Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

des Unkrautes.
damit er nicht auf das Land treten dorfte, sondern er
blieb auf dem Rasen-Rande stehen, denn die Lände-
reyen in den Kohl-Gärten sind mehrentheils damit
eingefasset. Wir in Erfurt kehren uns nicht daran,
daß wir nicht auf das Land treten solten, denn wir
machen mit unsern gewöhnlichen kleinen Harken
auf den Garten-Beeten alles gleich, denn das Dar-
auftreten ist nicht schädlich.

§. 2.

Der Wind- oder Wild-Haber, AvenaVon
Wind- oder
Wild-Ha-
ber.

semine nigro, C. B. wird allezeit 14. Tage eher
reif, als der Rocken, Waizen, Gerste und Haber,
und fält auch aus, ehe die andern Früchte geschnit-
ten oder abgemähet werden, da ihn denn der
Wind umher führet, und die um selbige Gegend
befindlichen Aecker damit besäet und verderbet.
Jn vielen Fluhren sind die Ackerleute damit ent-
setzlich geplaget, denn er pfleget sich mit unter alle
Korn-Früchte zu mischen. Wenn nur hier und
da einige Stauden unter dem Waizen, Rocken,
Gerste oder guten Haber sich befinden, so vermeh-
ret er sich auf den Aeckern so sehr, daß man dar-
über erstaunen mus; ja, er findet sich auch noch
im andern und dritten Jahre, wenn man den Acker
zur Brache liegen lässet, so häufig, daß man
nicht anders meynen solte, als wenn er wirklich
wäre bestellet und übersamet worden. Einen sol-
chen durch diesen Windhaber verdorbenen Acker
darf man nicht eher graben noch ackern lassen, bis
in den halben May-Monat. Denn zu derselben
Zeit wird solcher mehrentheils alle aufgekäumet

und

des Unkrautes.
damit er nicht auf das Land treten dorfte, ſondern er
blieb auf dem Raſen-Rande ſtehen, denn die Laͤnde-
reyen in den Kohl-Gaͤrten ſind mehrentheils damit
eingefaſſet. Wir in Erfurt kehren uns nicht daran,
daß wir nicht auf das Land treten ſolten, denn wir
machen mit unſern gewoͤhnlichen kleinen Harken
auf den Garten-Beeten alles gleich, denn das Dar-
auftreten iſt nicht ſchaͤdlich.

§. 2.

Der Wind- oder Wild-Haber, AvenaVon
Wind- oder
Wild-Ha-
ber.

ſemine nigro, C. B. wird allezeit 14. Tage eher
reif, als der Rocken, Waizen, Gerſte und Haber,
und faͤlt auch aus, ehe die andern Fruͤchte geſchnit-
ten oder abgemaͤhet werden, da ihn denn der
Wind umher fuͤhret, und die um ſelbige Gegend
befindlichen Aecker damit beſaͤet und verderbet.
Jn vielen Fluhren ſind die Ackerleute damit ent-
ſetzlich geplaget, denn er pfleget ſich mit unter alle
Korn-Fruͤchte zu miſchen. Wenn nur hier und
da einige Stauden unter dem Waizen, Rocken,
Gerſte oder guten Haber ſich befinden, ſo vermeh-
ret er ſich auf den Aeckern ſo ſehr, daß man dar-
uͤber erſtaunen mus; ja, er findet ſich auch noch
im andern und dritten Jahre, wenn man den Acker
zur Brache liegen laͤſſet, ſo haͤufig, daß man
nicht anders meynen ſolte, als wenn er wirklich
waͤre beſtellet und uͤberſamet worden. Einen ſol-
chen durch dieſen Windhaber verdorbenen Acker
darf man nicht eher graben noch ackern laſſen, bis
in den halben May-Monat. Denn zu derſelben
Zeit wird ſolcher mehrentheils alle aufgekaͤumet

