Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765.

Bild:
<< vorherige Seite
schädl. Thieren und Ungeziefer

Bey beständigen warmen und dürren Wet-
ter habe ich auch angemerket, daß sie sich in eine
gewisse Art kleiner Fliegen verwandeln.

Was ihren Ursprung betrift, so muß ich hier
meine Unwissenheit bekennen, indem ich niemalen
eine genaue Untersuchung desselben anzustellen
Gelegenheit gehabt.

Doch bin ich keinesweges der Meynung, daß
sie mit dem Regen aus der Luft herab fallen, wie
viele ohne Grund glauben.

Jch halte vielmehr davor, daß sie, wie alle
andere lebendige Creaturen von den Alten fortge-
pflanzet werden, nur daß man ihre Eyerlein nicht
so leicht gewahr wird, als von andern Würmern
und Jnsecten.

Es haben mir daher die Gedanken welche
ich in Zeitlers Universal-Lexico von den Neffen
gefunden, über die massen wohlgefallen, welche
also lauten:

Neffen sind kleine aschen färbige oder blauliche
Würmerchen mit sechs Füsen, am Hindern mit
zwey hervorragenden Borsten versehen. Jn der
Mitte ist eine kleine Spitze, welche man Bley-
Spitze nennen könnte. Am Hanpte hat solches
Thierchen zwey kleine Fühlhörnerchen.

Diese Würmer setzen sich an die Blätter, wo-
von solche zusammen rollen, oder an die Sten-
gel; wenn sie aber eine Zeitlang ihre Nahrung
von den Pflanzen, als von den Cappus-Kraute.

Koh-
6. Theil. R
ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer

Bey beſtaͤndigen warmen und duͤrren Wet-
ter habe ich auch angemerket, daß ſie ſich in eine
gewiſſe Art kleiner Fliegen verwandeln.

Was ihren Urſprung betrift, ſo muß ich hier
meine Unwiſſenheit bekennen, indem ich niemalen
eine genaue Unterſuchung deſſelben anzuſtellen
Gelegenheit gehabt.

Doch bin ich keinesweges der Meynung, daß
ſie mit dem Regen aus der Luft herab fallen, wie
viele ohne Grund glauben.

Jch halte vielmehr davor, daß ſie, wie alle
andere lebendige Creaturen von den Alten fortge-
pflanzet werden, nur daß man ihre Eyerlein nicht
ſo leicht gewahr wird, als von andern Wuͤrmern
und Jnſecten.

Es haben mir daher die Gedanken welche
ich in Zeitlers Univerſal-Lexico von den Neffen
gefunden, uͤber die maſſen wohlgefallen, welche
alſo lauten:

Neffen ſind kleine aſchen faͤrbige oder blauliche
Wuͤrmerchen mit ſechs Fuͤſen, am Hindern mit
zwey hervorragenden Borſten verſehen. Jn der
Mitte iſt eine kleine Spitze, welche man Bley-
Spitze nennen koͤnnte. Am Hanpte hat ſolches
Thierchen zwey kleine Fuͤhlhoͤrnerchen.

Dieſe Wuͤrmer ſetzen ſich an die Blaͤtter, wo-
von ſolche zuſammen rollen, oder an die Sten-
gel; wenn ſie aber eine Zeitlang ihre Nahrung
von den Pflanzen, als von den Cappus-Kraute.

