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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754.

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5. Cap. Vom Hanfe.
der frühzeitigen Bestellung in die Erde gebracht.
Jnzwischen halte ich die zeitige Bestellung viel bes-
ser als die langsame, indem bey der ersteren Art
der Flachs weit eher, und noch vor der Ernde vom
Lande kömt, folglich der Acker auch eher umgea-
ckert, und zur Winter- oder Sommer-Saat zu-
bereitet werden kan.

Sonsten sind auch einige der Meynung, wenn
man den Lein auf den Freytag vor Ostern säete, so
würde der Flachs fein subtil und kleinhärig. Es
wird aber ein jeder vernünftiger Haus-Vater gar
leichte sehen, daß dieses ein grosser Aberglaube ist.
Warum sol denn solches Säen eben auf den stil-
len Freytag, und nicht zu einer andern Zeit vorge-
nommen werden? da man sich doch hierinnen
hauptsächlich nach der Witterung richten muß.
Am besten geschiehet es nach einem Regen, und
zwar, wenn sich wiederum schön und helle Wetter
anlässet, da er denn fein zugleich hervor sticht und
aufgehet. Man darf sich auch hierbey nicht be-
sorgen, daß ein starker Platz- und Schlag Regen
das Land derb mache, oder eine Rinde verursache,
worunter sonst der keimende Same verderben
muß. So aber ja, wider Verhoffen eine solche
Ruft oder Rinde auf den Acker entstehen solte,
so wäre meine im ersten Theile p. 135. beschrie-
bene Stachel-Walze zu gebrauchen.

Gleichwie aber mit andern Früchten eine Ver-
änderung auf den Aeckern muß vorgenommen wer-
den, also sol und muß es auch nothwendig mit dem
Flachse geschehen, und wenn es möglich seyn wil, so

muß

5. Cap. Vom Hanfe.
der fruͤhzeitigen Beſtellung in die Erde gebracht.
Jnzwiſchen halte ich die zeitige Beſtellung viel beſ-
ſer als die langſame, indem bey der erſteren Art
der Flachs weit eher, und noch vor der Ernde vom
Lande koͤmt, folglich der Acker auch eher umgea-
ckert, und zur Winter- oder Sommer-Saat zu-
bereitet werden kan.

Sonſten ſind auch einige der Meynung, wenn
man den Lein auf den Freytag vor Oſtern ſaͤete, ſo
wuͤrde der Flachs fein ſubtil und kleinhaͤrig. Es
wird aber ein jeder vernuͤnftiger Haus-Vater gar
leichte ſehen, daß dieſes ein groſſer Aberglaube iſt.
Warum ſol denn ſolches Saͤen eben auf den ſtil-
len Freytag, und nicht zu einer andern Zeit vorge-
nommen werden? da man ſich doch hierinnen
hauptſaͤchlich nach der Witterung richten muß.
Am beſten geſchiehet es nach einem Regen, und
zwar, wenn ſich wiederum ſchoͤn und helle Wetter
anlaͤſſet, da er denn fein zugleich hervor ſticht und
aufgehet. Man darf ſich auch hierbey nicht be-
ſorgen, daß ein ſtarker Platz- und Schlag Regen
das Land derb mache, oder eine Rinde verurſache,
worunter ſonſt der keimende Same verderben
muß. So aber ja, wider Verhoffen eine ſolche
Ruft oder Rinde auf den Acker entſtehen ſolte,
ſo waͤre meine im erſten Theile p. 135. beſchrie-
bene Stachel-Walze zu gebrauchen.

Gleichwie aber mit andern Fruͤchten eine Ver-
aͤnderung auf den Aeckern muß vorgenommen wer-
den, alſo ſol und muß es auch nothwendig mit dem
Flachſe geſchehen, und wenn es moͤglich ſeyn wil, ſo

muß
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[172/0207] 5. Cap. Vom Hanfe. der fruͤhzeitigen Beſtellung in die Erde gebracht. Jnzwiſchen halte ich die zeitige Beſtellung viel beſ- ſer als die langſame, indem bey der erſteren Art der Flachs weit eher, und noch vor der Ernde vom Lande koͤmt, folglich der Acker auch eher umgea- ckert, und zur Winter- oder Sommer-Saat zu- bereitet werden kan. Sonſten ſind auch einige der Meynung, wenn man den Lein auf den Freytag vor Oſtern ſaͤete, ſo wuͤrde der Flachs fein ſubtil und kleinhaͤrig. Es wird aber ein jeder vernuͤnftiger Haus-Vater gar leichte ſehen, daß dieſes ein groſſer Aberglaube iſt. Warum ſol denn ſolches Saͤen eben auf den ſtil- len Freytag, und nicht zu einer andern Zeit vorge- nommen werden? da man ſich doch hierinnen hauptſaͤchlich nach der Witterung richten muß. Am beſten geſchiehet es nach einem Regen, und zwar, wenn ſich wiederum ſchoͤn und helle Wetter anlaͤſſet, da er denn fein zugleich hervor ſticht und aufgehet. Man darf ſich auch hierbey nicht be- ſorgen, daß ein ſtarker Platz- und Schlag Regen das Land derb mache, oder eine Rinde verurſache, worunter ſonſt der keimende Same verderben muß. So aber ja, wider Verhoffen eine ſolche Ruft oder Rinde auf den Acker entſtehen ſolte, ſo waͤre meine im erſten Theile p. 135. beſchrie- bene Stachel-Walze zu gebrauchen. Gleichwie aber mit andern Fruͤchten eine Ver- aͤnderung auf den Aeckern muß vorgenommen wer- den, alſo ſol und muß es auch nothwendig mit dem Flachſe geſchehen, und wenn es moͤglich ſeyn wil, ſo muß

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/207>, abgerufen am 23.11.2024.