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Reil, Johann Christian: Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle, 1803.

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stellung der Irrenden, erreichen soll. Bloss von
diesen letzten Anstalten und ihrer eigenthümlichen
Organisation werde ich gegenwärtig reden.

Bis jetzt haben wir beide an sich heterogene
Zwecke, gut und böse, in unsere Irrenhäuser
amalgamirt und dadurch jene unseligen Zwitter
geschaffen, die keinem Zwecke entsprechen.
Die Aufgabe, ob überhaupt die Realisirung bei-
der Zwecke in einer Anstalt möglich sey: wie
sollen wir sie entscheiden? Zuverlässig auf dem
Wege, dass wir die separaten Entwürfe zur besten
Einrichtung beider Anstalten vergleichen und
nach dem Befund das Resultat abziehn, in wie-
fern sie sich vereinigen lassen. Allein diese feh-
len, wenigstens fehlt der Entwurf zur Einrich-
tung einer Heilanstalt, die allen Forderungen in
Beziehung auf ihren Zweck entspricht. Ich mei-
nes Theils fürchte, das Resultat aus der Ver-
gleichung wird dahin ausfallen, dass beide Zwe-
cke nicht ohne gegenseitige Aufopferung in einer
Anstalt erreichbar sind. Es gehört eine richtige
Vertheilung, grosse Anstrengung und ein leises
Spiel der Kräfte dazu, Irrende zu heilen. Diese
werden wahrscheinlich auf zu viele Punkte zer-
streut, wenn sie auch die Verpflegung der Unheil-
baren übernehmen sollen. Dann fürchte ich auch,
dass die verwirrten Handlungen der Unheilbaren
nur zu oft dem Arzte die Plane verderben, die
er zur Cur der Heilbaren angelegt hat. Doch
auch diese Diskussion setze ich als einen Gegen-

ſtellung der Irrenden, erreichen ſoll. Bloſs von
dieſen letzten Anſtalten und ihrer eigenthümlichen
Organiſation werde ich gegenwärtig reden.

Bis jetzt haben wir beide an ſich heterogene
Zwecke, gut und böſe, in unſere Irrenhäuſer
amalgamirt und dadurch jene unſeligen Zwitter
geſchaffen, die keinem Zwecke entſprechen.
Die Aufgabe, ob überhaupt die Realiſirung bei-
der Zwecke in einer Anſtalt möglich ſey: wie
ſollen wir ſie entſcheiden? Zuverläſſig auf dem
Wege, daſs wir die ſeparaten Entwürfe zur beſten
Einrichtung beider Anſtalten vergleichen und
nach dem Befund das Reſultat abziehn, in wie-
fern ſie ſich vereinigen laſſen. Allein dieſe feh-
len, wenigſtens fehlt der Entwurf zur Einrich-
tung einer Heilanſtalt, die allen Forderungen in
Beziehung auf ihren Zweck entſpricht. Ich mei-
nes Theils fürchte, das Reſultat aus der Ver-
gleichung wird dahin ausfallen, daſs beide Zwe-
cke nicht ohne gegenſeitige Aufopferung in einer
Anſtalt erreichbar ſind. Es gehört eine richtige
Vertheilung, groſse Anſtrengung und ein leiſes
Spiel der Kräfte dazu, Irrende zu heilen. Dieſe
werden wahrſcheinlich auf zu viele Punkte zer-
ſtreut, wenn ſie auch die Verpflegung der Unheil-
baren übernehmen ſollen. Dann fürchte ich auch,
daſs die verwirrten Handlungen der Unheilbaren
nur zu oft dem Arzte die Plane verderben, die
er zur Cur der Heilbaren angelegt hat. Doch
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[21/0026] ſtellung der Irrenden, erreichen ſoll. Bloſs von dieſen letzten Anſtalten und ihrer eigenthümlichen Organiſation werde ich gegenwärtig reden. Bis jetzt haben wir beide an ſich heterogene Zwecke, gut und böſe, in unſere Irrenhäuſer amalgamirt und dadurch jene unſeligen Zwitter geſchaffen, die keinem Zwecke entſprechen. Die Aufgabe, ob überhaupt die Realiſirung bei- der Zwecke in einer Anſtalt möglich ſey: wie ſollen wir ſie entſcheiden? Zuverläſſig auf dem Wege, daſs wir die ſeparaten Entwürfe zur beſten Einrichtung beider Anſtalten vergleichen und nach dem Befund das Reſultat abziehn, in wie- fern ſie ſich vereinigen laſſen. Allein dieſe feh- len, wenigſtens fehlt der Entwurf zur Einrich- tung einer Heilanſtalt, die allen Forderungen in Beziehung auf ihren Zweck entſpricht. Ich mei- nes Theils fürchte, das Reſultat aus der Ver- gleichung wird dahin ausfallen, daſs beide Zwe- cke nicht ohne gegenſeitige Aufopferung in einer Anſtalt erreichbar ſind. Es gehört eine richtige Vertheilung, groſse Anſtrengung und ein leiſes Spiel der Kräfte dazu, Irrende zu heilen. Dieſe werden wahrſcheinlich auf zu viele Punkte zer- ſtreut, wenn ſie auch die Verpflegung der Unheil- baren übernehmen ſollen. Dann fürchte ich auch, daſs die verwirrten Handlungen der Unheilbaren nur zu oft dem Arzte die Plane verderben, die er zur Cur der Heilbaren angelegt hat. Doch auch dieſe Diskuſſion ſetze ich als einen Gegen-

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Zitationshilfe: Reil, Johann Christian: Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle, 1803, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reil_curmethode_1803/26>, abgerufen am 21.11.2024.