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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765.

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Das sechste Capitel. Von einigen
fliegen, und solche, wenn man nicht beständig darauf
Acht hat, gar bald aufzehren, ist auser allen Streit
richtig und aus der Erfahrung bekant genug.

Was aber die Mittel wider dieses Ungeziefer
betrift, so legen einige Haushaltungs-Bücher der
Asche die Kraft bey, daß man die Erd-Flöhe da-
mit vertreiben könne. Man sollte nemlich bey
trockenem Wetter, wenn die Kohl-Pflanzen auf-
gegangen, das Bette mit Asche besieben; so wür-
de man seine Lust sehen, wie die Erd-Flöhe bey vie-
len tausenden herunter fallen, und in der Asche sich
zu Tode zappeln würden. Wenn aber ein Re-
gen käme, oder die Pflanzen der Dürrung halber
begossen würden so hörete die Wirkung der Asche
auf, und man müste das Besieben wiederholen,
und was dergleichen mehr ist.

Meine Gedanken hierüber sind diese: Erst-
lich wollte ich es nicht rathen die Besiebung der
jungen Pflanzen mit Asche, sonderlich wenn sie
noch nicht ausgelauget worden, mehr denn drey-
mal vorzunehmen. Denn die Lauge, oder das dar-
innen befindliche alcalische Salz, ist den jungen
Pflänzlein nicht zuträglich, und wenn man mehr-
mal mit der Asche kommen wollte, so würden sie
endlich verderben.

Zum andern ist es grundfalsch, daß durch
die aufgesiebte Asche die Erd-Flöhe, wie oben vor-
gegeben worden, von den Pflanzen herunter fal-
len und sich todt zappeln sollten.

Die Erfahrung bezeuget ein ganz anderes,
denn ob sie gleich, sobald man die Asche aufsiebet,

von

Das ſechſte Capitel. Von einigen
fliegen, und ſolche, weñ man nicht beſtaͤndig darauf
Acht hat, gar bald aufzehren, iſt auſer allen Streit
richtig und aus der Erfahrung bekant genug.

Was aber die Mittel wider dieſes Ungeziefer
betrift, ſo legen einige Haushaltungs-Buͤcher der
Aſche die Kraft bey, daß man die Erd-Floͤhe da-
mit vertreiben koͤnne. Man ſollte nemlich bey
trockenem Wetter, wenn die Kohl-Pflanzen auf-
gegangen, das Bette mit Aſche beſieben; ſo wuͤr-
de man ſeine Luſt ſehen, wie die Erd-Floͤhe bey vie-
len tauſenden herunter fallen, und in der Aſche ſich
zu Tode zappeln wuͤrden. Wenn aber ein Re-
gen kaͤme, oder die Pflanzen der Duͤrrung halber
begoſſen wuͤrden ſo hoͤrete die Wirkung der Aſche
auf, und man muͤſte das Beſieben wiederholen,
und was dergleichen mehr iſt.

Meine Gedanken hieruͤber ſind dieſe: Erſt-
lich wollte ich es nicht rathen die Beſiebung der
jungen Pflanzen mit Aſche, ſonderlich wenn ſie
noch nicht ausgelauget worden, mehr denn drey-
mal vorzunehmen. Denn die Lauge, oder das dar-
innen befindliche alcaliſche Salz, iſt den jungen
Pflaͤnzlein nicht zutraͤglich, und wenn man mehr-
mal mit der Aſche kommen wollte, ſo wuͤrden ſie
endlich verderben.

Zum andern iſt es grundfalſch, daß durch
die aufgeſiebte Aſche die Erd-Floͤhe, wie oben vor-
gegeben worden, von den Pflanzen herunter fal-
len und ſich todt zappeln ſollten.

Die Erfahrung bezeuget ein ganz anderes,
denn ob ſie gleich, ſobald man die Aſche aufſiebet,

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[250/0264] Das ſechſte Capitel. Von einigen fliegen, und ſolche, weñ man nicht beſtaͤndig darauf Acht hat, gar bald aufzehren, iſt auſer allen Streit richtig und aus der Erfahrung bekant genug. Was aber die Mittel wider dieſes Ungeziefer betrift, ſo legen einige Haushaltungs-Buͤcher der Aſche die Kraft bey, daß man die Erd-Floͤhe da- mit vertreiben koͤnne. Man ſollte nemlich bey trockenem Wetter, wenn die Kohl-Pflanzen auf- gegangen, das Bette mit Aſche beſieben; ſo wuͤr- de man ſeine Luſt ſehen, wie die Erd-Floͤhe bey vie- len tauſenden herunter fallen, und in der Aſche ſich zu Tode zappeln wuͤrden. Wenn aber ein Re- gen kaͤme, oder die Pflanzen der Duͤrrung halber begoſſen wuͤrden ſo hoͤrete die Wirkung der Aſche auf, und man muͤſte das Beſieben wiederholen, und was dergleichen mehr iſt. Meine Gedanken hieruͤber ſind dieſe: Erſt- lich wollte ich es nicht rathen die Beſiebung der jungen Pflanzen mit Aſche, ſonderlich wenn ſie noch nicht ausgelauget worden, mehr denn drey- mal vorzunehmen. Denn die Lauge, oder das dar- innen befindliche alcaliſche Salz, iſt den jungen Pflaͤnzlein nicht zutraͤglich, und wenn man mehr- mal mit der Aſche kommen wollte, ſo wuͤrden ſie endlich verderben. Zum andern iſt es grundfalſch, daß durch die aufgeſiebte Aſche die Erd-Floͤhe, wie oben vor- gegeben worden, von den Pflanzen herunter fal- len und ſich todt zappeln ſollten. Die Erfahrung bezeuget ein ganz anderes, denn ob ſie gleich, ſobald man die Aſche aufſiebet, von

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/264>, abgerufen am 25.11.2024.