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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754.

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2. Cap. Von den Korn-Früchten
die Ursachen in dem vorhergehenden ersten Capitel
angeführet habe.

Die Mist-Haufen müssen von gleicher Grösse
seyn, und auf den Aeckern fein in gleicher Weite
und gerader Linie abgeschlagen, und überhaupt so
eingetheilet werden, daß nicht nur auf einen Ort
so viel Düngung komt als auf den andern, sondern
daß es auch bey dem Auseinanderbreiten den Ar-
beitern nicht so sauer wird.

Einige Acker-Leute pflegen auch, entweder we-
gen Mangel der Zeit, oder des Mistes, ihre Aecker
im August, und wohl gar zur Bestellzeit erstlich zu
düngen, da sie denn den Mist alsobald zerwerfen,
den Samen oben aufsäen, sofort beydes zugleich
unterpflügen, und das Land hernach bestreichen las-
sen. Doch brauchen sie hierbey die Vorsicht, daß
sie verfaulten und kleinen Mist nehmen. Jch hal-
te aber daß es besser gethan ist, wenn das Dün-
gen, wie oben gesaget worden, im Junius vorge-
nommen wird.

Auf einigen Dörfern bey uns, wie auch nach
Halle zu, pflegen die Bauers-Leute auf albereit
aufgegangene Saat kurzen Mist zu führen, und
solchen auf den Früchten herum zu streuen. Den
Winter über lassen sie denselben also liegen, und ge-
ben dabey vor, daß die Saat darunter warm liege,
und nicht so leicht ausfriere.

Andere hingegen fahren kleinen verfaulten
Mist, im Winter wenn es recht stark gefroren
hat, und der Erdboden Last-Wagen trägt, auf die
hervorgewachßne Saat, und werfen solchen auf den

Acker

2. Cap. Von den Korn-Fruͤchten
die Urſachen in dem vorhergehenden erſten Capitel
angefuͤhret habe.

Die Miſt-Haufen muͤſſen von gleicher Groͤſſe
ſeyn, und auf den Aeckern fein in gleicher Weite
und gerader Linie abgeſchlagen, und uͤberhaupt ſo
eingetheilet werden, daß nicht nur auf einen Ort
ſo viel Duͤngung komt als auf den andern, ſondern
daß es auch bey dem Auseinanderbreiten den Ar-
beitern nicht ſo ſauer wird.

Einige Acker-Leute pflegen auch, entweder we-
gen Mangel der Zeit, oder des Miſtes, ihre Aecker
im Auguſt, und wohl gar zur Beſtellzeit erſtlich zu
duͤngen, da ſie denn den Miſt alſobald zerwerfen,
den Samen oben aufſaͤen, ſofort beydes zugleich
unterpfluͤgen, und das Land hernach beſtreichen laſ-
ſen. Doch brauchen ſie hierbey die Vorſicht, daß
ſie verfaulten und kleinen Miſt nehmen. Jch hal-
te aber daß es beſſer gethan iſt, wenn das Duͤn-
gen, wie oben geſaget worden, im Junius vorge-
nommen wird.

Auf einigen Doͤrfern bey uns, wie auch nach
Halle zu, pflegen die Bauers-Leute auf albereit
aufgegangene Saat kurzen Miſt zu fuͤhren, und
ſolchen auf den Fruͤchten herum zu ſtreuen. Den
Winter uͤber laſſen ſie denſelben alſo liegen, und ge-
ben dabey vor, daß die Saat darunter warm liege,
und nicht ſo leicht ausfriere.

Andere hingegen fahren kleinen verfaulten
Miſt, im Winter wenn es recht ſtark gefroren
hat, und der Erdboden Laſt-Wagen traͤgt, auf die
hervorgewachßne Saat, und werfen ſolchen auf den

Acker
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[92/0127] 2. Cap. Von den Korn-Fruͤchten die Urſachen in dem vorhergehenden erſten Capitel angefuͤhret habe. Die Miſt-Haufen muͤſſen von gleicher Groͤſſe ſeyn, und auf den Aeckern fein in gleicher Weite und gerader Linie abgeſchlagen, und uͤberhaupt ſo eingetheilet werden, daß nicht nur auf einen Ort ſo viel Duͤngung komt als auf den andern, ſondern daß es auch bey dem Auseinanderbreiten den Ar- beitern nicht ſo ſauer wird. Einige Acker-Leute pflegen auch, entweder we- gen Mangel der Zeit, oder des Miſtes, ihre Aecker im Auguſt, und wohl gar zur Beſtellzeit erſtlich zu duͤngen, da ſie denn den Miſt alſobald zerwerfen, den Samen oben aufſaͤen, ſofort beydes zugleich unterpfluͤgen, und das Land hernach beſtreichen laſ- ſen. Doch brauchen ſie hierbey die Vorſicht, daß ſie verfaulten und kleinen Miſt nehmen. Jch hal- te aber daß es beſſer gethan iſt, wenn das Duͤn- gen, wie oben geſaget worden, im Junius vorge- nommen wird. Auf einigen Doͤrfern bey uns, wie auch nach Halle zu, pflegen die Bauers-Leute auf albereit aufgegangene Saat kurzen Miſt zu fuͤhren, und ſolchen auf den Fruͤchten herum zu ſtreuen. Den Winter uͤber laſſen ſie denſelben alſo liegen, und ge- ben dabey vor, daß die Saat darunter warm liege, und nicht ſo leicht ausfriere. Andere hingegen fahren kleinen verfaulten Miſt, im Winter wenn es recht ſtark gefroren hat, und der Erdboden Laſt-Wagen traͤgt, auf die hervorgewachßne Saat, und werfen ſolchen auf den Acker

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/127>, abgerufen am 26.11.2024.