keit des Gehirns im Blödsinn, oder in dem soge- nannten dumpfen Wahnsinn nützlich seyn kann. Mutzel*) heilte durch sie einen Kranken, der unbeweglich, wie eine Bildsäule war, nicht ass noch trank, keinen Laut von sich gab, durch Schläge und andere schmerzhafte Mittel nicht ge- weckt, und durch fünf und zwanzig Gran Brech- weinstein nur einmal zum Erbrechen gebracht werden konnte. Das Tropfbad und das Unter- tauchen im Wasser machte wenig Eindruck auf ihn. Nun wurde die Krätze durch einen Schnitt einge- pfropft. Am dritten Tage nachher entstand ein Gefässfieber, am siebenten Tage brach die Krätze aus und von der Zeit an verminderte sich das Gefässfieber. Am neunten Tage fing der Kranke an zu reden, und bekam allmälig seinen Verstand wieder. Reuss**) sah, dass Tobsüch- tige durch die Einimpfung der Pocken; Chi- arugi***), dass Melancholische durch Friesel, und Wahnsinnige durch Flechten an den Füssen und durch die Krätze geheilt wurden.
*) Medicinische und chirurgische Wahrnehmun- gen. 2. Aufl. Berlin 1772. Zweite Sammlung. 60 S.
**) Dispensatorium universale, Argentorati 1786. T. II. 232 S.
***) l. c. 209 S.
keit des Gehirns im Blödſinn, oder in dem ſoge- nannten dumpfen Wahnſinn nützlich ſeyn kann. Mutzel*) heilte durch ſie einen Kranken, der unbeweglich, wie eine Bildſäule war, nicht aſs noch trank, keinen Laut von ſich gab, durch Schläge und andere ſchmerzhafte Mittel nicht ge- weckt, und durch fünf und zwanzig Gran Brech- weinſtein nur einmal zum Erbrechen gebracht werden konnte. Das Tropfbad und das Unter- tauchen im Waſſer machte wenig Eindruck auf ihn. Nun wurde die Krätze durch einen Schnitt einge- pfropft. Am dritten Tage nachher entſtand ein Gefäſsfieber, am ſiebenten Tage brach die Krätze aus und von der Zeit an verminderte ſich das Gefäſsfieber. Am neunten Tage fing der Kranke an zu reden, und bekam allmälig ſeinen Verſtand wieder. Reuſs**) ſah, daſs Tobſüch- tige durch die Einimpfung der Pocken; Chi- arugi***), daſs Melancholiſche durch Frieſel, und Wahnſinnige durch Flechten an den Füſsen und durch die Krätze geheilt wurden.
*) Mediciniſche und chirurgiſche Wahrnehmun- gen. 2. Aufl. Berlin 1772. Zweite Sammlung. 60 S.
**) Diſpenſatorium univerſale, Argentorati 1786. T. II. 232 S.
***) l. c. 209 S.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0196"n="191"/>
keit des Gehirns im Blödſinn, oder in dem ſoge-<lb/>
nannten dumpfen Wahnſinn nützlich ſeyn kann.<lb/><hirendition="#g">Mutzel</hi><noteplace="foot"n="*)">Mediciniſche und chirurgiſche Wahrnehmun-<lb/>
gen. 2. Aufl. Berlin 1772. Zweite Sammlung.<lb/>
60 S.</note> heilte durch ſie einen Kranken, der<lb/>
unbeweglich, wie eine Bildſäule war, nicht aſs<lb/>
noch trank, keinen Laut von ſich gab, durch<lb/>
Schläge und andere ſchmerzhafte Mittel nicht ge-<lb/>
weckt, und durch fünf und zwanzig Gran Brech-<lb/>
weinſtein nur einmal zum Erbrechen gebracht<lb/>
werden konnte. Das Tropfbad und das Unter-<lb/>
tauchen im Waſſer machte wenig Eindruck auf ihn.<lb/>
Nun wurde die Krätze durch einen Schnitt einge-<lb/>
pfropft. Am dritten Tage nachher entſtand<lb/>
ein Gefäſsfieber, am ſiebenten Tage brach die<lb/>
Krätze aus und von der Zeit an verminderte ſich<lb/>
das Gefäſsfieber. Am neunten Tage fing der<lb/>
Kranke an zu reden, und bekam allmälig ſeinen<lb/>
Verſtand wieder. <hirendition="#g">Reuſs</hi><noteplace="foot"n="**)">Diſpenſatorium univerſale, Argentorati 1786.<lb/>
T. II. 232 S.</note>ſah, daſs Tobſüch-<lb/>
tige durch die Einimpfung der Pocken; <hirendition="#g">Chi-<lb/>
arugi</hi><noteplace="foot"n="***)">l. c. 209 S.</note>, daſs Melancholiſche durch Frieſel,<lb/>
und Wahnſinnige durch Flechten an den Füſsen<lb/>
und durch die Krätze geheilt wurden.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[191/0196]
keit des Gehirns im Blödſinn, oder in dem ſoge-
nannten dumpfen Wahnſinn nützlich ſeyn kann.
Mutzel *) heilte durch ſie einen Kranken, der
unbeweglich, wie eine Bildſäule war, nicht aſs
noch trank, keinen Laut von ſich gab, durch
Schläge und andere ſchmerzhafte Mittel nicht ge-
weckt, und durch fünf und zwanzig Gran Brech-
weinſtein nur einmal zum Erbrechen gebracht
werden konnte. Das Tropfbad und das Unter-
tauchen im Waſſer machte wenig Eindruck auf ihn.
Nun wurde die Krätze durch einen Schnitt einge-
pfropft. Am dritten Tage nachher entſtand
ein Gefäſsfieber, am ſiebenten Tage brach die
Krätze aus und von der Zeit an verminderte ſich
das Gefäſsfieber. Am neunten Tage fing der
Kranke an zu reden, und bekam allmälig ſeinen
Verſtand wieder. Reuſs **) ſah, daſs Tobſüch-
tige durch die Einimpfung der Pocken; Chi-
arugi ***), daſs Melancholiſche durch Frieſel,
und Wahnſinnige durch Flechten an den Füſsen
und durch die Krätze geheilt wurden.
*) Mediciniſche und chirurgiſche Wahrnehmun-
gen. 2. Aufl. Berlin 1772. Zweite Sammlung.
60 S.
**) Diſpenſatorium univerſale, Argentorati 1786.
T. II. 232 S.
***) l. c. 209 S.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Reil, Johann Christian: Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle, 1803, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reil_curmethode_1803/196>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.