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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754.

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der Aecker ohne Brache.
die Acker zu begatten aller Augen unterworffen,
und kan, weil sie im freyen Felde muß vorgenom-
men werden, von Bürgern und Bauern mit ange-
sehen und nachgeahmet werden; jedoch bleibt
noch immer etwas übrig das vor ihren Augen ver-
borgen ist.

Nebst dem Profit, welchen man aus den
Früchten erhält, hat diese Cultur auch ihren herr-
lichen Nutzen bey der Viehzucht; denn nicht zu ge-
dencken, daß man auf solchen wohl zubereiteten
Aeckern, durch das Jäten der Früchte, das schön-
ste und fetteste Gras zur Fütterung erhält, so be-
trachte man, was vor Blätter vom Kraute, Blu-
men-Kohle und Kohlrabi abgehen, wie viel Gräsig
von denen Möhren-Ruben- und Pastinat-Wur-
zeln abgeschnitten werde; ja was von eben diesen
Wurtzel-Gewächsen vor eine Menge Ausschuß
oder zackichte Wurzeln, die zum Verkauf nicht die-
nen, zurück bleiben, so wird man leicht erachten
können, was diese Cultur vor herrliche Fütterung, so
wohl vor das Rind-Vieh, als auch vor die Schwei-
ne und anderes Vieh, abwerffe. Nicht zu geden-
ken, daß das Mohn- und Safflor-Stroh, bey jetzi-
gen grosen Holz-Mangel, in einem Hauswesen zu
dem Verheitzen gar ungemeine Dienste thut.

Siehet man aber auf das Gemeine Wesen,
so wird diese Cultur auch in vielen Stücken ihren
besondern Nutzen offenbahren:

Denn erstlich werden dadurch viele schöne
Küch-Speisen und Gemüse in einen Ort geschaf-
fet, wodurch nicht nur Haus-Väter die Jhrigen

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der Aecker ohne Brache.
die Acker zu begatten aller Augen unterworffen,
und kan, weil ſie im freyen Felde muß vorgenom-
men werden, von Buͤrgern und Bauern mit ange-
ſehen und nachgeahmet werden; jedoch bleibt
noch immer etwas uͤbrig das vor ihren Augen ver-
borgen iſt.

Nebſt dem Profit, welchen man aus den
Fruͤchten erhaͤlt, hat dieſe Cultur auch ihren herr-
lichen Nutzen bey der Viehzucht; denn nicht zu ge-
dencken, daß man auf ſolchen wohl zubereiteten
Aeckern, durch das Jaͤten der Fruͤchte, das ſchoͤn-
ſte und fetteſte Gras zur Fuͤtterung erhaͤlt, ſo be-
trachte man, was vor Blaͤtter vom Kraute, Blu-
men-Kohle und Kohlrabi abgehen, wie viel Graͤſig
von denen Moͤhren-Ruben- und Paſtinat-Wur-
zeln abgeſchnitten werde; ja was von eben dieſen
Wurtzel-Gewaͤchſen vor eine Menge Ausſchuß
oder zackichte Wurzeln, die zum Verkauf nicht die-
nen, zuruͤck bleiben, ſo wird man leicht erachten
koͤnnen, was dieſe Cultur vor herrliche Fuͤtterung, ſo
wohl vor das Rind-Vieh, als auch vor die Schwei-
ne und anderes Vieh, abwerffe. Nicht zu geden-
ken, daß das Mohn- und Safflor-Stroh, bey jetzi-
gen groſen Holz-Mangel, in einem Hausweſen zu
dem Verheitzen gar ungemeine Dienſte thut.

Siehet man aber auf das Gemeine Weſen,
ſo wird dieſe Cultur auch in vielen Stuͤcken ihren
beſondern Nutzen offenbahren:

Denn erſtlich werden dadurch viele ſchoͤne
Kuͤch-Speiſen und Gemuͤſe in einen Ort geſchaf-
fet, wodurch nicht nur Haus-Vaͤter die Jhrigen

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[21/0056] der Aecker ohne Brache. die Acker zu begatten aller Augen unterworffen, und kan, weil ſie im freyen Felde muß vorgenom- men werden, von Buͤrgern und Bauern mit ange- ſehen und nachgeahmet werden; jedoch bleibt noch immer etwas uͤbrig das vor ihren Augen ver- borgen iſt. Nebſt dem Profit, welchen man aus den Fruͤchten erhaͤlt, hat dieſe Cultur auch ihren herr- lichen Nutzen bey der Viehzucht; denn nicht zu ge- dencken, daß man auf ſolchen wohl zubereiteten Aeckern, durch das Jaͤten der Fruͤchte, das ſchoͤn- ſte und fetteſte Gras zur Fuͤtterung erhaͤlt, ſo be- trachte man, was vor Blaͤtter vom Kraute, Blu- men-Kohle und Kohlrabi abgehen, wie viel Graͤſig von denen Moͤhren-Ruben- und Paſtinat-Wur- zeln abgeſchnitten werde; ja was von eben dieſen Wurtzel-Gewaͤchſen vor eine Menge Ausſchuß oder zackichte Wurzeln, die zum Verkauf nicht die- nen, zuruͤck bleiben, ſo wird man leicht erachten koͤnnen, was dieſe Cultur vor herrliche Fuͤtterung, ſo wohl vor das Rind-Vieh, als auch vor die Schwei- ne und anderes Vieh, abwerffe. Nicht zu geden- ken, daß das Mohn- und Safflor-Stroh, bey jetzi- gen groſen Holz-Mangel, in einem Hausweſen zu dem Verheitzen gar ungemeine Dienſte thut. Siehet man aber auf das Gemeine Weſen, ſo wird dieſe Cultur auch in vielen Stuͤcken ihren beſondern Nutzen offenbahren: Denn erſtlich werden dadurch viele ſchoͤne Kuͤch-Speiſen und Gemuͤſe in einen Ort geſchaf- fet, wodurch nicht nur Haus-Vaͤter die Jhrigen leich- B 3

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/56>, abgerufen am 24.11.2024.