Die dritte Vermehrung geschiehet durch Ab- schneidung der Zweige, welche im May gestecker werden.
Sie verlanget einen guten Garten-Grund und sumpfigten Ort, bleibet den Winter über im Lande und bedarf keiner fernern Wartung.
Daß sie aber, wie Heinrich Hesse in seinem Garten-Buche, und noch andere wollen, vom Weibes-Volk und durch das Anrühren mit einem Messer oder Eisen verderben solten, solches habe ich grundfalsch befunden, und hat mich die Erfahrung ganz ein anderes gelehret, denn ich habe sie öfters sowol mit der Garten-Schere, als auch mit dem Messer, und zwar durch die Weiber beschneiden las- sen, ohne daß sie verdorben sind, woraus man offen- bar siehet, daß dieses Vorgeben ungegründet ist.
Sie blühet gemeiniglich im Julius und Ju- nius, worauf hernachmalen die Samen-Knöpfe folgen, auf welche man, wenn sie reif werden wol- len, etwas acht haben muß. Wenn sich dieselben zum Theil aufthun, daß man ihren schwarzen Samen erblicket, so ist es Zeit solche abzuschnei- den. Man leget sie auf ein Tuch, und wenn sie recht dürre geworden, läst man sie ausklopfen und reinigen. Die Materialisten kaufen den Samen Pfundweise.
§. 5.
Die Angelic, heilige Geist-WurzelVon der Angelic. Brust-Wurzel,Angelica sativa, C. B. Impe- ratoria sativa, Tournef. wird um ihres herrli- chen und vortreflichen Nutzens willen auch in den
Gär-
N 2
gehoͤrigen Kraͤutern und Wurzeln.
Die dritte Vermehrung geſchiehet durch Ab- ſchneidung der Zweige, welche im May geſtecker werden.
Sie verlanget einen guten Garten-Grund und ſumpfigten Ort, bleibet den Winter uͤber im Lande und bedarf keiner fernern Wartung.
Daß ſie aber, wie Heinrich Heſſe in ſeinem Garten-Buche, und noch andere wollen, vom Weibes-Volk und durch das Anruͤhren mit einem Meſſer oder Eiſen verderben ſolten, ſolches habe ich grundfalſch befunden, und hat mich die Erfahrung ganz ein anderes gelehret, denn ich habe ſie oͤfters ſowol mit der Garten-Schere, als auch mit dem Meſſer, und zwar durch die Weiber beſchneiden laſ- ſen, ohne daß ſie verdorben ſind, woraus man offen- bar ſiehet, daß dieſes Vorgeben ungegruͤndet iſt.
Sie bluͤhet gemeiniglich im Julius und Ju- nius, worauf hernachmalen die Samen-Knoͤpfe folgen, auf welche man, wenn ſie reif werden wol- len, etwas acht haben muß. Wenn ſich dieſelben zum Theil aufthun, daß man ihren ſchwarzen Samen erblicket, ſo iſt es Zeit ſolche abzuſchnei- den. Man leget ſie auf ein Tuch, und wenn ſie recht duͤrre geworden, laͤſt man ſie ausklopfen und reinigen. Die Materialiſten kaufen den Samen Pfundweiſe.
§. 5.
Die Angelic, heilige Geiſt-WurzelVon der Angelic. Bruſt-Wurzel,Angelica ſativa, C. B. Impe- ratoria ſativa, Tournef. wird um ihres herrli- chen und vortreflichen Nutzens willen auch in den
Gaͤr-
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gehoͤrigen Kraͤutern und Wurzeln.
Die dritte Vermehrung geſchiehet durch Ab-
ſchneidung der Zweige, welche im May geſtecker
werden.
Sie verlanget einen guten Garten-Grund
und ſumpfigten Ort, bleibet den Winter uͤber im
Lande und bedarf keiner fernern Wartung.
Daß ſie aber, wie Heinrich Heſſe in ſeinem
Garten-Buche, und noch andere wollen, vom
Weibes-Volk und durch das Anruͤhren mit einem
Meſſer oder Eiſen verderben ſolten, ſolches habe ich
grundfalſch befunden, und hat mich die Erfahrung
ganz ein anderes gelehret, denn ich habe ſie oͤfters
ſowol mit der Garten-Schere, als auch mit dem
Meſſer, und zwar durch die Weiber beſchneiden laſ-
ſen, ohne daß ſie verdorben ſind, woraus man offen-
bar ſiehet, daß dieſes Vorgeben ungegruͤndet iſt.
Sie bluͤhet gemeiniglich im Julius und Ju-
nius, worauf hernachmalen die Samen-Knoͤpfe
folgen, auf welche man, wenn ſie reif werden wol-
len, etwas acht haben muß. Wenn ſich dieſelben
zum Theil aufthun, daß man ihren ſchwarzen
Samen erblicket, ſo iſt es Zeit ſolche abzuſchnei-
den. Man leget ſie auf ein Tuch, und wenn ſie
recht duͤrre geworden, laͤſt man ſie ausklopfen und
reinigen. Die Materialiſten kaufen den Samen
Pfundweiſe.
§. 5.
Die Angelic, heilige Geiſt-Wurzel
Bruſt-Wurzel, Angelica ſativa, C. B. Impe-
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Von der
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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 4. Erfurt, 1753, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz04_1753/205>, abgerufen am 03.03.2025.
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