Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765.

Bild:
<< vorherige Seite
Vom Hopfen-Bau.
"de und Segen, leichtlich zur Nahrung kom-
"men kan, angesehen der Hopfen bekanter ma-
"ßen, bisweilen mißräth, wann nun der Haus-
"Vater zu wohlfeilen Zeiten Hopfen einkauft,
"denselben in ein Gemach aufschüttet, und ihn mit
"Bretern oder andern Dingen, damit die Luft
"nicht darzu kommen kan, beschweret, so kan er
"leichtlichen, wenn er 100 Rthlr. darauf gewen-
"det, nach zweyen oder dreyen Jahren, ein oder
"zwey, ja wohl mehr hundert Thaler, daran
"gewinnen, welchen Gewinn und Vortheil
"derjenige noch viel ehe haben und genießen kan,
"welcher selbst einen Hopfen-Garten bauet, und
"denselben wohl abwartet.

Es ist zwar gewiß, daß mancher Aufkaufer
in diesem Handel was erkleckliches verdienen kan.
Hingegen aber weiß ich auch einen solchen Han-
delsmann, welcher, wie ich selbst gesehen, seinen
Hopfen in eine nicht wohl verwahrte Kammer,
welche nach Mittag zu gelegen war, geschüttet,
und über zehn Jahr darinnen liegen ließ. Als er
nun nach verflossener Zeit denselben verkaufte, so
waren die Kräfte hinweg, daß solchen die Bier-
Brrner nicht annehmen wolten, indem sie noch
einnal so viel Hopfen, als gewöhnlich, zu einem
Gebräue Bier nehmen musten, folglich war er
genöhiget solchen wohlfeiler, als der damahlige
Prei[s ]war, hinzugeben; daher er kaum sein Geld
wiede heraus brachte, und die Capital-Jnteresse
war verlohren. Hieraus siehet man wie viel an
einer wohlverwahrten Kammer gelegen ist.

Bey
C 4
Vom Hopfen-Bau.
„de und Segen, leichtlich zur Nahrung kom-
„men kan, angeſehen der Hopfen bekanter ma-
„ßen, bisweilen mißraͤth, wann nun der Haus-
„Vater zu wohlfeilen Zeiten Hopfen einkauft,
„denſelben in ein Gemach aufſchuͤttet, und ihn mit
„Bretern oder andern Dingen, damit die Luft
„nicht darzu kommen kan, beſchweret, ſo kan er
„leichtlichen, wenn er 100 Rthlr. darauf gewen-
„det, nach zweyen oder dreyen Jahren, ein oder
„zwey, ja wohl mehr hundert Thaler, daran
„gewinnen, welchen Gewinn und Vortheil
„derjenige noch viel ehe haben und genießen kan,
„welcher ſelbſt einen Hopfen-Garten bauet, und
„denſelben wohl abwartet.

Es iſt zwar gewiß, daß mancher Aufkaufer
in dieſem Handel was erkleckliches verdienen kan.
Hingegen aber weiß ich auch einen ſolchen Han-
delsmann, welcher, wie ich ſelbſt geſehen, ſeinen
Hopfen in eine nicht wohl verwahrte Kammer,
welche nach Mittag zu gelegen war, geſchuͤttet,
und uͤber zehn Jahr darinnen liegen ließ. Als er
nun nach verfloſſener Zeit denſelben verkaufte, ſo
waren die Kraͤfte hinweg, daß ſolchen die Bier-
Brꝛner nicht annehmen wolten, indem ſie noch
einnal ſo viel Hopfen, als gewoͤhnlich, zu einem
Gebraͤue Bier nehmen muſten, folglich war er
genoͤhiget ſolchen wohlfeiler, als der damahlige
Prei[ſ ]war, hinzugeben; daher er kaum ſein Geld
wiede heraus brachte, und die Capital-Jntereſſe
war verlohren. Hieraus ſiehet man wie viel an
einer wohlverwahrten Kammer gelegen iſt.

