Wetter vorzunehmen, da denn der Klee muß fleis- sig gewendet, und so bald er recht abgetrocknet ist, eingefahren werden.
Man hat sich auch bey alzuheissem Wetter vorzusehen, daß die besten Blätter nicht abgerüh- ret werden, und eben deßwegen muß man die Heu- Schober früh morgens, und zwar am Ende des Klee-Ackers machen lassen, damit man nicht Ur- sach habe mit den Wagen darauf zu fahren; denn wenn dieses geschehen solte, so würde gewiß durch die Fahr-Kleisen, und durch das Trampeln der Pfer- de, den Klee-Stöcken grosser Schade geschehen.
Unsere Land-Leute zu Nottleben, und in den angränzenden Dorfschaften, pflegen mit Bestel- lung dieses Klee-Samens auch also zu verfahren. Sie nehmen eben ein solches Land hierzu, wie oben beschrieben worden, bestellen erstlich die Gerste darauf, wie aller Orten gebräuchlich ist, und lassen den Acker ein, zwey bis drey Wochen also liegen, daß auch unterweilen die Gerste hervor sticht. Wenn sie merken, daß es regnen will, oder wenn es auch schon hierzu den Anfang macht, so lassen sie keine Zeit vorbey streichen, und säen den Klee- Samen eiligst oben auf die Gerste, ohne die ge- ringste Arbeit weiter daran vorzunehmen; dabey geben sie vor, daß der Regen die Körner selbst mit der Erde bedeckte, daß sie aufgehen und Wurzeln schlagen könten. Ob nun gleich dieses als eine liederliche Bestellung anzusehen ist, so gelinget es ihnen doch, daß man sich darüber verwundern
muß
6. Cap. Von verſchiedlichen
Wetter vorzunehmen, da denn der Klee muß fleiſ- ſig gewendet, und ſo bald er recht abgetrocknet iſt, eingefahren werden.
Man hat ſich auch bey alzuheiſſem Wetter vorzuſehen, daß die beſten Blaͤtter nicht abgeruͤh- ret werden, und eben deßwegen muß man die Heu- Schober fruͤh morgens, und zwar am Ende des Klee-Ackers machen laſſen, damit man nicht Ur- ſach habe mit den Wagen darauf zu fahren; denn wenn dieſes geſchehen ſolte, ſo wuͤrde gewiß durch die Fahr-Kleiſen, und durch das Trampeln der Pfer- de, den Klee-Stoͤcken groſſer Schade geſchehen.
Unſere Land-Leute zu Nottleben, und in den angraͤnzenden Dorfſchaften, pflegen mit Beſtel- lung dieſes Klee-Samens auch alſo zu verfahren. Sie nehmen eben ein ſolches Land hierzu, wie oben beſchrieben worden, beſtellen erſtlich die Gerſte darauf, wie aller Orten gebraͤuchlich iſt, und laſſen den Acker ein, zwey bis drey Wochen alſo liegen, daß auch unterweilen die Gerſte hervor ſticht. Wenn ſie merken, daß es regnen will, oder wenn es auch ſchon hierzu den Anfang macht, ſo laſſen ſie keine Zeit vorbey ſtreichen, und ſaͤen den Klee- Samen eiligſt oben auf die Gerſte, ohne die ge- ringſte Arbeit weiter daran vorzunehmen; dabey geben ſie vor, daß der Regen die Koͤrner ſelbſt mit der Erde bedeckte, daß ſie aufgehen und Wurzeln ſchlagen koͤnten. Ob nun gleich dieſes als eine liederliche Beſtellung anzuſehen iſt, ſo gelinget es ihnen doch, daß man ſich daruͤber verwundern
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6. Cap. Von verſchiedlichen
Wetter vorzunehmen, da denn der Klee muß fleiſ-
ſig gewendet, und ſo bald er recht abgetrocknet iſt,
eingefahren werden.
Man hat ſich auch bey alzuheiſſem Wetter
vorzuſehen, daß die beſten Blaͤtter nicht abgeruͤh-
ret werden, und eben deßwegen muß man die Heu-
Schober fruͤh morgens, und zwar am Ende des
Klee-Ackers machen laſſen, damit man nicht Ur-
ſach habe mit den Wagen darauf zu fahren; denn
wenn dieſes geſchehen ſolte, ſo wuͤrde gewiß durch
die Fahr-Kleiſen, und durch das Trampeln der Pfer-
de, den Klee-Stoͤcken groſſer Schade geſchehen.
Unſere Land-Leute zu Nottleben, und in den
angraͤnzenden Dorfſchaften, pflegen mit Beſtel-
lung dieſes Klee-Samens auch alſo zu verfahren.
Sie nehmen eben ein ſolches Land hierzu, wie oben
beſchrieben worden, beſtellen erſtlich die Gerſte
darauf, wie aller Orten gebraͤuchlich iſt, und laſſen
den Acker ein, zwey bis drey Wochen alſo liegen,
daß auch unterweilen die Gerſte hervor ſticht.
Wenn ſie merken, daß es regnen will, oder wenn
es auch ſchon hierzu den Anfang macht, ſo laſſen
ſie keine Zeit vorbey ſtreichen, und ſaͤen den Klee-
Samen eiligſt oben auf die Gerſte, ohne die ge-
ringſte Arbeit weiter daran vorzunehmen; dabey
geben ſie vor, daß der Regen die Koͤrner ſelbſt mit
der Erde bedeckte, daß ſie aufgehen und Wurzeln
ſchlagen koͤnten. Ob nun gleich dieſes als eine
liederliche Beſtellung anzuſehen iſt, ſo gelinget es
ihnen doch, daß man ſich daruͤber verwundern
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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/247>, abgerufen am 16.02.2025.
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