Aufseher eines jeden examiniren, und sich mit dem Finger zeigen lassen, welches die guten Früchte sind, die auf dem Lande bleiben sollten, Es ist gewiß, daß sie es in Zeit einer Minute lernen wer- den.
Dergleichen Tagelöhner werden bey uns also gehalten: Frühmorgens müssen sie 5. Uhr auf den Acker seyn und den Anfang mit Jäten machen bis 8. Uhr, denn halten sie eine halbe Stunde Mor- genbrod, hernach fangen sie wieder an zu jäten bis 11. Uhr, sodann halten sie eine Stunde Mittag, 12. Uhr fangen sie wieder an zu jäten bis auf den Abend 6. Uhr, alsdenn ist das Tagelohn verdie- net.
Hierbey aber ist noch zu merken, daß man die Jäter anhalten müsse, daß sie das ausgeraufte Gras hinter sich fein auf haufen werffen, und vor der Mittages-Stunde zusammen tragen, in Körbe thun und nach Hause schaffen, indem sol- ches, wenn es fein reine gewaschen worden, gar un- gemein zur Fütterung vor das Rind-Vieh dienet.
Wenn sich die Tagelöhner bey den Jäten auf dem Lande hinlegen und nach und nach fort- rutschen, so thut solches den jungen Früchten kei- nen Schaden, sondern es richten sich solche den andern Morgen alle wieder auf. Doch aber darf man denen Leuten nicht gestatten, wenn sie mit ei- nem Johne oder Flecke, die Quere mit Jäten durch- gekommen sind, daß sie auf den Acker hin und wie- der laufen dürfen. Sondern wenn sie an das En- de des Ackers gekommen sind, so muß eins nach
dem
1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
Aufſeher eines jeden examiniren, und ſich mit dem Finger zeigen laſſen, welches die guten Fruͤchte ſind, die auf dem Lande bleiben ſollten, Es iſt gewiß, daß ſie es in Zeit einer Minute lernen wer- den.
Dergleichen Tageloͤhner werden bey uns alſo gehalten: Fruͤhmorgens muͤſſen ſie 5. Uhr auf den Acker ſeyn und den Anfang mit Jaͤten machen bis 8. Uhr, denn halten ſie eine halbe Stunde Mor- genbrod, hernach fangen ſie wieder an zu jaͤten bis 11. Uhr, ſodann halten ſie eine Stunde Mittag, 12. Uhr fangen ſie wieder an zu jaͤten bis auf den Abend 6. Uhr, alsdenn iſt das Tagelohn verdie- net.
Hierbey aber iſt noch zu merken, daß man die Jaͤter anhalten muͤſſe, daß ſie das ausgeraufte Gras hinter ſich fein auf haufen werffen, und vor der Mittages-Stunde zuſammen tragen, in Koͤrbe thun und nach Hauſe ſchaffen, indem ſol- ches, wenn es fein reine gewaſchen worden, gar un- gemein zur Fuͤtterung vor das Rind-Vieh dienet.
Wenn ſich die Tageloͤhner bey den Jaͤten auf dem Lande hinlegen und nach und nach fort- rutſchen, ſo thut ſolches den jungen Fruͤchten kei- nen Schaden, ſondern es richten ſich ſolche den andern Morgen alle wieder auf. Doch aber darf man denen Leuten nicht geſtatten, wenn ſie mit ei- nem Johne oder Flecke, die Quere mit Jaͤten durch- gekommen ſind, daß ſie auf den Acker hin und wie- der laufen duͤrfen. Sondern wenn ſie an das En- de des Ackers gekommen ſind, ſo muß eins nach
dem
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1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
Aufſeher eines jeden examiniren, und ſich mit dem
Finger zeigen laſſen, welches die guten Fruͤchte
ſind, die auf dem Lande bleiben ſollten, Es iſt
gewiß, daß ſie es in Zeit einer Minute lernen wer-
den.
Dergleichen Tageloͤhner werden bey uns alſo
gehalten: Fruͤhmorgens muͤſſen ſie 5. Uhr auf den
Acker ſeyn und den Anfang mit Jaͤten machen bis
8. Uhr, denn halten ſie eine halbe Stunde Mor-
genbrod, hernach fangen ſie wieder an zu jaͤten
bis 11. Uhr, ſodann halten ſie eine Stunde Mittag,
12. Uhr fangen ſie wieder an zu jaͤten bis auf den
Abend 6. Uhr, alsdenn iſt das Tagelohn verdie-
net.
Hierbey aber iſt noch zu merken, daß man die
Jaͤter anhalten muͤſſe, daß ſie das ausgeraufte
Gras hinter ſich fein auf haufen werffen, und
vor der Mittages-Stunde zuſammen tragen, in
Koͤrbe thun und nach Hauſe ſchaffen, indem ſol-
ches, wenn es fein reine gewaſchen worden, gar un-
gemein zur Fuͤtterung vor das Rind-Vieh dienet.
Wenn ſich die Tageloͤhner bey den Jaͤten
auf dem Lande hinlegen und nach und nach fort-
rutſchen, ſo thut ſolches den jungen Fruͤchten kei-
nen Schaden, ſondern es richten ſich ſolche den
andern Morgen alle wieder auf. Doch aber darf
man denen Leuten nicht geſtatten, wenn ſie mit ei-
nem Johne oder Flecke, die Quere mit Jaͤten durch-
gekommen ſind, daß ſie auf den Acker hin und wie-
der laufen duͤrfen. Sondern wenn ſie an das En-
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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/105>, abgerufen am 16.02.2025.
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