diesem Puncte keinen Kummer machen. Es hat ein jeder hierinnen seinen freyen Willen, ob er das tiefe oder flache Umpflügen vorziehen und seine Länderey also begatten wil.
Nach meiner Erfahrung, und nach unseren Erfurtischen Anbau der Korn-Früchte, haben wir von undenklichen Jahren bis hieher, allezeit das tiefe Ackern und Graben mizlich und profitabel befunden. Denn es ist gewiß, daß eine aufge- lockerte, und aus der Tiefe herauf geholte Erde, welche eine Zeitlang die Ruhe genossen, zum Wachsthum ungemein geschickt sey, weil der Re- gen und Schnee sich desto leichter hinein senken können, wovon ich an andern Orten weitläuftiger gehandelt habe. Man kan auch hiervon im zwey- ten Theile p. 19. und im dritten Theile p. 153. nachlesen.
Wir machen uns keine Gedanken darüber, daß eine wilde Erde solte in die Höhe gebracht werden, wovon ich in dem vorhergehenden ersten Capitel gehandelt habe. Denn so tief als der Regen und Schnee sich in die Erde gesenket, wel- cher die vormals auf den Acker gebrachte Düngung mit hinunter genommen hat, kan die Erde nie- malen wilde genennet werden, denn eine solche von so vielen Jahren ausgeruhete und nicht ge- brauchte Erde, kan gewiß mehr Dienste thun, als ein vorher zu den Früchten beständig gebrauchter Grund und Boden. Und gesezt, man brächte durch das tiefe Pflügen und Graben Steine und andere grobe Erde in die Höhe. Können denn
diese
2. Cap. Von den Korn-Fruͤchten
dieſem Puncte keinen Kummer machen. Es hat ein jeder hierinnen ſeinen freyen Willen, ob er das tiefe oder flache Umpfluͤgen vorziehen und ſeine Laͤnderey alſo begatten wil.
Nach meiner Erfahrung, und nach unſeren Erfurtiſchen Anbau der Korn-Fruͤchte, haben wir von undenklichen Jahren bis hieher, allezeit das tiefe Ackern und Graben mizlich und profitabel befunden. Denn es iſt gewiß, daß eine aufge- lockerte, und aus der Tiefe herauf geholte Erde, welche eine Zeitlang die Ruhe genoſſen, zum Wachsthum ungemein geſchickt ſey, weil der Re- gen und Schnee ſich deſto leichter hinein ſenken koͤnnen, wovon ich an andern Orten weitlaͤuftiger gehandelt habe. Man kan auch hiervon im zwey- ten Theile p. 19. und im dritten Theile p. 153. nachleſen.
Wir machen uns keine Gedanken daruͤber, daß eine wilde Erde ſolte in die Hoͤhe gebracht werden, wovon ich in dem vorhergehenden erſten Capitel gehandelt habe. Denn ſo tief als der Regen und Schnee ſich in die Erde geſenket, wel- cher die vormals auf den Acker gebrachte Duͤngung mit hinunter genommen hat, kan die Erde nie- malen wilde genennet werden, denn eine ſolche von ſo vielen Jahren ausgeruhete und nicht ge- brauchte Erde, kan gewiß mehr Dienſte thun, als ein vorher zu den Fruͤchten beſtaͤndig gebrauchter Grund und Boden. Und geſezt, man braͤchte durch das tiefe Pfluͤgen und Graben Steine und andere grobe Erde in die Hoͤhe. Koͤnnen denn
dieſe
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2. Cap. Von den Korn-Fruͤchten
dieſem Puncte keinen Kummer machen. Es hat
ein jeder hierinnen ſeinen freyen Willen, ob er das
tiefe oder flache Umpfluͤgen vorziehen und ſeine
Laͤnderey alſo begatten wil.
Nach meiner Erfahrung, und nach unſeren
Erfurtiſchen Anbau der Korn-Fruͤchte, haben wir
von undenklichen Jahren bis hieher, allezeit das
tiefe Ackern und Graben mizlich und profitabel
befunden. Denn es iſt gewiß, daß eine aufge-
lockerte, und aus der Tiefe herauf geholte Erde,
welche eine Zeitlang die Ruhe genoſſen, zum
Wachsthum ungemein geſchickt ſey, weil der Re-
gen und Schnee ſich deſto leichter hinein ſenken
koͤnnen, wovon ich an andern Orten weitlaͤuftiger
gehandelt habe. Man kan auch hiervon im zwey-
ten Theile p. 19. und im dritten Theile p. 153.
nachleſen.
Wir machen uns keine Gedanken daruͤber,
daß eine wilde Erde ſolte in die Hoͤhe gebracht
werden, wovon ich in dem vorhergehenden erſten
Capitel gehandelt habe. Denn ſo tief als der
Regen und Schnee ſich in die Erde geſenket, wel-
cher die vormals auf den Acker gebrachte Duͤngung
mit hinunter genommen hat, kan die Erde nie-
malen wilde genennet werden, denn eine ſolche
von ſo vielen Jahren ausgeruhete und nicht ge-
brauchte Erde, kan gewiß mehr Dienſte thun, als
ein vorher zu den Fruͤchten beſtaͤndig gebrauchter
Grund und Boden. Und geſezt, man braͤchte
durch das tiefe Pfluͤgen und Graben Steine und
andere grobe Erde in die Hoͤhe. Koͤnnen denn
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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/119>, abgerufen am 27.07.2024.
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