Koh-
6. Theil. R
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0271" n="257"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">&#x017F;cha&#x0364;dl. Thieren und Ungeziefer</hi> </fw><lb/>
          <p>Bey be&#x017F;ta&#x0364;ndigen warmen und du&#x0364;rren Wet-<lb/>
ter habe ich auch angemerket, daß &#x017F;ie &#x017F;ich in eine<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;e Art kleiner Fliegen verwandeln.</p><lb/>
          <p>Was ihren Ur&#x017F;prung betrift, &#x017F;o muß ich hier<lb/>
meine Unwi&#x017F;&#x017F;enheit bekennen, indem ich niemalen<lb/>
eine genaue Unter&#x017F;uchung de&#x017F;&#x017F;elben anzu&#x017F;tellen<lb/>
Gelegenheit gehabt.</p><lb/>
          <p>Doch bin ich keinesweges der Meynung, daß<lb/>
&#x017F;ie mit dem Regen aus der Luft herab fallen, wie<lb/>
viele ohne Grund glauben.</p><lb/>
          <p>Jch halte vielmehr davor, daß &#x017F;ie, wie alle<lb/>
andere lebendige Creaturen von den Alten fortge-<lb/>
pflanzet werden, nur daß man ihre Eyerlein nicht<lb/>
&#x017F;o leicht gewahr wird, als von andern Wu&#x0364;rmern<lb/>
und Jn&#x017F;ecten.</p><lb/>
          <p>Es haben mir daher die Gedanken welche<lb/>
ich in <hi rendition="#fr">Zeitlers</hi> Univer&#x017F;al-Lexico von den Neffen<lb/>
gefunden, u&#x0364;ber die ma&#x017F;&#x017F;en wohlgefallen, welche<lb/>
al&#x017F;o lauten:</p><lb/>
          <p>Neffen &#x017F;ind kleine a&#x017F;chen fa&#x0364;rbige oder blauliche<lb/>
Wu&#x0364;rmerchen mit &#x017F;echs Fu&#x0364;&#x017F;en, am Hindern mit<lb/>
zwey hervorragenden Bor&#x017F;ten ver&#x017F;ehen. Jn der<lb/>
Mitte i&#x017F;t eine kleine Spitze, welche man Bley-<lb/>
Spitze nennen ko&#x0364;nnte. Am Hanpte hat &#x017F;olches<lb/>
Thierchen zwey kleine Fu&#x0364;hlho&#x0364;rnerchen.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;e Wu&#x0364;rmer &#x017F;etzen &#x017F;ich an die Bla&#x0364;tter, wo-<lb/>
von &#x017F;olche zu&#x017F;ammen rollen, oder an die Sten-<lb/>
gel; wenn &#x017F;ie aber eine Zeitlang ihre Nahrung<lb/>
von den Pflanzen, als von den Cappus-Kraute.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">6. <hi rendition="#fr">Theil.</hi> R</fw><fw place="bottom" type="catch">Koh-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[257/0271] ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer Bey beſtaͤndigen warmen und duͤrren Wet- ter habe ich auch angemerket, daß ſie ſich in eine gewiſſe Art kleiner Fliegen verwandeln. Was ihren Urſprung betrift, ſo muß ich hier meine Unwiſſenheit bekennen, indem ich niemalen eine genaue Unterſuchung deſſelben anzuſtellen Gelegenheit gehabt. Doch bin ich keinesweges der Meynung, daß ſie mit dem Regen aus der Luft herab fallen, wie viele ohne Grund glauben. Jch halte vielmehr davor, daß ſie, wie alle andere lebendige Creaturen von den Alten fortge- pflanzet werden, nur daß man ihre Eyerlein nicht ſo leicht gewahr wird, als von andern Wuͤrmern und Jnſecten. Es haben mir daher die Gedanken welche ich in Zeitlers Univerſal-Lexico von den Neffen gefunden, uͤber die maſſen wohlgefallen, welche alſo lauten: Neffen ſind kleine aſchen faͤrbige oder blauliche Wuͤrmerchen mit ſechs Fuͤſen, am Hindern mit zwey hervorragenden Borſten verſehen. Jn der Mitte iſt eine kleine Spitze, welche man Bley- Spitze nennen koͤnnte. Am Hanpte hat ſolches Thierchen zwey kleine Fuͤhlhoͤrnerchen. Dieſe Wuͤrmer ſetzen ſich an die Blaͤtter, wo- von ſolche zuſammen rollen, oder an die Sten- gel; wenn ſie aber eine Zeitlang ihre Nahrung von den Pflanzen, als von den Cappus-Kraute. Koh- 6. Theil. R

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die erste Ausgabe dieses Werkes erschien 1755. Zu… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/271
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/271>, abgerufen am 26.11.2024.