Bey beständigen warmen und dürren Wet- ter habe ich auch angemerket, daß sie sich in eine gewisse Art kleiner Fliegen verwandeln.
Was ihren Ursprung betrift, so muß ich hier meine Unwissenheit bekennen, indem ich niemalen eine genaue Untersuchung desselben anzustellen Gelegenheit gehabt.
Doch bin ich keinesweges der Meynung, daß sie mit dem Regen aus der Luft herab fallen, wie viele ohne Grund glauben.
Jch halte vielmehr davor, daß sie, wie alle andere lebendige Creaturen von den Alten fortge- pflanzet werden, nur daß man ihre Eyerlein nicht so leicht gewahr wird, als von andern Würmern und Jnsecten.
Es haben mir daher die Gedanken welche ich in Zeitlers Universal-Lexico von den Neffen gefunden, über die massen wohlgefallen, welche also lauten:
Neffen sind kleine aschen färbige oder blauliche Würmerchen mit sechs Füsen, am Hindern mit zwey hervorragenden Borsten versehen. Jn der Mitte ist eine kleine Spitze, welche man Bley- Spitze nennen könnte. Am Hanpte hat solches Thierchen zwey kleine Fühlhörnerchen.
Diese Würmer setzen sich an die Blätter, wo- von solche zusammen rollen, oder an die Sten- gel; wenn sie aber eine Zeitlang ihre Nahrung von den Pflanzen, als von den Cappus-Kraute.
Koh-
6. Theil. R
ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer
Bey beſtaͤndigen warmen und duͤrren Wet- ter habe ich auch angemerket, daß ſie ſich in eine gewiſſe Art kleiner Fliegen verwandeln.
Was ihren Urſprung betrift, ſo muß ich hier meine Unwiſſenheit bekennen, indem ich niemalen eine genaue Unterſuchung deſſelben anzuſtellen Gelegenheit gehabt.
Doch bin ich keinesweges der Meynung, daß ſie mit dem Regen aus der Luft herab fallen, wie viele ohne Grund glauben.
Jch halte vielmehr davor, daß ſie, wie alle andere lebendige Creaturen von den Alten fortge- pflanzet werden, nur daß man ihre Eyerlein nicht ſo leicht gewahr wird, als von andern Wuͤrmern und Jnſecten.
Es haben mir daher die Gedanken welche ich in Zeitlers Univerſal-Lexico von den Neffen gefunden, uͤber die maſſen wohlgefallen, welche alſo lauten:
Neffen ſind kleine aſchen faͤrbige oder blauliche Wuͤrmerchen mit ſechs Fuͤſen, am Hindern mit zwey hervorragenden Borſten verſehen. Jn der Mitte iſt eine kleine Spitze, welche man Bley- Spitze nennen koͤnnte. Am Hanpte hat ſolches Thierchen zwey kleine Fuͤhlhoͤrnerchen.
Dieſe Wuͤrmer ſetzen ſich an die Blaͤtter, wo- von ſolche zuſammen rollen, oder an die Sten- gel; wenn ſie aber eine Zeitlang ihre Nahrung von den Pflanzen, als von den Cappus-Kraute.
Koh-
6. Theil. R
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ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer
Bey beſtaͤndigen warmen und duͤrren Wet-
ter habe ich auch angemerket, daß ſie ſich in eine
gewiſſe Art kleiner Fliegen verwandeln.
Was ihren Urſprung betrift, ſo muß ich hier
meine Unwiſſenheit bekennen, indem ich niemalen
eine genaue Unterſuchung deſſelben anzuſtellen
Gelegenheit gehabt.
Doch bin ich keinesweges der Meynung, daß
ſie mit dem Regen aus der Luft herab fallen, wie
viele ohne Grund glauben.
Jch halte vielmehr davor, daß ſie, wie alle
andere lebendige Creaturen von den Alten fortge-
pflanzet werden, nur daß man ihre Eyerlein nicht
ſo leicht gewahr wird, als von andern Wuͤrmern
und Jnſecten.
Es haben mir daher die Gedanken welche
ich in Zeitlers Univerſal-Lexico von den Neffen
gefunden, uͤber die maſſen wohlgefallen, welche
alſo lauten:
Neffen ſind kleine aſchen faͤrbige oder blauliche
Wuͤrmerchen mit ſechs Fuͤſen, am Hindern mit
zwey hervorragenden Borſten verſehen. Jn der
Mitte iſt eine kleine Spitze, welche man Bley-
Spitze nennen koͤnnte. Am Hanpte hat ſolches
Thierchen zwey kleine Fuͤhlhoͤrnerchen.
Dieſe Wuͤrmer ſetzen ſich an die Blaͤtter, wo-
von ſolche zuſammen rollen, oder an die Sten-
gel; wenn ſie aber eine Zeitlang ihre Nahrung
von den Pflanzen, als von den Cappus-Kraute.
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6. Theil. R
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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/271>, abgerufen am 22.07.2024.
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