sie von ihrer Düngung beständig etwas fallen liessen, und solche wäre dem Golde gleich zu schätzen.
Allein vor solche Ueberredung, werde ich mich mit andern verständigen Leuten bedancken. Die Erfahrung hat es unterweilen bey uns gelehret, wo auch nur dergleichen kleine Heerden Schafe, auf solchen mürben und lockern Boden, sonderlich in nassen und feuchten Wetter getrieben worden, daß der Erdboden, wenn er zu Früchten wiederum hat sollen gegraben oder geackert werden, folglich auch bey dem Bestellen vor Winters, zu lauter Schrollen und Klösern geworden ist. Und ob auch gleich das Auftreiben des Schaf-Viehes in dürren und trockenem Wetter geschiehet, da es dem Lande nicht so viel Schaden bringet, so wird es dennoch hiervon derb gemachet. Um deßwillen ist es bes- ser, daß solches Auftreiben der Schafe, auf derglei- chen gute Länderey unterlassen werde.
§. 31.
Einwurf daß man die Früchte nicht ver- kaufen kön- ne.
Ob nun gleich die vorhergehenden Einwürfe alle gehoben worden, so wird es doch bey einigen heis- sen: gesetzt, wenn wir auch eben dergleichen Kü- chen- und Specerey-Früchte erzeugen wolten, wie in den Erfurtischen Feldern, wer würde uns sol- che abkaufen?
Jch antworte: niemalen habe ich gesehen oder gehöret, daß man dergleichen Früchte hinweg geschmissen hätten. Jch glaube gewis, wenn man
die
1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
ſie von ihrer Duͤngung beſtaͤndig etwas fallen lieſſen, und ſolche waͤre dem Golde gleich zu ſchaͤtzen.
Allein vor ſolche Ueberredung, werde ich mich mit andern verſtaͤndigen Leuten bedancken. Die Erfahrung hat es unterweilen bey uns gelehret, wo auch nur dergleichen kleine Heerden Schafe, auf ſolchen muͤrben und lockern Boden, ſonderlich in naſſen und feuchten Wetter getrieben worden, daß der Erdboden, wenn er zu Fruͤchten wiederum hat ſollen gegraben oder geackert werden, folglich auch bey dem Beſtellen vor Winters, zu lauter Schrollen und Kloͤſern geworden iſt. Und ob auch gleich das Auftreiben des Schaf-Viehes in duͤrren und trockenem Wetter geſchiehet, da es dem Lande nicht ſo viel Schaden bringet, ſo wird es dennoch hiervon derb gemachet. Um deßwillen iſt es beſ- ſer, daß ſolches Auftreiben der Schafe, auf derglei- chen gute Laͤnderey unterlaſſen werde.
§. 31.
Einwurf daß man die Fruͤchte nicht ver- kaufen koͤn- ne.
Ob nun gleich die vorhergehenden Einwuͤrfe alle gehoben worden, ſo wird es doch bey einigen heiſ- ſen: geſetzt, wenn wir auch eben dergleichen Kuͤ- chen- und Specerey-Fruͤchte erzeugen wolten, wie in den Erfurtiſchen Feldern, wer wuͤrde uns ſol- che abkaufen?
Jch antworte: niemalen habe ich geſehen oder gehoͤret, daß man dergleichen Fruͤchte hinweg geſchmiſſen haͤtten. Jch glaube gewis, wenn man
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1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
ſie von ihrer Duͤngung beſtaͤndig etwas fallen
lieſſen, und ſolche waͤre dem Golde gleich zu
ſchaͤtzen.
Allein vor ſolche Ueberredung, werde ich mich
mit andern verſtaͤndigen Leuten bedancken. Die
Erfahrung hat es unterweilen bey uns gelehret,
wo auch nur dergleichen kleine Heerden Schafe,
auf ſolchen muͤrben und lockern Boden, ſonderlich
in naſſen und feuchten Wetter getrieben worden,
daß der Erdboden, wenn er zu Fruͤchten wiederum
hat ſollen gegraben oder geackert werden, folglich
auch bey dem Beſtellen vor Winters, zu lauter
Schrollen und Kloͤſern geworden iſt. Und ob auch
gleich das Auftreiben des Schaf-Viehes in duͤrren
und trockenem Wetter geſchiehet, da es dem Lande
nicht ſo viel Schaden bringet, ſo wird es dennoch
hiervon derb gemachet. Um deßwillen iſt es beſ-
ſer, daß ſolches Auftreiben der Schafe, auf derglei-
chen gute Laͤnderey unterlaſſen werde.
§. 31.
Ob nun gleich die vorhergehenden Einwuͤrfe alle
gehoben worden, ſo wird es doch bey einigen heiſ-
ſen: geſetzt, wenn wir auch eben dergleichen Kuͤ-
chen- und Specerey-Fruͤchte erzeugen wolten, wie
in den Erfurtiſchen Feldern, wer wuͤrde uns ſol-
che abkaufen?
Jch antworte: niemalen habe ich geſehen
oder gehoͤret, daß man dergleichen Fruͤchte hinweg
geſchmiſſen haͤtten. Jch glaube gewis, wenn man
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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/113>, abgerufen am 04.03.2025.
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