Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 4. Erfurt, 1753.Specerey-Früchten. wachsen wollen, oder es kommen auch in die Sa-men-Capseln weisse Maden, welche inwendig die jungen Samen-Körner, ehe sie volkommen wer- den, nach und nach ausfressen, wobey sie zugleich an den Capseln oder an den Samen-Hörnlein ei- nige Löcher machen, daß dieselben einer Flöte oder Pfeiffe mit Löchern ähnlich sehen, weßwegen die Leute auch solche Maden-Pfeiffer zu nennen und zu sagen pflegen, die Pfeiffer seyn in den Sommer- Samen gekommen. Wenn dieses geschiehet, so be- komt man wenige kleine und verwelkte Körner, und wer dergleichen Stroh um des wenigen Sa- mens willen, so sich darinnen befindet, in ein Haus oder Scheure bringet, wird finden, welches ich selbsten gesehen und erfahren habe, daß diese Maden aus den Schotten heraus kriechen, und im ganzen Hause sich austheilen. Es gehet also meine Meinung dahin, wenn dergleichen Unge- mach sich einstelt, daß man das Stroh bey war- men Wetter einige Tage auf dem Felde liegen las- se, so werden die Maden, wo nicht alle, doch die mehresten heraus kriechen, und ob auch gleich die kleinen verdorbenen Körner aus den Löchern zum Theil heraus fallen solten, so wird es doch kein sonderlicher Schade seyn, indem ohnediß der Sa- me wenig oder gar kein Oel von sich giebt, und ist es daher besser, etwas von solchen einzubüssen, als daß man dieses Geschmeis in die Scheuern und Häuser bekomt. Einige sind der Meinung, daß der Winter- und
Specerey-Fruͤchten. wachſen wollen, oder es kommen auch in die Sa-men-Capſeln weiſſe Maden, welche inwendig die jungen Samen-Koͤrner, ehe ſie volkommen wer- den, nach und nach ausfreſſen, wobey ſie zugleich an den Capſeln oder an den Samen-Hoͤrnlein ei- nige Loͤcher machen, daß dieſelben einer Floͤte oder Pfeiffe mit Loͤchern aͤhnlich ſehen, weßwegen die Leute auch ſolche Maden-Pfeiffer zu nennen und zu ſagen pflegen, die Pfeiffer ſeyn in den Sommer- Samen gekommen. Wenn dieſes geſchiehet, ſo be- komt man wenige kleine und verwelkte Koͤrner, und wer dergleichen Stroh um des wenigen Sa- mens willen, ſo ſich darinnen befindet, in ein Haus oder Scheure bringet, wird finden, welches ich ſelbſten geſehen und erfahren habe, daß dieſe Maden aus den Schotten heraus kriechen, und im ganzen Hauſe ſich austheilen. Es gehet alſo meine Meinung dahin, wenn dergleichen Unge- mach ſich einſtelt, daß man das Stroh bey war- men Wetter einige Tage auf dem Felde liegen laſ- ſe, ſo werden die Maden, wo nicht alle, doch die mehreſten heraus kriechen, und ob auch gleich die kleinen verdorbenen Koͤrner aus den Loͤchern zum Theil heraus fallen ſolten, ſo wird es doch kein ſonderlicher Schade ſeyn, indem ohnediß der Sa- me wenig oder gar kein Oel von ſich giebt, und iſt es daher beſſer, etwas von ſolchen einzubuͤſſen, als daß man dieſes Geſchmeis in die Scheuern und Haͤuſer bekomt. Einige ſind der Meinung, daß der Winter- und
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Specerey-Fruͤchten.
wachſen wollen, oder es kommen auch in die Sa-
men-Capſeln weiſſe Maden, welche inwendig die
jungen Samen-Koͤrner, ehe ſie volkommen wer-
den, nach und nach ausfreſſen, wobey ſie zugleich
an den Capſeln oder an den Samen-Hoͤrnlein ei-
nige Loͤcher machen, daß dieſelben einer Floͤte oder
Pfeiffe mit Loͤchern aͤhnlich ſehen, weßwegen die
Leute auch ſolche Maden-Pfeiffer zu nennen und
zu ſagen pflegen, die Pfeiffer ſeyn in den Sommer-
Samen gekommen. Wenn dieſes geſchiehet, ſo be-
komt man wenige kleine und verwelkte Koͤrner,
und wer dergleichen Stroh um des wenigen Sa-
mens willen, ſo ſich darinnen befindet, in ein
Haus oder Scheure bringet, wird finden, welches
ich ſelbſten geſehen und erfahren habe, daß dieſe
Maden aus den Schotten heraus kriechen, und
im ganzen Hauſe ſich austheilen. Es gehet alſo
meine Meinung dahin, wenn dergleichen Unge-
mach ſich einſtelt, daß man das Stroh bey war-
men Wetter einige Tage auf dem Felde liegen laſ-
ſe, ſo werden die Maden, wo nicht alle, doch die
mehreſten heraus kriechen, und ob auch gleich die
kleinen verdorbenen Koͤrner aus den Loͤchern zum
Theil heraus fallen ſolten, ſo wird es doch kein
ſonderlicher Schade ſeyn, indem ohnediß der Sa-
me wenig oder gar kein Oel von ſich giebt, und iſt
es daher beſſer, etwas von ſolchen einzubuͤſſen,
als daß man dieſes Geſchmeis in die Scheuern
und Haͤuſer bekomt.
Einige ſind der Meinung, daß der Winter-
und Sommer-Ruͤbeſamen an ſich einerley waͤre,
und
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Zitationshilfe: | Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 4. Erfurt, 1753, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz04_1753/135>, abgerufen am 16.02.2025. |