Schälke von dem zum Samen mit eingelegten Strunken herrührten.
Hierauf antwortete ich: es ist wahr, der Verfasser sagt freylich, daß er seinen Samen aus schönen grossen dichten Häuptern gezogen, allein ob es sich auch in der That also verhalte? und ob seine Rede keine Ausnahme leide? das ist eine andere Frage. Meine vieljährige Erfah- rung lehret mich ganz etwas anders. Dahero muß im Aussuchen derer Samen-Köpfe noth- wendig ein Versehen vorgegangen seyn. Vielleicht hat er die Köpfe im Frühjahr erst zum Samen ausgelesen, da er nicht recht sehen können, ob sich solche alle dazu geschicket. Vielleicht hat er die Auslesung solcher Samen-Stauden, so es auch im Herbst geschehen, unerfahrnen und unachtsamen Leuten anvertrauet, welche nichtsnutziges Zeug darunter genommen. Vielleicht ist dieses eben hauptsächlich in dem Jahre geschehen, da er sei- nen Versuch angestellet. Vielleicht hat er auch selbst aus Versehen einige untaugliche Stauden mit unterlaufen lassen, welche hernach viel Schäl- ke auf seinen Kraut-Ländern verursachet. Hätte der Herr Verfasser zu seinem Versuche im Herbst einerley recht auserlesene schöne Samen-Häupter selbst ausgesondert, und z. E. von einem derselben im Frühjahr bey dem Einlegen das Haupt abge- brochen und den Strunk davon eingeschlagen, so würde er ganz gewiß guten Samen wiewohl nicht in solcher Vielheit erhalten haben, als von den an- dern. Denn meine eigene Erfahrung kan mich
hier-
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unter den Kohl-Gewaͤchſen.
Schaͤlke von dem zum Samen mit eingelegten Strunken herruͤhrten.
Hierauf antwortete ich: es iſt wahr, der Verfaſſer ſagt freylich, daß er ſeinen Samen aus ſchoͤnen groſſen dichten Haͤuptern gezogen, allein ob es ſich auch in der That alſo verhalte? und ob ſeine Rede keine Ausnahme leide? das iſt eine andere Frage. Meine vieljaͤhrige Erfah- rung lehret mich ganz etwas anders. Dahero muß im Ausſuchen derer Samen-Koͤpfe noth- wendig ein Verſehen vorgegangen ſeyn. Vielleicht hat er die Koͤpfe im Fruͤhjahr erſt zum Samen ausgeleſen, da er nicht recht ſehen koͤnnen, ob ſich ſolche alle dazu geſchicket. Vielleicht hat er die Ausleſung ſolcher Samen-Stauden, ſo es auch im Herbſt geſchehen, unerfahrnen und unachtſamen Leuten anvertrauet, welche nichtsnutziges Zeug darunter genommen. Vielleicht iſt dieſes eben hauptſaͤchlich in dem Jahre geſchehen, da er ſei- nen Verſuch angeſtellet. Vielleicht hat er auch ſelbſt aus Verſehen einige untaugliche Stauden mit unterlaufen laſſen, welche hernach viel Schaͤl- ke auf ſeinen Kraut-Laͤndern verurſachet. Haͤtte der Herr Verfaſſer zu ſeinem Verſuche im Herbſt einerley recht auserleſene ſchoͤne Samen-Haͤupter ſelbſt ausgeſondert, und z. E. von einem derſelben im Fruͤhjahr bey dem Einlegen das Haupt abge- brochen und den Strunk davon eingeſchlagen, ſo wuͤrde er ganz gewiß guten Samen wiewohl nicht in ſolcher Vielheit erhalten haben, als von den an- dern. Denn meine eigene Erfahrung kan mich
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unter den Kohl-Gewaͤchſen.
Schaͤlke von dem zum Samen mit eingelegten
Strunken herruͤhrten.
Hierauf antwortete ich: es iſt wahr, der
Verfaſſer ſagt freylich, daß er ſeinen Samen aus
ſchoͤnen groſſen dichten Haͤuptern gezogen, allein
ob es ſich auch in der That alſo verhalte? und
ob ſeine Rede keine Ausnahme leide? das iſt
eine andere Frage. Meine vieljaͤhrige Erfah-
rung lehret mich ganz etwas anders. Dahero
muß im Ausſuchen derer Samen-Koͤpfe noth-
wendig ein Verſehen vorgegangen ſeyn. Vielleicht
hat er die Koͤpfe im Fruͤhjahr erſt zum Samen
ausgeleſen, da er nicht recht ſehen koͤnnen, ob ſich
ſolche alle dazu geſchicket. Vielleicht hat er die
Ausleſung ſolcher Samen-Stauden, ſo es auch im
Herbſt geſchehen, unerfahrnen und unachtſamen
Leuten anvertrauet, welche nichtsnutziges Zeug
darunter genommen. Vielleicht iſt dieſes eben
hauptſaͤchlich in dem Jahre geſchehen, da er ſei-
nen Verſuch angeſtellet. Vielleicht hat er auch
ſelbſt aus Verſehen einige untaugliche Stauden
mit unterlaufen laſſen, welche hernach viel Schaͤl-
ke auf ſeinen Kraut-Laͤndern verurſachet. Haͤtte
der Herr Verfaſſer zu ſeinem Verſuche im Herbſt
einerley recht auserleſene ſchoͤne Samen-Haͤupter
ſelbſt ausgeſondert, und z. E. von einem derſelben
im Fruͤhjahr bey dem Einlegen das Haupt abge-
brochen und den Strunk davon eingeſchlagen, ſo
wuͤrde er ganz gewiß guten Samen wiewohl nicht
in ſolcher Vielheit erhalten haben, als von den an-
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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/79>, abgerufen am 25.07.2024.
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