Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765.

Bild:
<< vorherige Seite

und Wartung der Nelken.
unter die ausgeheckten Grillen, welche bey den an-
gestelten Versuchen ihren Ungrund alsobald zu er-
kennen geben, wie ich aus eigener Erfahrung ha-
be; daher ich auch einen jeden Blumen-Liebhaber
warnen wil, daß er sich nicht durch dergleichen fal-
sches Vorgeben in seinen Blumen-Bau irre machen
und verführen lasse.

Jch wil hiervon nur ein Exempel anführen:
Man giebt vor, daß man die Rosen, Tulipanen,
und sonderlich die weißen Nelken roth und gespren-
get machen könte. Hierzu sol die beste, geschlachte-
ste fetteste Erde an der Sonne getrocknete, und zu
subtilen Staube zerrieben werden. Diese Erde
müste man hernach in ein Gefäß thun, und die Nel-
ken Stöcke hinein pflanzen. Alsdenn solte man
Brasilien-Holz kleine schneiden und in Wasser ko-
chen, daß es recht roth würde. Von diesem Was-
ser müste man hernach des Tages zweymal, nem-
lich des Morgens und des Abends algemach etwas
antröpfeln, bis die Pflanzen anfiengen zu wachsen,
und dieses sunfzehn bis zwanzig Tage nach einan-
der fortsetzen. Jngleichen könte man mit reifen
Creutz-Beeren (Cervi spina, Rivini & Cordi)
grüne Nelken-Blumen zuwege bringen, und was
dergleichen Thorheiten mehr sind.

Durch dergleichen Bemühung wird gewiß nim-
mermehr eine Veränderung in den Blumen vor-
gehen, denn was einmal die Natur vor Farben in
eine Blume und deren Samen geleget hat, diesel-
ben wird sie bey allen solchen Künsteleyen den-
noch behalten.

§. 5.
D 2

und Wartung der Nelken.
unter die ausgeheckten Grillen, welche bey den an-
geſtelten Verſuchen ihren Ungrund alſobald zu er-
kennen geben, wie ich aus eigener Erfahrung ha-
be; daher ich auch einen jeden Blumen-Liebhaber
warnen wil, daß er ſich nicht durch dergleichen fal-
ſches Vorgeben in ſeinen Blumen-Bau irre machen
und verfuͤhren laſſe.

Jch wil hiervon nur ein Exempel anfuͤhren:
Man giebt vor, daß man die Roſen, Tulipanen,
und ſonderlich die weißen Nelken roth und geſpren-
get machen koͤnte. Hierzu ſol die beſte, geſchlachte-
ſte fetteſte Erde an der Sonne getrocknete, und zu
ſubtilen Staube zerrieben werden. Dieſe Erde
muͤſte man hernach in ein Gefaͤß thun, und die Nel-
ken Stoͤcke hinein pflanzen. Alsdenn ſolte man
Braſilien-Holz kleine ſchneiden und in Waſſer ko-
chen, daß es recht roth wuͤrde. Von dieſem Waſ-
ſer muͤſte man hernach des Tages zweymal, nem-
lich des Morgens und des Abends algemach etwas
antroͤpfeln, bis die Pflanzen anfiengen zu wachſen,
und dieſes ſunfzehn bis zwanzig Tage nach einan-
der fortſetzen. Jngleichen koͤnte man mit reifen
Creutz-Beeren (Cervi ſpina, Rivini & Cordi)
gruͤne Nelken-Blumen zuwege bringen, und was
dergleichen Thorheiten mehr ſind.

Durch dergleichen Bemuͤhung wird gewiß nim-
mermehr eine Veraͤnderung in den Blumen vor-
gehen, denn was einmal die Natur vor Farben in
eine Blume und deren Samen geleget hat, dieſel-
ben wird ſie bey allen ſolchen Kuͤnſteleyen den-
noch behalten.

