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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753.

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5. Cap. Von den Schälken

Er meinet nemlich, die Pflanzen richteten
sich nach den Samen-Stauden, wie solche gestaltet
und beschaffen sind, wenn sie bereits ihre Stengel
getrieben. Wenn sie nun z. E zu solcher Zeit,
weil etwan der Kopf abgebrochen, ihre Samen-
Stengel aus dem blosen Strunke trieben, und
folglich geringe, unansehnlich und schalkhaft schie-
nen, so bekämen die darvon erzeigten Pflanzen
eben die Art, daß sie keine Häupter brächten, son-
dern schalkhaft würden.

Jch aber bin der Meinung, daß sich die
Pflanzen nach derjenigen Beschaffenheit derer Sa-
men-Häupter richten, welche sie im Herbste ha-
ben, wenn sie ausgehoben werden. Sind sie zu
solcher Zeit recht schöne und wohl geschlossen, daß
sie zur Erziehung des Samens dienen, so werden
sie gewißlich auch guten Samen hervor bringen,
es mögen die Samen-Stengel blos aus den Her-
zen oder zugleich auf den Seiten oder auch aus
dem blosen Strunke hervor gewachsen seyn. Hin-
gegen wenn die Häupter zur Herbst-Zeit an sich
selbst zum Samen nichts taugen, so wird auch der
Same hiervon nichts nutzen, es mögen die Sten-
gel gerade aus den Herzen mit oder ohne Neben-
sprossen, oder an denen leeren Strunken hin und
wieder aufgeschossen seyn. Man wird dieses Un-
terschieds ohnerachtet, dennoch von einer jeden
Sorte schlechte und schalkhafte Pflanzen bekom-
men.

Jch habe nebst vielen andern hiesigen Gar-
ten- und Acker-Verständigen, von vielen Jahren

bis
5. Cap. Von den Schaͤlken

Er meinet nemlich, die Pflanzen richteten
ſich nach den Samen-Stauden, wie ſolche geſtaltet
und beſchaffen ſind, wenn ſie bereits ihre Stengel
getrieben. Wenn ſie nun z. E zu ſolcher Zeit,
weil etwan der Kopf abgebrochen, ihre Samen-
Stengel aus dem bloſen Strunke trieben, und
folglich geringe, unanſehnlich und ſchalkhaft ſchie-
nen, ſo bekaͤmen die darvon erzeigten Pflanzen
eben die Art, daß ſie keine Haͤupter braͤchten, ſon-
dern ſchalkhaft wuͤrden.

Jch aber bin der Meinung, daß ſich die
Pflanzen nach derjenigen Beſchaffenheit derer Sa-
men-Haͤupter richten, welche ſie im Herbſte ha-
ben, wenn ſie ausgehoben werden. Sind ſie zu
ſolcher Zeit recht ſchoͤne und wohl geſchloſſen, daß
ſie zur Erziehung des Samens dienen, ſo werden
ſie gewißlich auch guten Samen hervor bringen,
es moͤgen die Samen-Stengel blos aus den Her-
zen oder zugleich auf den Seiten oder auch aus
dem bloſen Strunke hervor gewachſen ſeyn. Hin-
gegen wenn die Haͤupter zur Herbſt-Zeit an ſich
ſelbſt zum Samen nichts taugen, ſo wird auch der
Same hiervon nichts nutzen, es moͤgen die Sten-
gel gerade aus den Herzen mit oder ohne Neben-
ſproſſen, oder an denen leeren Strunken hin und
wieder aufgeſchoſſen ſeyn. Man wird dieſes Un-
terſchieds ohnerachtet, dennoch von einer jeden
Sorte ſchlechte und ſchalkhafte Pflanzen bekom-
men.

Jch habe nebſt vielen andern hieſigen Gar-
ten- und Acker-Verſtaͤndigen, von vielen Jahren

bis
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[66/0072] 5. Cap. Von den Schaͤlken Er meinet nemlich, die Pflanzen richteten ſich nach den Samen-Stauden, wie ſolche geſtaltet und beſchaffen ſind, wenn ſie bereits ihre Stengel getrieben. Wenn ſie nun z. E zu ſolcher Zeit, weil etwan der Kopf abgebrochen, ihre Samen- Stengel aus dem bloſen Strunke trieben, und folglich geringe, unanſehnlich und ſchalkhaft ſchie- nen, ſo bekaͤmen die darvon erzeigten Pflanzen eben die Art, daß ſie keine Haͤupter braͤchten, ſon- dern ſchalkhaft wuͤrden. Jch aber bin der Meinung, daß ſich die Pflanzen nach derjenigen Beſchaffenheit derer Sa- men-Haͤupter richten, welche ſie im Herbſte ha- ben, wenn ſie ausgehoben werden. Sind ſie zu ſolcher Zeit recht ſchoͤne und wohl geſchloſſen, daß ſie zur Erziehung des Samens dienen, ſo werden ſie gewißlich auch guten Samen hervor bringen, es moͤgen die Samen-Stengel blos aus den Her- zen oder zugleich auf den Seiten oder auch aus dem bloſen Strunke hervor gewachſen ſeyn. Hin- gegen wenn die Haͤupter zur Herbſt-Zeit an ſich ſelbſt zum Samen nichts taugen, ſo wird auch der Same hiervon nichts nutzen, es moͤgen die Sten- gel gerade aus den Herzen mit oder ohne Neben- ſproſſen, oder an denen leeren Strunken hin und wieder aufgeſchoſſen ſeyn. Man wird dieſes Un- terſchieds ohnerachtet, dennoch von einer jeden Sorte ſchlechte und ſchalkhafte Pflanzen bekom- men. Jch habe nebſt vielen andern hieſigen Gar- ten- und Acker-Verſtaͤndigen, von vielen Jahren bis

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/72>, abgerufen am 24.11.2024.