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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754.

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der Aecker ohne Brache.
"Früchte allerhand physicalische Anmerkungen zu
"machen, und sie zu anatomiren, stehet denen
"meisten Gelehrten nicht an, aus keiner andern
"Raison, als weil sie meynen, es lohne sich nicht
"die Mühe, solche Sachen, damit alle Bauern
"und Tagelöhner fast täglich umgehen, zu obser-
"viren und zu untersuchen.

Aber gleichwie die Menschen sich in den mei-
sten Geschäften und Handlungen ihres Lebens gar
zu gerne nach der üblichen Mode richten, und sich
durch Gewohnheiten und Vorurtheile regieren las-
sen, so gehet es in der That auch mit dem Acker-
bau.

§. 3.

Nach der gemeinen und fast durchgängigenDie gemei-
ne Cultur
und Nu-
zung der
Aecker ist
sehr unvol-
kommen.

Art und Weise, werden so wohl die Ritter- als
Bauern-Güter in drey Felder, als in das Winter-
Feld, in das Sommer-Feld und in die Brache ein-
getheilet, so, daß der Acker ein Jahr mit Winter-
Früchten, das andere mit Sommer-Früchten be-
stellet wird, und das dritte Brache lieget und leer
bleibet, ausser einige ganz wenige Flecke, worauf
Erbsen, Linsen, Wicken, Lein, auch wohl Möhren
und Ruben gesäet werden, welches sie sömmern
zu nennen pflegen.

Allein warum muß eben so vieler Acker alle
drey Jahr einmal ohnbestelt liegen bleiben? solte
man nicht auf Mittel denken, solchen alle Jahre
zu nutzen? Jst er etwan weiter nichts zu tragen
im Stande als Korn-Früchte, daß man sonst nichts

darauf
A 2
der Aecker ohne Brache.
”Fruͤchte allerhand phyſicaliſche Anmerkungen zu
”machen, und ſie zu anatomiren, ſtehet denen
”meiſten Gelehrten nicht an, aus keiner andern
Raiſon, als weil ſie meynen, es lohne ſich nicht
”die Muͤhe, ſolche Sachen, damit alle Bauern
”und Tageloͤhner faſt taͤglich umgehen, zu obſer-
”viren und zu unterſuchen.

Aber gleichwie die Menſchen ſich in den mei-
ſten Geſchaͤften und Handlungen ihres Lebens gar
zu gerne nach der uͤblichen Mode richten, und ſich
durch Gewohnheiten und Vorurtheile regieren laſ-
ſen, ſo gehet es in der That auch mit dem Acker-
bau.

§. 3.

Nach der gemeinen und faſt durchgaͤngigenDie gemei-
ne Cultur
und Nu-
zung der
Aecker iſt
ſehr unvol-
kommen.

Art und Weiſe, werden ſo wohl die Ritter- als
Bauern-Guͤter in drey Felder, als in das Winter-
Feld, in das Sommer-Feld und in die Brache ein-
getheilet, ſo, daß der Acker ein Jahr mit Winter-
Fruͤchten, das andere mit Sommer-Fruͤchten be-
ſtellet wird, und das dritte Brache lieget und leer
bleibet, auſſer einige ganz wenige Flecke, worauf
Erbſen, Linſen, Wicken, Lein, auch wohl Moͤhren
und Ruben geſaͤet werden, welches ſie ſoͤmmern
zu nennen pflegen.

Allein warum muß eben ſo vieler Acker alle
drey Jahr einmal ohnbeſtelt liegen bleiben? ſolte
man nicht auf Mittel denken, ſolchen alle Jahre
zu nutzen? Jſt er etwan weiter nichts zu tragen
im Stande als Korn-Fruͤchte, daß man ſonſt nichts

darauf
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[3/0038] der Aecker ohne Brache. ”Fruͤchte allerhand phyſicaliſche Anmerkungen zu ”machen, und ſie zu anatomiren, ſtehet denen ”meiſten Gelehrten nicht an, aus keiner andern ”Raiſon, als weil ſie meynen, es lohne ſich nicht ”die Muͤhe, ſolche Sachen, damit alle Bauern ”und Tageloͤhner faſt taͤglich umgehen, zu obſer- ”viren und zu unterſuchen. Aber gleichwie die Menſchen ſich in den mei- ſten Geſchaͤften und Handlungen ihres Lebens gar zu gerne nach der uͤblichen Mode richten, und ſich durch Gewohnheiten und Vorurtheile regieren laſ- ſen, ſo gehet es in der That auch mit dem Acker- bau. §. 3. Nach der gemeinen und faſt durchgaͤngigen Art und Weiſe, werden ſo wohl die Ritter- als Bauern-Guͤter in drey Felder, als in das Winter- Feld, in das Sommer-Feld und in die Brache ein- getheilet, ſo, daß der Acker ein Jahr mit Winter- Fruͤchten, das andere mit Sommer-Fruͤchten be- ſtellet wird, und das dritte Brache lieget und leer bleibet, auſſer einige ganz wenige Flecke, worauf Erbſen, Linſen, Wicken, Lein, auch wohl Moͤhren und Ruben geſaͤet werden, welches ſie ſoͤmmern zu nennen pflegen. Die gemei- ne Cultur und Nu- zung der Aecker iſt ſehr unvol- kommen. Allein warum muß eben ſo vieler Acker alle drey Jahr einmal ohnbeſtelt liegen bleiben? ſolte man nicht auf Mittel denken, ſolchen alle Jahre zu nutzen? Jſt er etwan weiter nichts zu tragen im Stande als Korn-Fruͤchte, daß man ſonſt nichts darauf A 2

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/38>, abgerufen am 23.11.2024.