Ege, wie albereit gemeldet worden. Giebt es eine gute Witterung, welche die Waidt-Pflanzen verlangen, so kan das Abstossen auch wohl zum drittenmahl geschehen.
Bleiben aber die Blätter wegen Mangel des Regens oder kalter Witterung zart und klein, und haben kein rechtes Wachsthum, so lassen sie ihn den Winter über also stehen, indem er keine Kälte scheuet, und nicht leicht erfrieret. Auf das Frühjahr fängt er zeitig an wieder zu wachsen. Wenn nun die Blätter abermal zeitig worden, so stossen sie solche samt den Herzen völlig hinweg. Diesen letztern nennen die Bauer-Leute Kompts- Waidt, und es ist derselbe nicht so gut, als der- jenige, welcher den Sommer vorher zu zweyen- malen abgenommen worden, indem so viel von den Wurzeln, welche daran gelassen worden, un- ter die Blätter kommen.
Die Erziehung des Samens ist gar leicht. Es lassen nemlich die Leute so viel Stauden auf dem Lande stehen, als sie zum Samen vermeinen nöthig zu haben, welche im Junius anfangen zu blühen, und hernach platte und breite dunkele olivenfarbiche Samen-Capseln hervor bringen. Wenn der Same recht reif ist, wird er auf einen luftigen Boden gebracht, und nachdem er recht dür- re geworden, kan er gar leicht mit den Händen ab- gesträuft, oder mit einem Stocke abgeklopft wer- den. Alsdenn pflegen sie solchen in einer Mulde auszuschwingen, damit die leichten Körner abge-
son-
H 4
Specerey-Fruͤchten.
Ege, wie albereit gemeldet worden. Giebt es eine gute Witterung, welche die Waidt-Pflanzen verlangen, ſo kan das Abſtoſſen auch wohl zum drittenmahl geſchehen.
Bleiben aber die Blaͤtter wegen Mangel des Regens oder kalter Witterung zart und klein, und haben kein rechtes Wachsthum, ſo laſſen ſie ihn den Winter uͤber alſo ſtehen, indem er keine Kaͤlte ſcheuet, und nicht leicht erfrieret. Auf das Fruͤhjahr faͤngt er zeitig an wieder zu wachſen. Wenn nun die Blaͤtter abermal zeitig worden, ſo ſtoſſen ſie ſolche ſamt den Herzen voͤllig hinweg. Dieſen letztern nennen die Bauer-Leute Kompts- Waidt, und es iſt derſelbe nicht ſo gut, als der- jenige, welcher den Sommer vorher zu zweyen- malen abgenommen worden, indem ſo viel von den Wurzeln, welche daran gelaſſen worden, un- ter die Blaͤtter kommen.
Die Erziehung des Samens iſt gar leicht. Es laſſen nemlich die Leute ſo viel Stauden auf dem Lande ſtehen, als ſie zum Samen vermeinen noͤthig zu haben, welche im Junius anfangen zu bluͤhen, und hernach platte und breite dunkele olivenfarbiche Samen-Capſeln hervor bringen. Wenn der Same recht reif iſt, wird er auf einen luftigen Boden gebracht, und nachdem er recht duͤr- re geworden, kan er gar leicht mit den Haͤnden ab- geſtraͤuft, oder mit einem Stocke abgeklopft wer- den. Alsdenn pflegen ſie ſolchen in einer Mulde auszuſchwingen, damit die leichten Koͤrner abge-
ſon-
H 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0129"n="119"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Specerey-Fruͤchten.</hi></fw><lb/>
Ege, wie albereit gemeldet worden. Giebt es<lb/>
eine gute Witterung, welche die Waidt-Pflanzen<lb/>
verlangen, ſo kan das Abſtoſſen auch wohl zum<lb/>
