Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765.

Bild:
<< vorherige Seite

Erstes Cap.
mehr genommen wird, weil er nicht so kräftig seyn
soll.

Die mehresten Leute bey uns, machen abermal
unter den Hopfen einen Unterschied, und theilen ihn
ein, in August-Hopfen, welcher eher reif wird
und grössere Köpfe bekommt, und in späten Ho-
fen,
welcher etwas langfamer, kurz vor Michael
reif wird, aber von gleicher Güte ist, wie jener.

Dieser Unterschied entstehet meines Erachtens
daher, weil der Hopfen welcher im Garten oder gu-
tem Lande wächset, eher ausschläget und dickere
Ranken treibet, folglich auch eher zur Reifung ge-
langet. Hingegen derjenige, welcher auf geringen
hungrigem Grunde und Boden hervor wächset,
auch nicht so in der Wärmeund Schutze vor den kal-
ten Winden stehet, muß nothwendig kleinere Ran-
ken und Köpfe bringen, und aus dieser Ursache
auch langsamer zu reifen beginnen.

Wenn der Hopfen verblühet und in seine Köpfe
wächset, wird man den Geruch nicht eher gewahr
als zu Anfange oder im Mittel des Augustmonats.

§. 3.
Von dem
Hopfen wel-
cher in den
Zäunen
wächset.

Den Hopfen welcher hin und wieder an den
lebendigen Zäunen, Hecken oder andern Gesträu-
chen aufwächset, nennen die mehresten in ihren
Haushaltungs-Büchern, als der Herr von Kohr,
Böckler, Thieme,
von Hochberg, und Florinus
wilden Hopfen.

Es ist aber leicht zu erachten, daß ihm dieser
Beynahme keinesweges aus der Ursache gegeben

wer-

Erſtes Cap.
mehr genommen wird, weil er nicht ſo kraͤftig ſeyn
ſoll.

Die mehreſten Leute bey uns, machen abermal
unter den Hopfen einen Unterſchied, und theilen ihn
ein, in Auguſt-Hopfen, welcher eher reif wird
und groͤſſere Koͤpfe bekommt, und in ſpaͤten Ho-
fen,
welcher etwas langfamer, kurz vor Michael
reif wird, aber von gleicher Guͤte iſt, wie jener.

Dieſer Unterſchied entſtehet meines Erachtens
daher, weil der Hopfen welcher im Garten oder gu-
tem Lande waͤchſet, eher ausſchlaͤget und dickere
Ranken treibet, folglich auch eher zur Reifung ge-
langet. Hingegen derjenige, welcher auf geringen
hungrigem Grunde und Boden hervor waͤchſet,
auch nicht ſo in der Waͤrmeund Schutze vor den kal-
ten Winden ſtehet, muß nothwendig kleinere Ran-
ken und Koͤpfe bringen, und aus dieſer Urſache
auch langſamer zu reifen beginnen.

Wenn der Hopfen verbluͤhet und in ſeine Koͤpfe
waͤchſet, wird man den Geruch nicht eher gewahr
als zu Anfange oder im Mittel des Auguſtmonats.

§. 3.
Von dem
Hopfen wel-
cher in den
Zaͤunen
waͤchſet.

Den Hopfen welcher hin und wieder an den
lebendigen Zaͤunen, Hecken oder andern Geſtraͤu-
chen aufwaͤchſet, nennen die mehreſten in ihren
Haushaltungs-Buͤchern, als der Herr von Kohr,
Boͤckler, Thieme,
von Hochberg, und Florinus
wilden Hopfen.

Es iſt aber leicht zu erachten, daß ihm dieſer
Beynahme keinesweges aus der Urſache gegeben

