Die beständige Einwendung ist, daß durch das tiefe oder zweymalige Pflügen, die hungrige, todte und taube Erde herauf käme, und daß sie folglich keine so schöne Früchte, als sonsten bekom- men würden; allein, solches ist eine falsche Ein- bildung, denn gesetzt, welches doch selten geschie- het, man brächte ja etwas schlimmere und magere Erde in die Höhe, so wird doch solche, sie mag gelbe, roth, blau oder schwarz aussehen, durch den Regen, Schnee, Frost, Luft und Sonne, beson- ders, wenn noch die Düngung hinzu komt, eben so gut, locker, milde, und wohl noch tragbarer ge- machet, als diejenige, welche hinunter in die Tieffe gebracht worden. Wovon in dem 2ten Theile meines Land- und Garten-Schatzes p. 17. 19. 20. 21. kan nachgelesen werden.
Man betrachte einen fleißigen Gärtner, wenn derselbe merket, daß ein Beet in seinem Garten nicht mehr so tragen wil als sonsten, so gräbt er solches gedoppelt. Womit also verfahren wird: Man leget den obersten ersten Stich der Erde auf die Seite, thut noch einen Stich in die Untere-Er- de, und bringet solche in die Höhe, alsdenn fähret man im Graben so fort, daß der oberste Stich der Erde allemal in die Tieffe geworffen, und der an- dere Stich, oder Untere-Erde, allezeit in die Höhe gebracht wird. Diese von der eingesenkten Besserung fruchtbar gemachte ausgeruhete und aufgelockerte Erde, in welcher die Wurzeln der Früchte und Gewächse viel eher, als in einen festen Boden eindringen, und ihre Nahrung suchen kön-
nen,
1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
Die beſtaͤndige Einwendung iſt, daß durch das tiefe oder zweymalige Pfluͤgen, die hungrige, todte und taube Erde herauf kaͤme, und daß ſie folglich keine ſo ſchoͤne Fruͤchte, als ſonſten bekom- men wuͤrden; allein, ſolches iſt eine falſche Ein- bildung, denn geſetzt, welches doch ſelten geſchie- het, man braͤchte ja etwas ſchlimmere und magere Erde in die Hoͤhe, ſo wird doch ſolche, ſie mag gelbe, roth, blau oder ſchwarz ausſehen, durch den Regen, Schnee, Froſt, Luft und Sonne, beſon- ders, wenn noch die Duͤngung hinzu komt, eben ſo gut, locker, milde, und wohl noch tragbarer ge- machet, als diejenige, welche hinunter in die Tieffe gebracht worden. Wovon in dem 2ten Theile meines Land- und Garten-Schatzes p. 17. 19. 20. 21. kan nachgeleſen werden.
Man betrachte einen fleißigen Gaͤrtner, wenn derſelbe merket, daß ein Beet in ſeinem Garten nicht mehr ſo tragen wil als ſonſten, ſo graͤbt er ſolches gedoppelt. Womit alſo verfahren wird: Man leget den oberſten erſten Stich der Erde auf die Seite, thut noch einen Stich in die Untere-Er- de, und bringet ſolche in die Hoͤhe, alsdenn faͤhret man im Graben ſo fort, daß der oberſte Stich der Erde allemal in die Tieffe geworffen, und der an- dere Stich, oder Untere-Erde, allezeit in die Hoͤhe gebracht wird. Dieſe von der eingeſenkten Beſſerung fruchtbar gemachte ausgeruhete und aufgelockerte Erde, in welcher die Wurzeln der Fruͤchte und Gewaͤchſe viel eher, als in einen feſten Boden eindringen, und ihre Nahrung ſuchen koͤn-
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1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
Die beſtaͤndige Einwendung iſt, daß durch
das tiefe oder zweymalige Pfluͤgen, die hungrige,
todte und taube Erde herauf kaͤme, und daß ſie
folglich keine ſo ſchoͤne Fruͤchte, als ſonſten bekom-
men wuͤrden; allein, ſolches iſt eine falſche Ein-
bildung, denn geſetzt, welches doch ſelten geſchie-
het, man braͤchte ja etwas ſchlimmere und magere
Erde in die Hoͤhe, ſo wird doch ſolche, ſie mag
gelbe, roth, blau oder ſchwarz ausſehen, durch den
Regen, Schnee, Froſt, Luft und Sonne, beſon-
ders, wenn noch die Duͤngung hinzu komt, eben
ſo gut, locker, milde, und wohl noch tragbarer ge-
machet, als diejenige, welche hinunter in die Tieffe
gebracht worden. Wovon in dem 2ten Theile
meines Land- und Garten-Schatzes p. 17. 19.
20. 21. kan nachgeleſen werden.
Man betrachte einen fleißigen Gaͤrtner, wenn
derſelbe merket, daß ein Beet in ſeinem Garten
nicht mehr ſo tragen wil als ſonſten, ſo graͤbt er
ſolches gedoppelt. Womit alſo verfahren wird:
Man leget den oberſten erſten Stich der Erde auf
die Seite, thut noch einen Stich in die Untere-Er-
de, und bringet ſolche in die Hoͤhe, alsdenn faͤhret
man im Graben ſo fort, daß der oberſte Stich der
Erde allemal in die Tieffe geworffen, und der an-
dere Stich, oder Untere-Erde, allezeit in die Hoͤhe
gebracht wird. Dieſe von der eingeſenkten
Beſſerung fruchtbar gemachte ausgeruhete und
aufgelockerte Erde, in welcher die Wurzeln der
Fruͤchte und Gewaͤchſe viel eher, als in einen feſten
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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/73>, abgerufen am 16.02.2025.
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