drittenmahl geſchehen.</p><lb/><p>Bleiben aber die Blaͤtter wegen Mangel<lb/>
des Regens oder kalter Witterung zart und klein,<lb/>
und haben kein rechtes Wachsthum, ſo laſſen ſie<lb/>
ihn den Winter uͤber alſo ſtehen, indem er keine<lb/>
Kaͤlte ſcheuet, und nicht leicht erfrieret. Auf das<lb/>
Fruͤhjahr faͤngt er zeitig an wieder zu wachſen.<lb/>
Wenn nun die Blaͤtter abermal zeitig worden,<lb/>ſo ſtoſſen ſie ſolche ſamt den Herzen voͤllig hinweg.<lb/>
Dieſen letztern nennen die Bauer-Leute Kompts-<lb/>
Waidt, und es iſt derſelbe nicht ſo gut, als der-<lb/>
jenige, welcher den Sommer vorher zu zweyen-<lb/>
malen abgenommen worden, indem ſo viel von<lb/>
den Wurzeln, welche daran gelaſſen worden, un-<lb/>
ter die Blaͤtter kommen.</p><lb/><p>Die Erziehung des Samens iſt gar leicht.<lb/>
Es laſſen nemlich die Leute ſo viel Stauden auf<lb/>
dem Lande ſtehen, als ſie zum Samen vermeinen<lb/>
noͤthig zu haben, welche im Junius anfangen zu<lb/>
bluͤhen, und hernach platte und breite dunkele<lb/>
olivenfarbiche Samen-Capſeln hervor bringen.<lb/>
Wenn der Same recht reif iſt, wird er auf einen<lb/>
luftigen Boden gebracht, und nachdem er recht duͤr-<lb/>
re geworden, kan er gar leicht mit den Haͤnden ab-<lb/>
geſtraͤuft, oder mit einem Stocke abgeklopft wer-<lb/>
den. Alsdenn pflegen ſie ſolchen in einer Mulde<lb/>
auszuſchwingen, damit die leichten Koͤrner abge-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">H 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">ſon-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[119/0129]
Specerey-Fruͤchten.
Ege, wie albereit gemeldet worden. Giebt es
eine gute Witterung, welche die Waidt-Pflanzen
verlangen, ſo kan das Abſtoſſen auch wohl zum
drittenmahl geſchehen.
Bleiben aber die Blaͤtter wegen Mangel
des Regens oder kalter Witterung zart und klein,
und haben kein rechtes Wachsthum, ſo laſſen ſie
ihn den Winter uͤber alſo ſtehen, indem er keine
Kaͤlte ſcheuet, und nicht leicht erfrieret. Auf das
Fruͤhjahr faͤngt er zeitig an wieder zu wachſen.
Wenn nun die Blaͤtter abermal zeitig worden,
ſo ſtoſſen ſie ſolche ſamt den Herzen voͤllig hinweg.
Dieſen letztern nennen die Bauer-Leute Kompts-
Waidt, und es iſt derſelbe nicht ſo gut, als der-
jenige, welcher den Sommer vorher zu zweyen-
malen abgenommen worden, indem ſo viel von
den Wurzeln, welche daran gelaſſen worden, un-
ter die Blaͤtter kommen.
Die Erziehung des Samens iſt gar leicht.
Es laſſen nemlich die Leute ſo viel Stauden auf
dem Lande ſtehen, als ſie zum Samen vermeinen
noͤthig zu haben, welche im Junius anfangen zu
bluͤhen, und hernach platte und breite dunkele
olivenfarbiche Samen-Capſeln hervor bringen.
Wenn der Same recht reif iſt, wird er auf einen
luftigen Boden gebracht, und nachdem er recht duͤr-
re geworden, kan er gar leicht mit den Haͤnden ab-
geſtraͤuft, oder mit einem Stocke abgeklopft wer-
den. Alsdenn pflegen ſie ſolchen in einer Mulde
auszuſchwingen, damit die leichten Koͤrner abge-
ſon-
H 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 4. Erfurt, 1753, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz04_1753/129>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.