Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

der Aecker ohne Brache.
fabricirten Waaren, nicht alsobald Accise gefordert
werden, sondern man solte billig dergleichen Leute
und Fabricanten auf einige Jahre von all[e]n Abga-
ben frey lassen, bis sie erstlich ihre Versuche und
Proben mit Nutzen ausgeführet und in völlige
Ordnung gebracht hätten. Nach verflossener Zeit,
könnten von jeden Centner Waaren, es mögten sol-
che bestehen worinnen sie wollen, die Abgaben ein-
gerichtet werden, und die Unterthanen würden auch
alsdenn solche gewiß ohne Murren entrichten.
Wenn aber dergleichen Jmposten zu zeitig und
übereilig abgefordert werden, so werden die Leute
verdrüßlich, und lassen es lieber bey dem alten Her-
kommen bewenden.

Es ist mir noch gar wohl erinnerlich, daß an
einem gewissen Orte von den Acker-Leuten angefan-
gen wurde, den Taback ackerweise zu zeugen; als
ihnen aber durch Angeben einiger Bedienten, also-
bald, da sie noch erstlich Versuche und Proben an-
stelten, von einem jeden Acker einige Reichs-Tha-
ler jährlich zu geben auferleget wurde, ehe und be-
vor noch die Tabacks-Spinnerey und Fabric in
Ordnung gebracht war, so wurden die Leute hier-
durch abgeschrecket dergleichen mehr zu bauen.

Es war aber in der That von denen Rathge-
bern eine alzuschleunige und ohnüberlegte Abfor-
derung, und wäre meines Erachtens viel besser ge-
wesen, erstlich binnen einigen Jahren die Fabricken
in Ordnung bringen zu lassen, hernach aber, wie
es denn billig, von jedem Centner ausgehender und

ver-
A 4

der Aecker ohne Brache.
fabricirten Waaren, nicht alſobald Acciſe gefordert
werden, ſondern man ſolte billig dergleichen Leute
und Fabricanten auf einige Jahre von all[e]n Abga-
ben frey laſſen, bis ſie erſtlich ihre Verſuche und
Proben mit Nutzen ausgefuͤhret und in voͤllige
Ordnung gebracht haͤtten. Nach verfloſſener Zeit,
koͤnnten von jeden Centner Waaren, es moͤgten ſol-
che beſtehen worinnen ſie wollen, die Abgaben ein-
gerichtet werden, und die Unterthanen wuͤrden auch
alsdenn ſolche gewiß ohne Murren entrichten.
Wenn aber dergleichen Jmpoſten zu zeitig und
uͤbereilig abgefordert werden, ſo werden die Leute
verdruͤßlich, und laſſen es lieber bey dem alten Her-
kommen bewenden.

Es iſt mir noch gar wohl erinnerlich, daß an
einem gewiſſen Orte von den Acker-Leuten angefan-
gen wurde, den Taback ackerweiſe zu zeugen; als
ihnen aber durch Angeben einiger Bedienten, alſo-
bald, da ſie noch erſtlich Verſuche und Proben an-
ſtelten, von einem jeden Acker einige Reichs-Tha-
ler jaͤhrlich zu geben auferleget wurde, ehe und be-
vor noch die Tabacks-Spinnerey und Fabric in
Ordnung gebracht war, ſo wurden die Leute hier-
durch abgeſchrecket dergleichen mehr zu bauen.

Es war aber in der That von denen Rathge-
bern eine alzuſchleunige und ohnuͤberlegte Abfor-
derung, und waͤre meines Erachtens viel beſſer ge-
weſen, erſtlich binnen einigen Jahren die Fabricken
in Ordnung bringen zu laſſen, hernach aber, wie
es denn billig, von jedem Centner ausgehender und

