Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

2. Cap. Von den Korn-Früchten
che Weise geht er auf der linken Seite wieder herun-
ter. Jst das Land aber noch breiter, so nimt er her-
nach einen Theil nach den andern vor, bis das gan-
ze Feld fertig ist. Warum aber der Säe-Mann
so wohl als der Acker-Knecht in der Mitten des
Ackers den Anfang machen muß, geschiehet des-
wegen, weil der Acker-Knecht mit der in der Bra-
che mitten gemachten tiefen Furche bey dem Unter-
ackern des Samens den Anfang machen muß, da-
her nothwendig die Mittel-Furche vorher muß be-
säet werden, und dieses nennen die Acker-Leute mit
Zwey-Gängen besäen. Und ob auch gleich wie
an einigen Orten gebräuchlich ist, der Same oben
auf die Furchen gesäet wird, so muß dennoch der
Acker-Knecht in der, mitten in dem Stücke gemach-
ten Furche, mit ackern oder zusammenpflügen den
Anfang machen, weil sonsten ein tiefer Graben
in der Mitte entstehen und bey den letzten Furchen
in der Mitte die Grume oder lockere Erde fehlen
würde. Der Säe-Mann aber kan bey den Auf-
säen, wenn das Stück erst völlig gepflüget ist, an-
fangen wo er will.

3) Die dritte Art des Säens, oder des Aus-
wurfes, geschiehet auf eine ganz andere Art als wie
vorher beschrieben worden, welche noch nicht aller
Orten gemein und bekant ist, und diese nennen die
Ackerleute auf Zwey-Beine säen. Solches wird
folgendermaßen bey uns verrichtet: Der Säe-Mann
muß sich nach seinem Acker-Knechte richten, wo er
mit seinem Umpflügen den Anfang machen will;
doch gilt dem Säe-Mann alles gleich, indem es auf

eins

2. Cap. Von den Korn-Fruͤchten
che Weiſe geht er auf der linken Seite wieder herun-
ter. Jſt das Land aber noch breiter, ſo nimt er her-
nach einen Theil nach den andern vor, bis das gan-
ze Feld fertig iſt. Warum aber der Saͤe-Mann
ſo wohl als der Acker-Knecht in der Mitten des
Ackers den Anfang machen muß, geſchiehet des-
wegen, weil der Acker-Knecht mit der in der Bra-
che mitten gemachten tiefen Furche bey dem Unter-
ackern des Samens den Anfang machen muß, da-
her nothwendig die Mittel-Furche vorher muß be-
ſaͤet werden, und dieſes nennen die Acker-Leute mit
Zwey-Gaͤngen beſaͤen. Und ob auch gleich wie
an einigen Orten gebraͤuchlich iſt, der Same oben
auf die Furchen geſaͤet wird, ſo muß dennoch der
Acker-Knecht in der, mitten in dem Stuͤcke gemach-
ten Furche, mit ackern oder zuſammenpfluͤgen den
Anfang machen, weil ſonſten ein tiefer Graben
in der Mitte entſtehen und bey den letzten Furchen
in der Mitte die Grume oder lockere Erde fehlen
wuͤrde. Der Saͤe-Mann aber kan bey den Auf-
ſaͤen, wenn das Stuͤck erſt voͤllig gepfluͤget iſt, an-
fangen wo er will.

3) Die dritte Art des Saͤens, oder des Aus-
wurfes, geſchiehet auf eine ganz andere Art als wie
vorher beſchrieben worden, welche noch nicht aller
Orten gemein und bekant iſt, und dieſe nennen die
Ackerleute auf Zwey-Beine ſaͤen. Solches wird
folgendermaßen bey uns verrichtet: Der Saͤe-Mañ
muß ſich nach ſeinem Acker-Knechte richten, wo er
mit ſeinem Umpfluͤgen den Anfang machen will;
doch gilt dem Saͤe-Mann alles gleich, indem es auf

