Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754.

Bild:
<< vorherige Seite
1. Cap. von 18jähriger Nutzung
"Einsichten mitzutheilen, und dadurch das alge-
"meine Beste, nachdem sie ihren Privat-Vor-
"theil dabey gefunden, auch zu befördern. Und
"eben diesen bieten wir die Gelegenheit an, sich
"um ihren Nächsten ohne Kosten und Unbequem-
"lichkeit verdient zu machen."

Denn ob man gleich in den vorhergehenden
Theilen eine volständige und aufrichtige Anweisung
findet, solche Früchte zu erziehen, so fehlet doch noch
die Einsicht, mit denen Früchten dergestalt abzu-
wech seln, daß man den Acker alle Jahr mit Nutzen
bestellen, und folglich die theure Düngung, nebst
den andern jährlichen schweren Kosten, nach und
nach wieder herausbringen kan.

§. 8.
Jst eine
höchstnöthi-
ge Wissen-
schafft.

Ohne diese Wissenschaft könte Jemand mit
Erziehung der Küchen- und Specerey-Gewächse,
besonders bey jetzigen Zeiten, den grösten Schaden
leiden, wie es manchem allhier, welche mir diese
Cultur mit Unverstand nachgeäffet, also ergan-
gen ist.

Es giebt nemlich hier Leute, welche entweder
keinen Heller anwenden Versuche und Proben an-
zustellen, sondern alles auf andern ihre Kosten an-
kommen lassen, und hernach eine Sache ablauren
wollen; oder sie dünken sich so weise, daß sie sich
es vor einen Schimpf achten, wenn sie fragen oder
eiue Lehre annehmen solten, da doch im Land und
Garten-Bau kein Mensch auslernen kan. So
oft ich eine noch nicht bekante Bestellung oder neue

Ein-
1. Cap. von 18jaͤhriger Nutzung
”Einſichten mitzutheilen, und dadurch das alge-
”meine Beſte, nachdem ſie ihren Privat-Vor-
”theil dabey gefunden, auch zu befoͤrdern. Und
”eben dieſen bieten wir die Gelegenheit an, ſich
”um ihren Naͤchſten ohne Koſten und Unbequem-
”lichkeit verdient zu machen.“

Denn ob man gleich in den vorhergehenden
Theilen eine volſtaͤndige und aufrichtige Anweiſung
findet, ſolche Fruͤchte zu erziehen, ſo fehlet doch noch
die Einſicht, mit denen Fruͤchten dergeſtalt abzu-
wech ſeln, daß man den Acker alle Jahr mit Nutzen
beſtellen, und folglich die theure Duͤngung, nebſt
den andern jaͤhrlichen ſchweren Koſten, nach und
nach wieder herausbringen kan.

§. 8.
Jſt eine
hoͤchſtnoͤthi-
ge Wiſſen-
ſchafft.

Ohne dieſe Wiſſenſchaft koͤnte Jemand mit
Erziehung der Kuͤchen- und Specerey-Gewaͤchſe,
beſonders bey jetzigen Zeiten, den groͤſten Schaden
leiden, wie es manchem allhier, welche mir dieſe
Cultur mit Unverſtand nachgeaͤffet, alſo ergan-
gen iſt.

Es giebt nemlich hier Leute, welche entweder
keinen Heller anwenden Verſuche und Proben an-
zuſtellen, ſondern alles auf andern ihre Koſten an-
kommen laſſen, und hernach eine Sache ablauren
wollen; oder ſie duͤnken ſich ſo weiſe, daß ſie ſich
es vor einen Schimpf achten, wenn ſie fragen oder
eiue Lehre annehmen ſolten, da doch im Land und
Garten-Bau kein Menſch auslernen kan. So
oft ich eine noch nicht bekante Beſtellung oder neue