ver-
A 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0042" n="7"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Aecker ohne Brache.</hi></fw><lb/>
fabricirten Waaren, nicht al&#x017F;obald Acci&#x017F;e gefordert<lb/>
werden, &#x017F;ondern man &#x017F;olte billig dergleichen Leute<lb/>
und Fabricanten auf einige Jahre von all<supplied>e</supplied>n Abga-<lb/>
ben frey la&#x017F;&#x017F;en, bis &#x017F;ie er&#x017F;tlich ihre Ver&#x017F;uche und<lb/>
Proben mit Nutzen ausgefu&#x0364;hret und in vo&#x0364;llige<lb/>
Ordnung gebracht ha&#x0364;tten. Nach verflo&#x017F;&#x017F;ener Zeit,<lb/>
ko&#x0364;nnten von jeden Centner Waaren, es mo&#x0364;gten &#x017F;ol-<lb/>
che be&#x017F;tehen worinnen &#x017F;ie wollen, die Abgaben ein-<lb/>
gerichtet werden, und die Unterthanen wu&#x0364;rden auch<lb/>
alsdenn &#x017F;olche gewiß ohne Murren entrichten.<lb/>
Wenn aber dergleichen Jmpo&#x017F;ten zu zeitig und<lb/>
u&#x0364;bereilig abgefordert werden, &#x017F;o werden die Leute<lb/>
verdru&#x0364;ßlich, und la&#x017F;&#x017F;en es lieber bey dem alten Her-<lb/>
kommen bewenden.</p><lb/>
          <p>Es i&#x017F;t mir noch gar wohl erinnerlich, daß an<lb/>
einem gewi&#x017F;&#x017F;en Orte von den Acker-Leuten angefan-<lb/>
gen wurde, den Taback ackerwei&#x017F;e zu zeugen; als<lb/>
ihnen aber durch Angeben einiger Bedienten, al&#x017F;o-<lb/>
bald, da &#x017F;ie noch er&#x017F;tlich Ver&#x017F;uche und Proben an-<lb/>
&#x017F;telten, von einem jeden Acker einige Reichs-Tha-<lb/>
ler ja&#x0364;hrlich zu geben auferleget wurde, ehe und be-<lb/>
vor noch die Tabacks-Spinnerey und Fabric in<lb/>
Ordnung gebracht war, &#x017F;o wurden die Leute hier-<lb/>
durch abge&#x017F;chrecket dergleichen mehr zu bauen.</p><lb/>
          <p>Es war aber in der That von denen Rathge-<lb/>
bern eine alzu&#x017F;chleunige und ohnu&#x0364;berlegte Abfor-<lb/>
derung, und wa&#x0364;re meines Erachtens viel be&#x017F;&#x017F;er ge-<lb/>
we&#x017F;en, er&#x017F;tlich binnen einigen Jahren die Fabricken<lb/>
in Ordnung bringen zu la&#x017F;&#x017F;en, hernach aber, wie<lb/>
es denn billig, von jedem Centner ausgehender und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A 4</fw><fw place="bottom" type="catch">ver-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[7/0042] der Aecker ohne Brache. fabricirten Waaren, nicht alſobald Acciſe gefordert werden, ſondern man ſolte billig dergleichen Leute und Fabricanten auf einige Jahre von allen Abga- ben frey laſſen, bis ſie erſtlich ihre Verſuche und Proben mit Nutzen ausgefuͤhret und in voͤllige Ordnung gebracht haͤtten. Nach verfloſſener Zeit, koͤnnten von jeden Centner Waaren, es moͤgten ſol- che beſtehen worinnen ſie wollen, die Abgaben ein- gerichtet werden, und die Unterthanen wuͤrden auch alsdenn ſolche gewiß ohne Murren entrichten. Wenn aber dergleichen Jmpoſten zu zeitig und uͤbereilig abgefordert werden, ſo werden die Leute verdruͤßlich, und laſſen es lieber bey dem alten Her- kommen bewenden. Es iſt mir noch gar wohl erinnerlich, daß an einem gewiſſen Orte von den Acker-Leuten angefan- gen wurde, den Taback ackerweiſe zu zeugen; als ihnen aber durch Angeben einiger Bedienten, alſo- bald, da ſie noch erſtlich Verſuche und Proben an- ſtelten, von einem jeden Acker einige Reichs-Tha- ler jaͤhrlich zu geben auferleget wurde, ehe und be- vor noch die Tabacks-Spinnerey und Fabric in Ordnung gebracht war, ſo wurden die Leute hier- durch abgeſchrecket dergleichen mehr zu bauen. Es war aber in der That von denen Rathge- bern eine alzuſchleunige und ohnuͤberlegte Abfor- derung, und waͤre meines Erachtens viel beſſer ge- weſen, erſtlich binnen einigen Jahren die Fabricken in Ordnung bringen zu laſſen, hernach aber, wie es denn billig, von jedem Centner ausgehender und ver- A 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/42
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/42>, abgerufen am 21.11.2024.