wer-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0018" n="4"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Er&#x017F;tes Cap.</hi></fw><lb/>
mehr genommen wird, weil er nicht &#x017F;o kra&#x0364;ftig &#x017F;eyn<lb/>
&#x017F;oll.</p><lb/>
          <p>Die mehre&#x017F;ten Leute bey uns, machen abermal<lb/>
unter den Hopfen einen Unter&#x017F;chied, und theilen ihn<lb/>
ein, in <hi rendition="#fr">Augu&#x017F;t-Hopfen,</hi> welcher eher reif wird<lb/>
und gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Ko&#x0364;pfe bekommt, und in <hi rendition="#fr">&#x017F;pa&#x0364;ten Ho-<lb/>
fen,</hi> welcher <hi rendition="#fr">etwas</hi> langfamer, kurz vor Michael<lb/>
reif wird, aber von gleicher Gu&#x0364;te i&#x017F;t, wie jener.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;er Unter&#x017F;chied ent&#x017F;tehet meines Erachtens<lb/>
daher, weil der Hopfen welcher im Garten oder gu-<lb/>
tem Lande wa&#x0364;ch&#x017F;et, eher aus&#x017F;chla&#x0364;get und dickere<lb/>
Ranken treibet, folglich auch eher zur Reifung ge-<lb/>
langet. Hingegen derjenige, welcher auf geringen<lb/>
hungrigem Grunde und Boden hervor wa&#x0364;ch&#x017F;et,<lb/>
auch nicht &#x017F;o in der Wa&#x0364;rmeund Schutze vor den kal-<lb/>
ten Winden &#x017F;tehet, muß nothwendig kleinere Ran-<lb/>
ken und Ko&#x0364;pfe bringen, und aus die&#x017F;er Ur&#x017F;ache<lb/>
auch lang&#x017F;amer zu reifen beginnen.</p><lb/>
          <p>Wenn der Hopfen verblu&#x0364;het und in &#x017F;eine Ko&#x0364;pfe<lb/>
wa&#x0364;ch&#x017F;et, wird man den Geruch nicht eher gewahr<lb/>
als zu Anfange oder im Mittel des Augu&#x017F;tmonats.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 3.</head><lb/>
          <note place="left">Von dem<lb/>
Hopfen wel-<lb/>
cher in den<lb/><hi rendition="#g">Za&#x0364;unen</hi><lb/>
wa&#x0364;ch&#x017F;et.</note>
          <p>Den Hopfen welcher hin und wieder an den<lb/>
lebendigen Za&#x0364;unen, Hecken oder andern Ge&#x017F;tra&#x0364;u-<lb/>
chen aufwa&#x0364;ch&#x017F;et, nennen die mehre&#x017F;ten in ihren<lb/>
Haushaltungs-Bu&#x0364;chern, als der Herr von <hi rendition="#fr">Kohr,<lb/>
Bo&#x0364;ckler, Thieme,</hi> von <hi rendition="#fr">Hochberg,</hi> und <hi rendition="#fr">Florinus</hi><lb/>
wilden Hopfen.</p><lb/>
          <p>Es i&#x017F;t aber leicht zu erachten, daß ihm die&#x017F;er<lb/>
Beynahme keinesweges aus der Ur&#x017F;ache gegeben<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wer-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[4/0018] Erſtes Cap. mehr genommen wird, weil er nicht ſo kraͤftig ſeyn ſoll. Die mehreſten Leute bey uns, machen abermal unter den Hopfen einen Unterſchied, und theilen ihn ein, in Auguſt-Hopfen, welcher eher reif wird und groͤſſere Koͤpfe bekommt, und in ſpaͤten Ho- fen, welcher etwas langfamer, kurz vor Michael reif wird, aber von gleicher Guͤte iſt, wie jener. Dieſer Unterſchied entſtehet meines Erachtens daher, weil der Hopfen welcher im Garten oder gu- tem Lande waͤchſet, eher ausſchlaͤget und dickere Ranken treibet, folglich auch eher zur Reifung ge- langet. Hingegen derjenige, welcher auf geringen hungrigem Grunde und Boden hervor waͤchſet, auch nicht ſo in der Waͤrmeund Schutze vor den kal- ten Winden ſtehet, muß nothwendig kleinere Ran- ken und Koͤpfe bringen, und aus dieſer Urſache auch langſamer zu reifen beginnen. Wenn der Hopfen verbluͤhet und in ſeine Koͤpfe waͤchſet, wird man den Geruch nicht eher gewahr als zu Anfange oder im Mittel des Auguſtmonats. §. 3. Den Hopfen welcher hin und wieder an den lebendigen Zaͤunen, Hecken oder andern Geſtraͤu- chen aufwaͤchſet, nennen die mehreſten in ihren Haushaltungs-Buͤchern, als der Herr von Kohr, Boͤckler, Thieme, von Hochberg, und Florinus wilden Hopfen. Es iſt aber leicht zu erachten, daß ihm dieſer Beynahme keinesweges aus der Urſache gegeben wer-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die erste Ausgabe dieses Werkes erschien 1755. Zu… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/18
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/18>, abgerufen am 25.11.2024.