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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754.

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ins besondere.
Klöser zerdrucket, und die Gerste desto besser kan
abgemähet werden.

Zur Aussaat muß man recht reinen Samen,
worinnen sich weder Wind-Hafer, Raden, Wicken,
Trespen, noch anderer Unrath befindet, erwehlen,
welches die wenigsten Bauers-Leute zu besorgen
pflegen, wodurch ihre Gerste von Jahren zu Jah-
ren immer schlechter und unreiner wird, daß sie
endlich mehr Unkraut als Gersten-Körner über-
kommen.

Es könnte auch nicht undienlich seyn, wenn
die Bauers-Leute auf einigen unserer Dörfer, an
statt ihres Müßigganges und Saufens in den
Schenken, die Gerste und anderes Getraide, wel-
ches sie zur Aussaat brauchen wollen, von den Un-
kraut Samen befreyeten, und nach und nach mit
ihren Weibern und Kindern solchen fein reine aus-
läsen; durch die nützliche und geringe Arbeit würden
sie gewiß reine Körner in ihre Scheure bringen, und
die Aecker würden auch durch das Ausfallen solcher
schädlichen Samen nicht verunreiniget und verder-
bet werden. Auch habe ich selbsten durch solches Le-
sen noch diesen Nutzen, sowol von der Gerste als
Sommer- und Winter-Rocken erhalten, daß viele
Leute wegen der Reinlichkeit zu ihrer Aussaat von
mir den Samen kauffen, auch allezeit mehr davor
geben, als der ordentliche Markt-Preis ist. Ob
man aber gleich den Leuten dieses saget, und den
bereits erwehnten Nutzen vorstellet, so bleibet sie
dennoch lieber bey ihrer Trägheit, als daß sie sol-
che geringe Mühe anwenden solten.

Viel-
J 2

ins beſondere.
Kloͤſer zerdrucket, und die Gerſte deſto beſſer kan
abgemaͤhet werden.

Zur Ausſaat muß man recht reinen Samen,
worinnen ſich weder Wind-Hafer, Raden, Wicken,
Treſpen, noch anderer Unrath befindet, erwehlen,
welches die wenigſten Bauers-Leute zu beſorgen
pflegen, wodurch ihre Gerſte von Jahren zu Jah-
ren immer ſchlechter und unreiner wird, daß ſie
endlich mehr Unkraut als Gerſten-Koͤrner uͤber-
kommen.

Es koͤnnte auch nicht undienlich ſeyn, wenn
die Bauers-Leute auf einigen unſerer Doͤrfer, an
ſtatt ihres Muͤßigganges und Saufens in den
Schenken, die Gerſte und anderes Getraide, wel-
ches ſie zur Ausſaat brauchen wollen, von den Un-
kraut Samen befreyeten, und nach und nach mit
ihren Weibern und Kindern ſolchen fein reine aus-
laͤſen; durch die nuͤtzliche und geringe Arbeit wuͤrden
ſie gewiß reine Koͤrner in ihre Scheure bringen, und
die Aecker wuͤrden auch durch das Ausfallen ſolcher
ſchaͤdlichen Samen nicht verunreiniget und verder-
bet werden. Auch habe ich ſelbſten durch ſolches Le-
ſen noch dieſen Nutzen, ſowol von der Gerſte als
Sommer- und Winter-Rocken erhalten, daß viele
Leute wegen der Reinlichkeit zu ihrer Ausſaat von
mir den Samen kauffen, auch allezeit mehr davor
geben, als der ordentliche Markt-Preis iſt. Ob
man aber gleich den Leuten dieſes ſaget, und den
bereits erwehnten Nutzen vorſtellet, ſo bleibet ſie
dennoch lieber bey ihrer Traͤgheit, als daß ſie ſol-
che geringe Muͤhe anwenden ſolten.

Viel-
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[131/0166] ins beſondere. Kloͤſer zerdrucket, und die Gerſte deſto beſſer kan abgemaͤhet werden. Zur Ausſaat muß man recht reinen Samen, worinnen ſich weder Wind-Hafer, Raden, Wicken, Treſpen, noch anderer Unrath befindet, erwehlen, welches die wenigſten Bauers-Leute zu beſorgen pflegen, wodurch ihre Gerſte von Jahren zu Jah- ren immer ſchlechter und unreiner wird, daß ſie endlich mehr Unkraut als Gerſten-Koͤrner uͤber- kommen. Es koͤnnte auch nicht undienlich ſeyn, wenn die Bauers-Leute auf einigen unſerer Doͤrfer, an ſtatt ihres Muͤßigganges und Saufens in den Schenken, die Gerſte und anderes Getraide, wel- ches ſie zur Ausſaat brauchen wollen, von den Un- kraut Samen befreyeten, und nach und nach mit ihren Weibern und Kindern ſolchen fein reine aus- laͤſen; durch die nuͤtzliche und geringe Arbeit wuͤrden ſie gewiß reine Koͤrner in ihre Scheure bringen, und die Aecker wuͤrden auch durch das Ausfallen ſolcher ſchaͤdlichen Samen nicht verunreiniget und verder- bet werden. Auch habe ich ſelbſten durch ſolches Le- ſen noch dieſen Nutzen, ſowol von der Gerſte als Sommer- und Winter-Rocken erhalten, daß viele Leute wegen der Reinlichkeit zu ihrer Ausſaat von mir den Samen kauffen, auch allezeit mehr davor geben, als der ordentliche Markt-Preis iſt. Ob man aber gleich den Leuten dieſes ſaget, und den bereits erwehnten Nutzen vorſtellet, ſo bleibet ſie dennoch lieber bey ihrer Traͤgheit, als daß ſie ſol- che geringe Muͤhe anwenden ſolten. Viel- J 2

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/166>, abgerufen am 24.11.2024.