem Gefühle der ge- zwungnen Bestimmbarkeit durch Aussenverhält- nisse ins Gedränge, weil er seine Vernunft ver- leugnet, die hier allein den Ausweg zeigen muss.
Bey der psychischen Kur dieser Geisteszer- rüttung kömmt es bloss allein darauf an, die fixe Vorstellung zu tilgen. Mit ihr schwinden alle Triebe, Begierden und unstatt- haften Handlungen, die von ihr, als von ihrer Quelle, ausströmen. Sobald dieselbe auch nur in längeren Zwischenräumen schweigt und da- durch der zitternden Saite einzelne Ruhepunkte verstattet werden; so vermindert sich ihre her- vorstechende Reizbarkeit, in welcher die kranke Fertigkeit gegründet ist. Mit der Rückkehr des normalen Kraftverhältnisses im Seelenorgan kehrt die Freiheit der Ueberlegung und die Bestimmung des Willens nach den Gesetzen der Vernunft zu- rück. Der Kranke ist im Stande, den Ungrund seiner fixen Vorstellung aufzusuchen, oder sie als etwas Gleichgültiges bey Seite zu setzen, bis
ſcheut ſich, ihn durch die Vernunft zu beleuchten, weil er dieſelbe dadurch nach ſeiner eignen Ueber- zeugung zu verlieren fürchtet. Daher fixe Vorſä- tze, verbunden mit Angſt und Befangenheit in Rückſicht ihrer Gültigkeit vor dem Tribunal der Vernunft. Der gefürchtete Widerſpruch kann uns zuletzt gar über die Art unſerer Exiſtenz un- gewiſs machen. Endlich geräth noch der eigen- ſinnige Menſch zwiſchen dem inneren Triebe, ſich ſelbſt zu beſtimmen und dem Gefühle der ge- zwungnen Beſtimmbarkeit durch Auſsenverhält- niſſe ins Gedränge, weil er ſeine Vernunft ver- leugnet, die hier allein den Ausweg zeigen muſs.
Bey der pſychiſchen Kur dieſer Geiſteszer- rüttung kömmt es bloſs allein darauf an, die fixe Vorſtellung zu tilgen. Mit ihr ſchwinden alle Triebe, Begierden und unſtatt- haften Handlungen, die von ihr, als von ihrer Quelle, ausſtrömen. Sobald dieſelbe auch nur in längeren Zwiſchenräumen ſchweigt und da- durch der zitternden Saite einzelne Ruhepunkte verſtattet werden; ſo vermindert ſich ihre her- vorſtechende Reizbarkeit, in welcher die kranke Fertigkeit gegründet iſt. Mit der Rückkehr des normalen Kraftverhältniſſes im Seelenorgan kehrt die Freiheit der Ueberlegung und die Beſtimmung des Willens nach den Geſetzen der Vernunft zu- rück. Der Kranke iſt im Stande, den Ungrund ſeiner fixen Vorſtellung aufzuſuchen, oder ſie als etwas Gleichgültiges bey Seite zu ſetzen, bis
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ſcheut ſich, ihn durch die Vernunft zu beleuchten,
weil er dieſelbe dadurch nach ſeiner eignen Ueber-
zeugung zu verlieren fürchtet. Daher fixe Vorſä-
tze, verbunden mit Angſt und Befangenheit in
Rückſicht ihrer Gültigkeit vor dem Tribunal der
Vernunft. Der gefürchtete Widerſpruch kann
uns zuletzt gar über die Art unſerer Exiſtenz un-
gewiſs machen. Endlich geräth noch der eigen-
ſinnige Menſch zwiſchen dem inneren Triebe,
ſich ſelbſt zu beſtimmen und dem Gefühle der ge-
zwungnen Beſtimmbarkeit durch Auſsenverhält-
niſſe ins Gedränge, weil er ſeine Vernunft ver-
leugnet, die hier allein den Ausweg zeigen muſs.
Bey der pſychiſchen Kur dieſer Geiſteszer-
rüttung kömmt es bloſs allein darauf an, die
fixe Vorſtellung zu tilgen. Mit ihr
ſchwinden alle Triebe, Begierden und unſtatt-
haften Handlungen, die von ihr, als von ihrer
Quelle, ausſtrömen. Sobald dieſelbe auch nur
in längeren Zwiſchenräumen ſchweigt und da-
durch der zitternden Saite einzelne Ruhepunkte
verſtattet werden; ſo vermindert ſich ihre her-
vorſtechende Reizbarkeit, in welcher die kranke
Fertigkeit gegründet iſt. Mit der Rückkehr des
normalen Kraftverhältniſſes im Seelenorgan kehrt
die Freiheit der Ueberlegung und die Beſtimmung
des Willens nach den Geſetzen der Vernunft zu-
rück. Der Kranke iſt im Stande, den Ungrund
ſeiner fixen Vorſtellung aufzuſuchen, oder ſie
als etwas Gleichgültiges bey Seite zu ſetzen, bis
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Reil, Johann Christian: Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle, 1803, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reil_curmethode_1803/329>, abgerufen am 25.11.2024.
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