unter die ausgeheckten Grillen, welche bey den an- gestelten Versuchen ihren Ungrund alsobald zu er- kennen geben, wie ich aus eigener Erfahrung ha- be; daher ich auch einen jeden Blumen-Liebhaber warnen wil, daß er sich nicht durch dergleichen fal- sches Vorgeben in seinen Blumen-Bau irre machen und verführen lasse.
Jch wil hiervon nur ein Exempel anführen: Man giebt vor, daß man die Rosen, Tulipanen, und sonderlich die weißen Nelken roth und gespren- get machen könte. Hierzu sol die beste, geschlachte- ste fetteste Erde an der Sonne getrocknete, und zu subtilen Staube zerrieben werden. Diese Erde müste man hernach in ein Gefäß thun, und die Nel- ken Stöcke hinein pflanzen. Alsdenn solte man Brasilien-Holz kleine schneiden und in Wasser ko- chen, daß es recht roth würde. Von diesem Was- ser müste man hernach des Tages zweymal, nem- lich des Morgens und des Abends algemach etwas antröpfeln, bis die Pflanzen anfiengen zu wachsen, und dieses sunfzehn bis zwanzig Tage nach einan- der fortsetzen. Jngleichen könte man mit reifen Creutz-Beeren (Cervi spina, Rivini & Cordi) grüne Nelken-Blumen zuwege bringen, und was dergleichen Thorheiten mehr sind.
Durch dergleichen Bemühung wird gewiß nim- mermehr eine Veränderung in den Blumen vor- gehen, denn was einmal die Natur vor Farben in eine Blume und deren Samen geleget hat, diesel- ben wird sie bey allen solchen Künsteleyen den- noch behalten.
§. 5.
D 2
und Wartung der Nelken.
unter die ausgeheckten Grillen, welche bey den an- geſtelten Verſuchen ihren Ungrund alſobald zu er- kennen geben, wie ich aus eigener Erfahrung ha- be; daher ich auch einen jeden Blumen-Liebhaber warnen wil, daß er ſich nicht durch dergleichen fal- ſches Vorgeben in ſeinen Blumen-Bau irre machen und verfuͤhren laſſe.
Jch wil hiervon nur ein Exempel anfuͤhren: Man giebt vor, daß man die Roſen, Tulipanen, und ſonderlich die weißen Nelken roth und geſpren- get machen koͤnte. Hierzu ſol die beſte, geſchlachte- ſte fetteſte Erde an der Sonne getrocknete, und zu ſubtilen Staube zerrieben werden. Dieſe Erde muͤſte man hernach in ein Gefaͤß thun, und die Nel- ken Stoͤcke hinein pflanzen. Alsdenn ſolte man Braſilien-Holz kleine ſchneiden und in Waſſer ko- chen, daß es recht roth wuͤrde. Von dieſem Waſ- ſer muͤſte man hernach des Tages zweymal, nem- lich des Morgens und des Abends algemach etwas antroͤpfeln, bis die Pflanzen anfiengen zu wachſen, und dieſes ſunfzehn bis zwanzig Tage nach einan- der fortſetzen. Jngleichen koͤnte man mit reifen Creutz-Beeren (Cervi ſpina, Rivini & Cordi) gruͤne Nelken-Blumen zuwege bringen, und was dergleichen Thorheiten mehr ſind.
Durch dergleichen Bemuͤhung wird gewiß nim- mermehr eine Veraͤnderung in den Blumen vor- gehen, denn was einmal die Natur vor Farben in eine Blume und deren Samen geleget hat, dieſel- ben wird ſie bey allen ſolchen Kuͤnſteleyen den- noch behalten.
§. 5.
D 2
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[51/0065]
und Wartung der Nelken.
unter die ausgeheckten Grillen, welche bey den an-
geſtelten Verſuchen ihren Ungrund alſobald zu er-
kennen geben, wie ich aus eigener Erfahrung ha-
be; daher ich auch einen jeden Blumen-Liebhaber
warnen wil, daß er ſich nicht durch dergleichen fal-
ſches Vorgeben in ſeinen Blumen-Bau irre machen
und verfuͤhren laſſe.
Jch wil hiervon nur ein Exempel anfuͤhren:
Man giebt vor, daß man die Roſen, Tulipanen,
und ſonderlich die weißen Nelken roth und geſpren-
get machen koͤnte. Hierzu ſol die beſte, geſchlachte-
ſte fetteſte Erde an der Sonne getrocknete, und zu
ſubtilen Staube zerrieben werden. Dieſe Erde
muͤſte man hernach in ein Gefaͤß thun, und die Nel-
ken Stoͤcke hinein pflanzen. Alsdenn ſolte man
Braſilien-Holz kleine ſchneiden und in Waſſer ko-
chen, daß es recht roth wuͤrde. Von dieſem Waſ-
ſer muͤſte man hernach des Tages zweymal, nem-
lich des Morgens und des Abends algemach etwas
antroͤpfeln, bis die Pflanzen anfiengen zu wachſen,
und dieſes ſunfzehn bis zwanzig Tage nach einan-
der fortſetzen. Jngleichen koͤnte man mit reifen
Creutz-Beeren (Cervi ſpina, Rivini & Cordi)
gruͤne Nelken-Blumen zuwege bringen, und was
dergleichen Thorheiten mehr ſind.
Durch dergleichen Bemuͤhung wird gewiß nim-
mermehr eine Veraͤnderung in den Blumen vor-
gehen, denn was einmal die Natur vor Farben in
eine Blume und deren Samen geleget hat, dieſel-
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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/65>, abgerufen am 22.07.2024.
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