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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754.

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und Flachse.
foemina, J. B. oder das Weibgen, werden von
einerley Samen erzogen, und ist der leztere nur
eine Ausartung von dem ersteren. Diese andere
Sorte, oder das Weiblein, trägt keinen Samen,
und wenn er anfängt zu steiben, auf die nemli-
che Art, wie in dem vierten Theile des Land-
und Garten-Schatzes
pag. 26. von dem Spi-
nat gedacht worden, so ist es ein Zeichen daß er reif
ist, und wird alsdenn aus dem guten und zahmen
ausgeraufet, und der zahme bleibet noch eine Zeit-
lang auf dem Lande stehen.

Es wächset das Weiblein nicht nur höher
als das Männlein, sondern es sol auch jener ein
besseres und subtileres Gespinste geben als dieser.
Der Hanf erfordert ein vorher gedüngtes Land,
und einen guten Grund und Boden. Es wird
hierzu der Acker im Herbste mit drey oder vier Pfer-
den umgepflüget, und mit der Ege fein gleich be-
strichen. Doch thut hierzu das Graben vor dem
Winter viel bessere Dienste; man lässet hierauf
das Land den Winter über liegen, damit währen-
der Zeit die Erde friere, und bey der Bestell-Zeit
fein klar und milde werde, und den Sommer über
die fruchtbare Feuchtigkeit eher behalten möge.
Der Same, welcher kein Unkraut Gesämig bey
sich haben darf, wird in der Helfte des Aprils et-
was dicke gesäet, damit die Hanf-Stengel, oder die
Hälmer nicht zu stark und dicke wachsen können,
sondern fein dünne und klar bleiben müssen, wo-
von auch das Gespinste viel zärter wird. Den
oben aufgesäeten Samen ziehet man mit Kärsten

unter-
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und Flachſe.
fœmina, J. B. oder das Weibgen, werden von
einerley Samen erzogen, und iſt der leztere nur
eine Ausartung von dem erſteren. Dieſe andere
Sorte, oder das Weiblein, traͤgt keinen Samen,
und wenn er anfaͤngt zu ſteiben, auf die nemli-
che Art, wie in dem vierten Theile des Land-
und Garten-Schatzes
pag. 26. von dem Spi-
nat gedacht worden, ſo iſt es ein Zeichen daß er reif
iſt, und wird alsdenn aus dem guten und zahmen
ausgeraufet, und der zahme bleibet noch eine Zeit-
lang auf dem Lande ſtehen.

Es waͤchſet das Weiblein nicht nur hoͤher
als das Maͤnnlein, ſondern es ſol auch jener ein
beſſeres und ſubtileres Geſpinſte geben als dieſer.
Der Hanf erfordert ein vorher geduͤngtes Land,
und einen guten Grund und Boden. Es wird
hierzu der Acker im Herbſte mit drey oder vier Pfer-
den umgepfluͤget, und mit der Ege fein gleich be-
ſtrichen. Doch thut hierzu das Graben vor dem
Winter viel beſſere Dienſte; man laͤſſet hierauf
das Land den Winter uͤber liegen, damit waͤhren-
der Zeit die Erde friere, und bey der Beſtell-Zeit
fein klar und milde werde, und den Sommer uͤber
die fruchtbare Feuchtigkeit eher behalten moͤge.
Der Same, welcher kein Unkraut Geſaͤmig bey
ſich haben darf, wird in der Helfte des Aprils et-
was dicke geſaͤet, damit die Hanf-Stengel, oder die
Haͤlmer nicht zu ſtark und dicke wachſen koͤnnen,
ſondern fein duͤnne und klar bleiben muͤſſen, wo-
von auch das Geſpinſte viel zaͤrter wird. Den
oben aufgeſaͤeten Samen ziehet man mit Kaͤrſten

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[165/0200] und Flachſe. fœmina, J. B. oder das Weibgen, werden von einerley Samen erzogen, und iſt der leztere nur eine Ausartung von dem erſteren. Dieſe andere Sorte, oder das Weiblein, traͤgt keinen Samen, und wenn er anfaͤngt zu ſteiben, auf die nemli- che Art, wie in dem vierten Theile des Land- und Garten-Schatzes pag. 26. von dem Spi- nat gedacht worden, ſo iſt es ein Zeichen daß er reif iſt, und wird alsdenn aus dem guten und zahmen ausgeraufet, und der zahme bleibet noch eine Zeit- lang auf dem Lande ſtehen. Es waͤchſet das Weiblein nicht nur hoͤher als das Maͤnnlein, ſondern es ſol auch jener ein beſſeres und ſubtileres Geſpinſte geben als dieſer. Der Hanf erfordert ein vorher geduͤngtes Land, und einen guten Grund und Boden. Es wird hierzu der Acker im Herbſte mit drey oder vier Pfer- den umgepfluͤget, und mit der Ege fein gleich be- ſtrichen. Doch thut hierzu das Graben vor dem Winter viel beſſere Dienſte; man laͤſſet hierauf das Land den Winter uͤber liegen, damit waͤhren- der Zeit die Erde friere, und bey der Beſtell-Zeit fein klar und milde werde, und den Sommer uͤber die fruchtbare Feuchtigkeit eher behalten moͤge. Der Same, welcher kein Unkraut Geſaͤmig bey ſich haben darf, wird in der Helfte des Aprils et- was dicke geſaͤet, damit die Hanf-Stengel, oder die Haͤlmer nicht zu ſtark und dicke wachſen koͤnnen, ſondern fein duͤnne und klar bleiben muͤſſen, wo- von auch das Geſpinſte viel zaͤrter wird. Den oben aufgeſaͤeten Samen ziehet man mit Kaͤrſten unter- L 3

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/200>, abgerufen am 11.12.2024.