Weil ich aber fortgefahren neuen Samen zu neh- men, so ist der Weitzen das dritte Jahr völlig hach- licht geworden.
§. 3.
Vom barti- gen Kaul- oder Som- mer-Wei- tzen.
Es ist im vorigen §. 2. gemeldet worden, daß der bartige Weitzen,Triticum aristis longioribus spica alba C. B. von den Böhmischen sich ausartet. Wenn man alle Jahr von diesen den Samen nimt, so verwandelt er sich niemalen wieder- um in den Böhmischen, sondern behält hernach- malen beständig seine Hacheln. An Körnern sie- het er etwas grösser und heller aus, als der ordent- liche Winter- und Böhmische Weitzen ohne Ha- cheln. Dieser kan mit unter den Winter-Weitzen und Rocken gemahlen werden; doch muß man hierbey die Vorsicht gebrauchen, daß niemalen mehr als der dritte oder vierte Theil darunter ge- nommen wird, denn der Teig davon fliesset so sehr aus einander, sonderlich wenn er soll alleine geba- cken werden, daß solcher bey dem Würken nicht zu- sammen zu bringen ist, und das Brod davon be- komt lauter Risse, und wird etwas strenge.
Er dienet ungemein zum Mältzen, und man kan gutes Bier und Breihan, wenn Gersten-Malz darunter genommen wird, davon brauen.
Es wird dieser bartige Weitzen, an den Or- ten wo es viel hohes Wild giebt, um deswillen häu- fig gebauet, weil sie ihn wegen der Hacheln nichts rechts anhaben, und nicht so leicht abfressen kön- nen, indem die Hacheln ihnen an der Nase grübeln, und in dem Halse kratzen; doch wenn sie in ein sol-
ches
3. Cap. Von den Korn-Fruͤchten
Weil ich aber fortgefahren neuen Samen zu neh- men, ſo iſt der Weitzen das dritte Jahr voͤllig hach- licht geworden.
§. 3.
Vom barti- gen Kaul- oder Som- mer-Wei- tzen.
Es iſt im vorigen §. 2. gemeldet worden, daß der bartige Weitzen,Triticum ariſtis longioribus ſpica alba C. B. von den Boͤhmiſchen ſich ausartet. Wenn man alle Jahr von dieſen den Samen nimt, ſo verwandelt er ſich niemalen wieder- um in den Boͤhmiſchen, ſondern behaͤlt hernach- malen beſtaͤndig ſeine Hacheln. An Koͤrnern ſie- het er etwas groͤſſer und heller aus, als der ordent- liche Winter- und Boͤhmiſche Weitzen ohne Ha- cheln. Dieſer kan mit unter den Winter-Weitzen und Rocken gemahlen werden; doch muß man hierbey die Vorſicht gebrauchen, daß niemalen mehr als der dritte oder vierte Theil darunter ge- nommen wird, denn der Teig davon flieſſet ſo ſehr aus einander, ſonderlich wenn er ſoll alleine geba- cken werden, daß ſolcher bey dem Wuͤrken nicht zu- ſammen zu bringen iſt, und das Brod davon be- komt lauter Riſſe, und wird etwas ſtrenge.
Er dienet ungemein zum Maͤltzen, und man kan gutes Bier und Breihan, wenn Gerſten-Malz darunter genommen wird, davon brauen.
Es wird dieſer bartige Weitzen, an den Or- ten wo es viel hohes Wild giebt, um deswillen haͤu- fig gebauet, weil ſie ihn wegen der Hacheln nichts rechts anhaben, und nicht ſo leicht abfreſſen koͤn- nen, indem die Hacheln ihnen an der Naſe gruͤbeln, und in dem Halſe kratzen; doch wenn ſie in ein ſol-
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3. Cap. Von den Korn-Fruͤchten
Weil ich aber fortgefahren neuen Samen zu neh-
men, ſo iſt der Weitzen das dritte Jahr voͤllig hach-
licht geworden.
§. 3.
Es iſt im vorigen §. 2. gemeldet worden, daß
der bartige Weitzen, Triticum ariſtis longioribus
ſpica alba C. B. von den Boͤhmiſchen ſich ausartet.
Wenn man alle Jahr von dieſen den Samen
nimt, ſo verwandelt er ſich niemalen wieder-
um in den Boͤhmiſchen, ſondern behaͤlt hernach-
malen beſtaͤndig ſeine Hacheln. An Koͤrnern ſie-
het er etwas groͤſſer und heller aus, als der ordent-
liche Winter- und Boͤhmiſche Weitzen ohne Ha-
cheln. Dieſer kan mit unter den Winter-Weitzen
und Rocken gemahlen werden; doch muß man
hierbey die Vorſicht gebrauchen, daß niemalen
mehr als der dritte oder vierte Theil darunter ge-
nommen wird, denn der Teig davon flieſſet ſo ſehr
aus einander, ſonderlich wenn er ſoll alleine geba-
cken werden, daß ſolcher bey dem Wuͤrken nicht zu-
ſammen zu bringen iſt, und das Brod davon be-
komt lauter Riſſe, und wird etwas ſtrenge.
Er dienet ungemein zum Maͤltzen, und man
kan gutes Bier und Breihan, wenn Gerſten-Malz
darunter genommen wird, davon brauen.
Es wird dieſer bartige Weitzen, an den Or-
ten wo es viel hohes Wild giebt, um deswillen haͤu-
fig gebauet, weil ſie ihn wegen der Hacheln nichts
rechts anhaben, und nicht ſo leicht abfreſſen koͤn-
nen, indem die Hacheln ihnen an der Naſe gruͤbeln,
und in dem Halſe kratzen; doch wenn ſie in ein ſol-
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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/155>, abgerufen am 03.03.2025.
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