Bey
C 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <cit>
            <quote><pb facs="#f0053" n="39"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom Hopfen-Bau.</hi></fw><lb/>
&#x201E;de und Segen, leichtlich zur Nahrung kom-<lb/>
&#x201E;men kan, ange&#x017F;ehen der Hopfen bekanter ma-<lb/>
&#x201E;ßen, bisweilen mißra&#x0364;th, wann nun der Haus-<lb/>
&#x201E;Vater zu wohlfeilen Zeiten Hopfen einkauft,<lb/>
&#x201E;den&#x017F;elben in ein Gemach auf&#x017F;chu&#x0364;ttet, und ihn mit<lb/>
&#x201E;Bretern oder andern Dingen, damit die Luft<lb/>
&#x201E;nicht darzu kommen kan, be&#x017F;chweret, &#x017F;o kan er<lb/>
&#x201E;leichtlichen, wenn er 100 Rthlr. darauf gewen-<lb/>
&#x201E;det, nach zweyen oder dreyen Jahren, ein oder<lb/>
&#x201E;zwey, ja wohl mehr hundert Thaler, daran<lb/>
&#x201E;gewinnen, welchen Gewinn und Vortheil<lb/>
&#x201E;derjenige noch viel ehe haben und genießen kan,<lb/>
&#x201E;welcher &#x017F;elb&#x017F;t einen Hopfen-Garten bauet, und<lb/>
&#x201E;den&#x017F;elben wohl abwartet.</quote>
          </cit><lb/>
          <p>Es i&#x017F;t zwar gewiß, daß mancher Aufkaufer<lb/>
in die&#x017F;em Handel was erkleckliches verdienen kan.<lb/>
Hingegen aber weiß ich auch einen &#x017F;olchen Han-<lb/>
delsmann, welcher, wie ich &#x017F;elb&#x017F;t ge&#x017F;ehen, &#x017F;einen<lb/>
Hopfen in eine nicht wohl verwahrte Kammer,<lb/>
welche nach Mittag zu gelegen war, ge&#x017F;chu&#x0364;ttet,<lb/>
und u&#x0364;ber zehn Jahr darinnen liegen ließ. Als er<lb/>
nun nach verflo&#x017F;&#x017F;ener Zeit den&#x017F;elben verkaufte, &#x017F;o<lb/>
waren die Kra&#x0364;fte hinweg, daß &#x017F;olchen die Bier-<lb/>
Br&#xA75B;ner nicht annehmen wolten, indem &#x017F;ie noch<lb/>
einnal &#x017F;o viel Hopfen, als gewo&#x0364;hnlich, zu einem<lb/>
Gebra&#x0364;ue Bier nehmen mu&#x017F;ten, folglich war er<lb/>
geno&#x0364;higet &#x017F;olchen wohlfeiler, als der damahlige<lb/>
Prei<supplied>&#x017F; </supplied>war, hinzugeben; daher er kaum &#x017F;ein Geld<lb/>
wiede heraus brachte, und die Capital-Jntere&#x017F;&#x017F;e<lb/>
war verlohren. Hieraus &#x017F;iehet man wie viel an<lb/>
einer wohlverwahrten Kammer gelegen i&#x017F;t.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">C 4</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Bey</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[39/0053] Vom Hopfen-Bau. „de und Segen, leichtlich zur Nahrung kom- „men kan, angeſehen der Hopfen bekanter ma- „ßen, bisweilen mißraͤth, wann nun der Haus- „Vater zu wohlfeilen Zeiten Hopfen einkauft, „denſelben in ein Gemach aufſchuͤttet, und ihn mit „Bretern oder andern Dingen, damit die Luft „nicht darzu kommen kan, beſchweret, ſo kan er „leichtlichen, wenn er 100 Rthlr. darauf gewen- „det, nach zweyen oder dreyen Jahren, ein oder „zwey, ja wohl mehr hundert Thaler, daran „gewinnen, welchen Gewinn und Vortheil „derjenige noch viel ehe haben und genießen kan, „welcher ſelbſt einen Hopfen-Garten bauet, und „denſelben wohl abwartet. Es iſt zwar gewiß, daß mancher Aufkaufer in dieſem Handel was erkleckliches verdienen kan. Hingegen aber weiß ich auch einen ſolchen Han- delsmann, welcher, wie ich ſelbſt geſehen, ſeinen Hopfen in eine nicht wohl verwahrte Kammer, welche nach Mittag zu gelegen war, geſchuͤttet, und uͤber zehn Jahr darinnen liegen ließ. Als er nun nach verfloſſener Zeit denſelben verkaufte, ſo waren die Kraͤfte hinweg, daß ſolchen die Bier- Brꝛner nicht annehmen wolten, indem ſie noch einnal ſo viel Hopfen, als gewoͤhnlich, zu einem Gebraͤue Bier nehmen muſten, folglich war er genoͤhiget ſolchen wohlfeiler, als der damahlige Preiſ war, hinzugeben; daher er kaum ſein Geld wiede heraus brachte, und die Capital-Jntereſſe war verlohren. Hieraus ſiehet man wie viel an einer wohlverwahrten Kammer gelegen iſt. Bey C 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die erste Ausgabe dieses Werkes erschien 1755. Zu… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/53
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/53>, abgerufen am 25.11.2024.