§. 5.
D 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0065" n="51"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und Wartung der Nelken.</hi></fw><lb/>
unter die ausgeheckten Grillen, welche bey den an-<lb/>
ge&#x017F;telten Ver&#x017F;uchen ihren Ungrund al&#x017F;obald zu er-<lb/>
kennen geben, wie ich aus eigener Erfahrung ha-<lb/>
be; daher ich auch einen jeden Blumen-Liebhaber<lb/>
warnen wil, daß er &#x017F;ich nicht durch dergleichen fal-<lb/>
&#x017F;ches Vorgeben in &#x017F;einen Blumen-Bau irre machen<lb/>
und verfu&#x0364;hren la&#x017F;&#x017F;e.</p><lb/>
          <p>Jch wil hiervon nur ein Exempel anfu&#x0364;hren:<lb/>
Man giebt vor, daß man die Ro&#x017F;en, Tulipanen,<lb/>
und &#x017F;onderlich die weißen Nelken roth und ge&#x017F;pren-<lb/>
get machen ko&#x0364;nte. Hierzu &#x017F;ol die be&#x017F;te, ge&#x017F;chlachte-<lb/>
&#x017F;te fette&#x017F;te Erde an der Sonne getrocknete, und zu<lb/>
&#x017F;ubtilen Staube zerrieben werden. Die&#x017F;e Erde<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;te man hernach in ein Gefa&#x0364;ß thun, und die Nel-<lb/>
ken Sto&#x0364;cke hinein pflanzen. Alsdenn &#x017F;olte man<lb/>
Bra&#x017F;ilien-Holz kleine &#x017F;chneiden und in Wa&#x017F;&#x017F;er ko-<lb/>
chen, daß es recht roth wu&#x0364;rde. Von die&#x017F;em Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er mu&#x0364;&#x017F;te man hernach des Tages zweymal, nem-<lb/>
lich des Morgens und des Abends algemach etwas<lb/>
antro&#x0364;pfeln, bis die Pflanzen anfiengen zu wach&#x017F;en,<lb/>
und die&#x017F;es &#x017F;unfzehn bis zwanzig Tage nach einan-<lb/>
der fort&#x017F;etzen. Jngleichen ko&#x0364;nte man mit reifen<lb/>
Creutz-Beeren (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Cervi &#x017F;pina, Rivini &amp; Cordi</hi></hi>)<lb/>
gru&#x0364;ne Nelken-Blumen zuwege bringen, und was<lb/>
dergleichen Thorheiten mehr &#x017F;ind.</p><lb/>
          <p>Durch dergleichen Bemu&#x0364;hung wird gewiß nim-<lb/>
mermehr eine Vera&#x0364;nderung in den Blumen vor-<lb/>
gehen, denn was einmal die Natur vor Farben in<lb/>
eine Blume und deren Samen geleget hat, die&#x017F;el-<lb/>
ben wird &#x017F;ie bey allen &#x017F;olchen Ku&#x0364;n&#x017F;teleyen den-<lb/>
noch behalten.</p>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">D 2</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">§. 5.</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[51/0065] und Wartung der Nelken. unter die ausgeheckten Grillen, welche bey den an- geſtelten Verſuchen ihren Ungrund alſobald zu er- kennen geben, wie ich aus eigener Erfahrung ha- be; daher ich auch einen jeden Blumen-Liebhaber warnen wil, daß er ſich nicht durch dergleichen fal- ſches Vorgeben in ſeinen Blumen-Bau irre machen und verfuͤhren laſſe. Jch wil hiervon nur ein Exempel anfuͤhren: Man giebt vor, daß man die Roſen, Tulipanen, und ſonderlich die weißen Nelken roth und geſpren- get machen koͤnte. Hierzu ſol die beſte, geſchlachte- ſte fetteſte Erde an der Sonne getrocknete, und zu ſubtilen Staube zerrieben werden. Dieſe Erde muͤſte man hernach in ein Gefaͤß thun, und die Nel- ken Stoͤcke hinein pflanzen. Alsdenn ſolte man Braſilien-Holz kleine ſchneiden und in Waſſer ko- chen, daß es recht roth wuͤrde. Von dieſem Waſ- ſer muͤſte man hernach des Tages zweymal, nem- lich des Morgens und des Abends algemach etwas antroͤpfeln, bis die Pflanzen anfiengen zu wachſen, und dieſes ſunfzehn bis zwanzig Tage nach einan- der fortſetzen. Jngleichen koͤnte man mit reifen Creutz-Beeren (Cervi ſpina, Rivini & Cordi) gruͤne Nelken-Blumen zuwege bringen, und was dergleichen Thorheiten mehr ſind. Durch dergleichen Bemuͤhung wird gewiß nim- mermehr eine Veraͤnderung in den Blumen vor- gehen, denn was einmal die Natur vor Farben in eine Blume und deren Samen geleget hat, dieſel- ben wird ſie bey allen ſolchen Kuͤnſteleyen den- noch behalten. §. 5. D 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die erste Ausgabe dieses Werkes erschien 1755. Zu… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/65
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/65>, abgerufen am 24.11.2024.