mit einen leinen Faden, jedoch nicht zu feste, da- mit die inwendige Blätter in ihrer Ordnung her- aus wachsen, und zu ihrer Blüte kommen können.
Siehet man, daß die Blumen-Knöpfe sehr dicke und kurz sind, so wird dieses vorher besagte Ritzen nicht viel helfen, weßhalber man, wenn an einigen die Blätter oben aus der Hülse heraus wachsen, und ihre Farbe zeigen, die Hülse über die Helfte mit einer kleinen spitzigen Scheere rings her- um abschneiden muß.
Alle Tage, so lange die Nelken in ihrem Flor stehen, muß nach den Knöpfen gesehen, und ihnen geholfen werden.
Ob man nun gleich sich mit dem Auflüften und Hinwegschneiden große Mühe giebt, so wach- sen dennoch viele Blumen unordentlich, daß die Blätter umher flattern. Eben um deswillen be- mühen sich die Liebhaber ihnen hierinnen zu Hül- fe zu kommen.
Einige nehmen auch abgetrocknete, und eines Strohhalmes breit mit einer Scheere geschnittene Rinder- oder Kälber-Blase, befeuchten solche mit Wasser, und umwinden die Hülsen damit, welche, wenn sie trocken wird, über einander kleben blei- bet, und kein übles Ansehen verursachet; ja, wer nicht genau darauf Achtung hat, wird dieses nicht einmal gewahr.
Andere hingegen nehmen die Schale von den ausgeläuferten großen Garten-Bohnen, Faba flore candido, lituris nigris conspicuo, und le- gen sie um die Hülsen.
Noch
Zweytes Cap. Von Erziehung
mit einen leinen Faden, jedoch nicht zu feſte, da- mit die inwendige Blaͤtter in ihrer Ordnung her- aus wachſen, und zu ihrer Bluͤte kommen koͤnnen.
Siehet man, daß die Blumen-Knoͤpfe ſehr dicke und kurz ſind, ſo wird dieſes vorher beſagte Ritzen nicht viel helfen, weßhalber man, wenn an einigen die Blaͤtter oben aus der Huͤlſe heraus wachſen, und ihre Farbe zeigen, die Huͤlſe uͤber die Helfte mit einer kleinen ſpitzigen Scheere rings her- um abſchneiden muß.
Alle Tage, ſo lange die Nelken in ihrem Flor ſtehen, muß nach den Knoͤpfen geſehen, und ihnen geholfen werden.
Ob man nun gleich ſich mit dem Aufluͤften und Hinwegſchneiden große Muͤhe giebt, ſo wach- ſen dennoch viele Blumen unordentlich, daß die Blaͤtter umher flattern. Eben um deswillen be- muͤhen ſich die Liebhaber ihnen hierinnen zu Huͤl- fe zu kommen.
Einige nehmen auch abgetrocknete, und eines Strohhalmes breit mit einer Scheere geſchnittene Rinder- oder Kaͤlber-Blaſe, befeuchten ſolche mit Waſſer, und umwinden die Huͤlſen damit, welche, wenn ſie trocken wird, uͤber einander kleben blei- bet, und kein uͤbles Anſehen verurſachet; ja, wer nicht genau darauf Achtung hat, wird dieſes nicht einmal gewahr.
Andere hingegen nehmen die Schale von den ausgelaͤuferten großen Garten-Bohnen, Faba flore candido, lituris nigris conſpicuo, und le- gen ſie um die Huͤlſen.
Noch
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Zweytes Cap. Von Erziehung
mit einen leinen Faden, jedoch nicht zu feſte, da-
mit die inwendige Blaͤtter in ihrer Ordnung her-
aus wachſen, und zu ihrer Bluͤte kommen koͤnnen.
Siehet man, daß die Blumen-Knoͤpfe ſehr
dicke und kurz ſind, ſo wird dieſes vorher beſagte
Ritzen nicht viel helfen, weßhalber man, wenn an
einigen die Blaͤtter oben aus der Huͤlſe heraus
wachſen, und ihre Farbe zeigen, die Huͤlſe uͤber die
Helfte mit einer kleinen ſpitzigen Scheere rings her-
um abſchneiden muß.
Alle Tage, ſo lange die Nelken in ihrem Flor
ſtehen, muß nach den Knoͤpfen geſehen, und ihnen
geholfen werden.
Ob man nun gleich ſich mit dem Aufluͤften
und Hinwegſchneiden große Muͤhe giebt, ſo wach-
ſen dennoch viele Blumen unordentlich, daß die
Blaͤtter umher flattern. Eben um deswillen be-
muͤhen ſich die Liebhaber ihnen hierinnen zu Huͤl-
fe zu kommen.
Einige nehmen auch abgetrocknete, und eines
Strohhalmes breit mit einer Scheere geſchnittene
Rinder- oder Kaͤlber-Blaſe, befeuchten ſolche mit
Waſſer, und umwinden die Huͤlſen damit, welche,
wenn ſie trocken wird, uͤber einander kleben blei-
bet, und kein uͤbles Anſehen verurſachet; ja, wer
nicht genau darauf Achtung hat, wird dieſes nicht
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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/80>, abgerufen am 22.07.2024.
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