Ein-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <cit>
            <quote><pb facs="#f0049" n="14"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">1. Cap. von 18ja&#x0364;hriger Nutzung</hi></fw><lb/>
&#x201D;Ein&#x017F;ichten mitzutheilen, und dadurch das alge-<lb/>
&#x201D;meine Be&#x017F;te, nachdem &#x017F;ie ihren Privat-Vor-<lb/>
&#x201D;theil dabey gefunden, auch zu befo&#x0364;rdern. Und<lb/>
&#x201D;eben die&#x017F;en bieten wir die Gelegenheit an, &#x017F;ich<lb/>
&#x201D;um ihren Na&#x0364;ch&#x017F;ten ohne Ko&#x017F;ten und Unbequem-<lb/>
&#x201D;lichkeit verdient zu machen.&#x201C;</quote>
            <bibl/>
          </cit><lb/>
          <p>Denn ob man gleich in den vorhergehenden<lb/>
Theilen eine vol&#x017F;ta&#x0364;ndige und aufrichtige Anwei&#x017F;ung<lb/>
findet, &#x017F;olche Fru&#x0364;chte zu erziehen, &#x017F;o fehlet doch noch<lb/>
die Ein&#x017F;icht, mit denen Fru&#x0364;chten derge&#x017F;talt abzu-<lb/>
wech &#x017F;eln, daß man den Acker alle Jahr mit Nutzen<lb/>
be&#x017F;tellen, und folglich die theure Du&#x0364;ngung, neb&#x017F;t<lb/>
den andern ja&#x0364;hrlichen &#x017F;chweren Ko&#x017F;ten, nach und<lb/>
nach wieder herausbringen kan.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 8.</head><lb/>
          <note place="left">J&#x017F;t eine<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;tno&#x0364;thi-<lb/>
ge Wi&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
&#x017F;chafft.</note>
          <p>Ohne die&#x017F;e Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft ko&#x0364;nte Jemand mit<lb/>
Erziehung der Ku&#x0364;chen- und Specerey-Gewa&#x0364;ch&#x017F;e,<lb/>
be&#x017F;onders bey jetzigen Zeiten, den gro&#x0364;&#x017F;ten Schaden<lb/>
leiden, wie es manchem allhier, welche mir die&#x017F;e<lb/>
Cultur mit Unver&#x017F;tand nachgea&#x0364;ffet, al&#x017F;o ergan-<lb/>
gen i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Es giebt nemlich hier Leute, welche entweder<lb/>
keinen Heller anwenden Ver&#x017F;uche und Proben an-<lb/>
zu&#x017F;tellen, &#x017F;ondern alles auf andern ihre Ko&#x017F;ten an-<lb/>
kommen la&#x017F;&#x017F;en, und hernach eine Sache ablauren<lb/>
wollen; oder &#x017F;ie du&#x0364;nken &#x017F;ich &#x017F;o wei&#x017F;e, daß &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
es vor einen Schimpf achten, wenn &#x017F;ie fragen oder<lb/>
eiue Lehre annehmen &#x017F;olten, da doch im Land und<lb/>
Garten-Bau kein Men&#x017F;ch auslernen kan. So<lb/>
oft ich eine noch nicht bekante Be&#x017F;tellung oder neue<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ein-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[14/0049] 1. Cap. von 18jaͤhriger Nutzung ”Einſichten mitzutheilen, und dadurch das alge- ”meine Beſte, nachdem ſie ihren Privat-Vor- ”theil dabey gefunden, auch zu befoͤrdern. Und ”eben dieſen bieten wir die Gelegenheit an, ſich ”um ihren Naͤchſten ohne Koſten und Unbequem- ”lichkeit verdient zu machen.“ Denn ob man gleich in den vorhergehenden Theilen eine volſtaͤndige und aufrichtige Anweiſung findet, ſolche Fruͤchte zu erziehen, ſo fehlet doch noch die Einſicht, mit denen Fruͤchten dergeſtalt abzu- wech ſeln, daß man den Acker alle Jahr mit Nutzen beſtellen, und folglich die theure Duͤngung, nebſt den andern jaͤhrlichen ſchweren Koſten, nach und nach wieder herausbringen kan. §. 8. Ohne dieſe Wiſſenſchaft koͤnte Jemand mit Erziehung der Kuͤchen- und Specerey-Gewaͤchſe, beſonders bey jetzigen Zeiten, den groͤſten Schaden leiden, wie es manchem allhier, welche mir dieſe Cultur mit Unverſtand nachgeaͤffet, alſo ergan- gen iſt. Es giebt nemlich hier Leute, welche entweder keinen Heller anwenden Verſuche und Proben an- zuſtellen, ſondern alles auf andern ihre Koſten an- kommen laſſen, und hernach eine Sache ablauren wollen; oder ſie duͤnken ſich ſo weiſe, daß ſie ſich es vor einen Schimpf achten, wenn ſie fragen oder eiue Lehre annehmen ſolten, da doch im Land und Garten-Bau kein Menſch auslernen kan. So oft ich eine noch nicht bekante Beſtellung oder neue Ein-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/49
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/49>, abgerufen am 18.12.2024.