letzte und dritte Classe enthält Zeichen, Symbole, Pantomimen und besonders Sprache und Schrift, durch welche wir Vorstellungen, Imaginationen, Urtheile und Begriffe im Seelen- organ zu erregen, die höheren Seelenkräfte zu rectificiren und den Kranken zur eignen Geistes- thätigkeit zu wecken suchen. Dieser Mittel, die theils für leichtere Krankheiten, theils für die Periode der Reconvalescenz geeignet sind, bedie- nen wir uns ausserdem noch dazu, die einzelnen Vermögen der Seele oder besondere Zustände und Aeusserungen derselben, die Aufmerksamkeit, Einbildungskraft u. s. w. zu verbessern, wenn die- selben vor andern einer besonderen Hülfe nöthig haben. Die erste Classe psychischer Mittel soll zur Anschauung eines durch sie erregten Körper- zustandes, die zweite zur Anschauung ihrer selbst führen, die letzte endlich direct Anschauungen bewirken, ohne Beachtung des eignen Körperzu- standes und der Mittel, durch welche sie erregt werden. So schreiten wir durch diese Classen psychischer Mittel, von den äussersten und rohesten Aussenwerken des Nervensystems im Gemeinge- fühl, zu den mehr veredelten Nerven in den Sinn- organen und von da zur Cultur des Seelenorgans selbst im Gehirn, als dem Brennpunkt des ganzen Systems, fort.
I. Psychische Mittel, durch wel- che der Zustand des Körpers auf eine so bestimmte Art verändert wird, dass
letzte und dritte Claſſe enthält Zeichen, Symbole, Pantomimen und beſonders Sprache und Schrift, durch welche wir Vorſtellungen, Imaginationen, Urtheile und Begriffe im Seelen- organ zu erregen, die höheren Seelenkräfte zu rectificiren und den Kranken zur eignen Geiſtes- thätigkeit zu wecken ſuchen. Dieſer Mittel, die theils für leichtere Krankheiten, theils für die Periode der Reconvaleſcenz geeignet ſind, bedie- nen wir uns auſserdem noch dazu, die einzelnen Vermögen der Seele oder beſondere Zuſtände und Aeuſserungen derſelben, die Aufmerkſamkeit, Einbildungskraft u. ſ. w. zu verbeſſern, wenn die- ſelben vor andern einer beſonderen Hülfe nöthig haben. Die erſte Claſſe pſychiſcher Mittel ſoll zur Anſchauung eines durch ſie erregten Körper- zuſtandes, die zweite zur Anſchauung ihrer ſelbſt führen, die letzte endlich direct Anſchauungen bewirken, ohne Beachtung des eignen Körperzu- ſtandes und der Mittel, durch welche ſie erregt werden. So ſchreiten wir durch dieſe Claſſen pſychiſcher Mittel, von den äuſserſten und roheſten Auſsenwerken des Nervenſyſtems im Gemeinge- fühl, zu den mehr veredelten Nerven in den Sinn- organen und von da zur Cultur des Seelenorgans ſelbſt im Gehirn, als dem Brennpunkt des ganzen Syſtems, fort.
I. Pſychiſche Mittel, durch wel- che der Zuſtand des Körpers auf eine ſo beſtimmte Art verändert wird, daſs
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[181/0186]
letzte und dritte Claſſe enthält Zeichen,
Symbole, Pantomimen und beſonders Sprache
und Schrift, durch welche wir Vorſtellungen,
Imaginationen, Urtheile und Begriffe im Seelen-
organ zu erregen, die höheren Seelenkräfte zu
rectificiren und den Kranken zur eignen Geiſtes-
thätigkeit zu wecken ſuchen. Dieſer Mittel, die
theils für leichtere Krankheiten, theils für die
Periode der Reconvaleſcenz geeignet ſind, bedie-
nen wir uns auſserdem noch dazu, die einzelnen
Vermögen der Seele oder beſondere Zuſtände und
Aeuſserungen derſelben, die Aufmerkſamkeit,
Einbildungskraft u. ſ. w. zu verbeſſern, wenn die-
ſelben vor andern einer beſonderen Hülfe nöthig
haben. Die erſte Claſſe pſychiſcher Mittel ſoll
zur Anſchauung eines durch ſie erregten Körper-
zuſtandes, die zweite zur Anſchauung ihrer ſelbſt
führen, die letzte endlich direct Anſchauungen
bewirken, ohne Beachtung des eignen Körperzu-
ſtandes und der Mittel, durch welche ſie erregt
werden. So ſchreiten wir durch dieſe Claſſen
pſychiſcher Mittel, von den äuſserſten und roheſten
Auſsenwerken des Nervenſyſtems im Gemeinge-
fühl, zu den mehr veredelten Nerven in den Sinn-
organen und von da zur Cultur des Seelenorgans
ſelbſt im Gehirn, als dem Brennpunkt des ganzen
Syſtems, fort.
I. Pſychiſche Mittel, durch wel-
che der Zuſtand des Körpers auf eine
ſo beſtimmte Art verändert wird, daſs
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Reil, Johann Christian: Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle, 1803, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reil_curmethode_1803/186>, abgerufen am 25.11.2024.
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