eins
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0147" n="112"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">2. Cap. Von den Korn-Fru&#x0364;chten</hi></fw><lb/>
che Wei&#x017F;e geht er auf der linken Seite wieder herun-<lb/>
ter. J&#x017F;t das Land aber noch breiter, &#x017F;o nimt er her-<lb/>
nach einen Theil nach den andern vor, bis das gan-<lb/>
ze Feld fertig i&#x017F;t. Warum aber der Sa&#x0364;e-Mann<lb/>
&#x017F;o wohl als der Acker-Knecht in der Mitten des<lb/>
Ackers den Anfang machen muß, ge&#x017F;chiehet des-<lb/>
wegen, weil der Acker-Knecht mit der in der Bra-<lb/>
che mitten gemachten tiefen Furche bey dem Unter-<lb/>
ackern des Samens den Anfang machen muß, da-<lb/>
her nothwendig die Mittel-Furche vorher muß be-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;et werden, und die&#x017F;es nennen die Acker-Leute mit<lb/><hi rendition="#fr">Zwey-Ga&#x0364;ngen</hi> be&#x017F;a&#x0364;en. Und ob auch gleich wie<lb/>
an einigen Orten gebra&#x0364;uchlich i&#x017F;t, der Same oben<lb/>
auf die Furchen ge&#x017F;a&#x0364;et wird, &#x017F;o muß dennoch der<lb/>
Acker-Knecht in der, mitten in dem Stu&#x0364;cke gemach-<lb/>
ten Furche, mit ackern oder zu&#x017F;ammenpflu&#x0364;gen den<lb/>
Anfang machen, weil &#x017F;on&#x017F;ten ein tiefer Graben<lb/>
in der Mitte ent&#x017F;tehen und bey den letzten Furchen<lb/>
in der Mitte die Grume oder lockere Erde fehlen<lb/>
wu&#x0364;rde. Der Sa&#x0364;e-Mann aber kan bey den Auf-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;en, wenn das Stu&#x0364;ck er&#x017F;t vo&#x0364;llig gepflu&#x0364;get i&#x017F;t, an-<lb/>
fangen wo er will.</p><lb/>
          <p>3) Die dritte Art des Sa&#x0364;ens, oder des Aus-<lb/>
wurfes, ge&#x017F;chiehet auf eine ganz andere Art als wie<lb/>
vorher be&#x017F;chrieben worden, welche noch nicht aller<lb/>
Orten gemein und bekant i&#x017F;t, und die&#x017F;e nennen die<lb/>
Ackerleute auf <hi rendition="#fr">Zwey-Beine</hi> &#x017F;a&#x0364;en. Solches wird<lb/>
folgendermaßen bey uns verrichtet: Der Sa&#x0364;e-Man&#x0303;<lb/>
muß &#x017F;ich nach &#x017F;einem Acker-Knechte richten, wo er<lb/>
mit &#x017F;einem Umpflu&#x0364;gen den Anfang machen will;<lb/>
doch gilt dem Sa&#x0364;e-Mann alles gleich, indem es auf<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">eins</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[112/0147] 2. Cap. Von den Korn-Fruͤchten che Weiſe geht er auf der linken Seite wieder herun- ter. Jſt das Land aber noch breiter, ſo nimt er her- nach einen Theil nach den andern vor, bis das gan- ze Feld fertig iſt. Warum aber der Saͤe-Mann ſo wohl als der Acker-Knecht in der Mitten des Ackers den Anfang machen muß, geſchiehet des- wegen, weil der Acker-Knecht mit der in der Bra- che mitten gemachten tiefen Furche bey dem Unter- ackern des Samens den Anfang machen muß, da- her nothwendig die Mittel-Furche vorher muß be- ſaͤet werden, und dieſes nennen die Acker-Leute mit Zwey-Gaͤngen beſaͤen. Und ob auch gleich wie an einigen Orten gebraͤuchlich iſt, der Same oben auf die Furchen geſaͤet wird, ſo muß dennoch der Acker-Knecht in der, mitten in dem Stuͤcke gemach- ten Furche, mit ackern oder zuſammenpfluͤgen den Anfang machen, weil ſonſten ein tiefer Graben in der Mitte entſtehen und bey den letzten Furchen in der Mitte die Grume oder lockere Erde fehlen wuͤrde. Der Saͤe-Mann aber kan bey den Auf- ſaͤen, wenn das Stuͤck erſt voͤllig gepfluͤget iſt, an- fangen wo er will. 3) Die dritte Art des Saͤens, oder des Aus- wurfes, geſchiehet auf eine ganz andere Art als wie vorher beſchrieben worden, welche noch nicht aller Orten gemein und bekant iſt, und dieſe nennen die Ackerleute auf Zwey-Beine ſaͤen. Solches wird folgendermaßen bey uns verrichtet: Der Saͤe-Mañ muß ſich nach ſeinem Acker-Knechte richten, wo er mit ſeinem Umpfluͤgen den Anfang machen will; doch gilt dem Saͤe-Mann alles gleich, indem es auf eins

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/147
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/147>, abgerufen am 24.11.2024.