Wenn die Früchte eines mittelmässigen Apfels groß gewachsen sind, pfleget man unter ei- ne jede ein Stück Schiefer, oder in Ermangelung dessen einen Ziegel-Stein zu legen, damit sie an dem untern Theile nicht anfangen zu faulen. Denn wenn sie auf der blossen Erde liegen, so ge- hen sie gemeiniglich an und verfaulen, ehe sie reif werden, weil sie die Feuchtigkeit, welche sich in der Erde und in dem Mist-Bette befindet und aus- dunstet, nicht vertragen können.
Schönes, warmes, truckenes Wetter lieben sie ungemein, bey welchem man sonderlich die Fen- ster in die Höhe heben muß, damit sie der Luft und Sonne geniessen können, wovon oben bey Er- ziehung der Gurken kan nachgelesen werden, alwo das nöthige bereits erinnert worden.
Das Kennzeichen, ob eine Melone zeitig ist, bestehet hierinne. Wenn man Frühmorgens bey herangekommenen Sonnen-Schein die Fenster aufhebet, und nur etwas von dem Geruche der Melone empfindet, so ist sie zeitig, daß man sie abschneiden kan, doch muß der Stiel daran bleiben. Jngleichen, wenn der Ranke, woran sich die Melone befindet, beginnet welk zu werden, so ist solches auch ein Zeichen der Reifung, und wird sie ihren Geruch gleichfals von sich geben.
Es darf auch eine Melone weder zu reif noch zu unreif seyn, denn in beyden Fällen verlie- ret sich der angenehme Geschmack derselben. Wenn man eine Melone in die Hand nimt, und findet, daß sie schwer und nicht weich ist, wenn man dar-
an
5. Cap. Von einigen waͤſſerigen
Wenn die Fruͤchte eines mittelmaͤſſigen Apfels groß gewachſen ſind, pfleget man unter ei- ne jede ein Stuͤck Schiefer, oder in Ermangelung deſſen einen Ziegel-Stein zu legen, damit ſie an dem untern Theile nicht anfangen zu faulen. Denn wenn ſie auf der bloſſen Erde liegen, ſo ge- hen ſie gemeiniglich an und verfaulen, ehe ſie reif werden, weil ſie die Feuchtigkeit, welche ſich in der Erde und in dem Miſt-Bette befindet und aus- dunſtet, nicht vertragen koͤnnen.
Schoͤnes, warmes, truckenes Wetter lieben ſie ungemein, bey welchem man ſonderlich die Fen- ſter in die Hoͤhe heben muß, damit ſie der Luft und Sonne genieſſen koͤnnen, wovon oben bey Er- ziehung der Gurken kan nachgeleſen werden, alwo das noͤthige bereits erinnert worden.
Das Kennzeichen, ob eine Melone zeitig iſt, beſtehet hierinne. Wenn man Fruͤhmorgens bey herangekommenen Sonnen-Schein die Fenſter aufhebet, und nur etwas von dem Geruche der Melone empfindet, ſo iſt ſie zeitig, daß man ſie abſchneiden kan, doch muß der Stiel daran bleiben. Jngleichen, wenn der Ranke, woran ſich die Melone befindet, beginnet welk zu werden, ſo iſt ſolches auch ein Zeichen der Reifung, und wird ſie ihren Geruch gleichfals von ſich geben.
Es darf auch eine Melone weder zu reif noch zu unreif ſeyn, denn in beyden Faͤllen verlie- ret ſich der angenehme Geſchmack derſelben. Wenn man eine Melone in die Hand nimt, und findet, daß ſie ſchwer und nicht weich iſt, wenn man dar-
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5. Cap. Von einigen waͤſſerigen
Wenn die Fruͤchte eines mittelmaͤſſigen
Apfels groß gewachſen ſind, pfleget man unter ei-
ne jede ein Stuͤck Schiefer, oder in Ermangelung
deſſen einen Ziegel-Stein zu legen, damit ſie an
dem untern Theile nicht anfangen zu faulen.
Denn wenn ſie auf der bloſſen Erde liegen, ſo ge-
hen ſie gemeiniglich an und verfaulen, ehe ſie reif
werden, weil ſie die Feuchtigkeit, welche ſich in der
Erde und in dem Miſt-Bette befindet und aus-
dunſtet, nicht vertragen koͤnnen.
Schoͤnes, warmes, truckenes Wetter lieben
ſie ungemein, bey welchem man ſonderlich die Fen-
ſter in die Hoͤhe heben muß, damit ſie der Luft
und Sonne genieſſen koͤnnen, wovon oben bey Er-
ziehung der Gurken kan nachgeleſen werden, alwo
das noͤthige bereits erinnert worden.
Das Kennzeichen, ob eine Melone zeitig iſt,
beſtehet hierinne. Wenn man Fruͤhmorgens bey
herangekommenen Sonnen-Schein die Fenſter
aufhebet, und nur etwas von dem Geruche der
Melone empfindet, ſo iſt ſie zeitig, daß man ſie
abſchneiden kan, doch muß der Stiel daran bleiben.
Jngleichen, wenn der Ranke, woran ſich die
Melone befindet, beginnet welk zu werden, ſo iſt
ſolches auch ein Zeichen der Reifung, und wird ſie
ihren Geruch gleichfals von ſich geben.
Es darf auch eine Melone weder zu reif
noch zu unreif ſeyn, denn in beyden Faͤllen verlie-
ret ſich der angenehme Geſchmack derſelben. Wenn
man eine Melone in die Hand nimt, und findet,
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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 4. Erfurt, 1753, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz04_1753/180>, abgerufen am 22.07.2024.
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