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0037" n="31"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des Unkrautes.</hi></fw><lb/>
damit er nicht auf das Land treten dorfte, &#x017F;ondern er<lb/>
blieb auf dem Ra&#x017F;en-Rande &#x017F;tehen, denn die La&#x0364;nde-<lb/>
reyen in den Kohl-Ga&#x0364;rten &#x017F;ind mehrentheils damit<lb/>
eingefa&#x017F;&#x017F;et. Wir in Erfurt kehren uns nicht daran,<lb/>
daß wir nicht auf das Land treten &#x017F;olten, denn wir<lb/>
machen mit un&#x017F;ern gewo&#x0364;hnlichen kleinen Harken<lb/>
auf den Garten-Beeten alles gleich, denn das Dar-<lb/>
auftreten i&#x017F;t nicht &#x017F;cha&#x0364;dlich.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 2.</head><lb/>
          <p>Der <hi rendition="#fr">Wind-</hi> oder <hi rendition="#fr">Wild-Haber,</hi> <hi rendition="#aq">Avena</hi><note place="right">Von<lb/>
Wind- oder<lb/>
Wild-Ha-<lb/>
ber.</note><lb/><hi rendition="#aq">&#x017F;emine nigro, C. B.</hi> wird allezeit 14. Tage eher<lb/>
reif, als der Rocken, Waizen, Ger&#x017F;te und Haber,<lb/>
und fa&#x0364;lt auch aus, ehe die andern Fru&#x0364;chte ge&#x017F;chnit-<lb/>
ten oder abgema&#x0364;het werden, da ihn denn der<lb/>
Wind umher fu&#x0364;hret, und die um &#x017F;elbige Gegend<lb/>
befindlichen Aecker damit be&#x017F;a&#x0364;et und verderbet.<lb/>
Jn vielen Fluhren &#x017F;ind die Ackerleute damit ent-<lb/>
&#x017F;etzlich geplaget, denn er pfleget &#x017F;ich mit unter alle<lb/>
Korn-Fru&#x0364;chte zu mi&#x017F;chen. Wenn nur hier und<lb/>
da einige Stauden unter dem Waizen, Rocken,<lb/>
Ger&#x017F;te oder guten Haber &#x017F;ich befinden, &#x017F;o vermeh-<lb/>
ret er &#x017F;ich auf den Aeckern &#x017F;o &#x017F;ehr, daß man dar-<lb/>
u&#x0364;ber er&#x017F;taunen mus; ja, er findet &#x017F;ich auch noch<lb/>
im andern und dritten Jahre, wenn man den Acker<lb/>
zur Brache liegen la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et, &#x017F;o ha&#x0364;ufig, daß man<lb/>
nicht anders meynen &#x017F;olte, als wenn er wirklich<lb/>
wa&#x0364;re be&#x017F;tellet und u&#x0364;ber&#x017F;amet worden. Einen &#x017F;ol-<lb/>
chen durch die&#x017F;en Windhaber verdorbenen Acker<lb/>
darf man nicht eher graben noch ackern la&#x017F;&#x017F;en, bis<lb/>
in den halben May-Monat. Denn zu der&#x017F;elben<lb/>
Zeit wird &#x017F;olcher mehrentheils alle aufgeka&#x0364;umet<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[31/0037] des Unkrautes. damit er nicht auf das Land treten dorfte, ſondern er blieb auf dem Raſen-Rande ſtehen, denn die Laͤnde- reyen in den Kohl-Gaͤrten ſind mehrentheils damit eingefaſſet. Wir in Erfurt kehren uns nicht daran, daß wir nicht auf das Land treten ſolten, denn wir machen mit unſern gewoͤhnlichen kleinen Harken auf den Garten-Beeten alles gleich, denn das Dar- auftreten iſt nicht ſchaͤdlich. §. 2. Der Wind- oder Wild-Haber, Avena ſemine nigro, C. B. wird allezeit 14. Tage eher reif, als der Rocken, Waizen, Gerſte und Haber, und faͤlt auch aus, ehe die andern Fruͤchte geſchnit- ten oder abgemaͤhet werden, da ihn denn der Wind umher fuͤhret, und die um ſelbige Gegend befindlichen Aecker damit beſaͤet und verderbet. Jn vielen Fluhren ſind die Ackerleute damit ent- ſetzlich geplaget, denn er pfleget ſich mit unter alle Korn-Fruͤchte zu miſchen. Wenn nur hier und da einige Stauden unter dem Waizen, Rocken, Gerſte oder guten Haber ſich befinden, ſo vermeh- ret er ſich auf den Aeckern ſo ſehr, daß man dar- uͤber erſtaunen mus; ja, er findet ſich auch noch im andern und dritten Jahre, wenn man den Acker zur Brache liegen laͤſſet, ſo haͤufig, daß man nicht anders meynen ſolte, als wenn er wirklich waͤre beſtellet und uͤberſamet worden. Einen ſol- chen durch dieſen Windhaber verdorbenen Acker darf man nicht eher graben noch ackern laſſen, bis in den halben May-Monat. Denn zu derſelben Zeit wird ſolcher mehrentheils alle aufgekaͤumet und Von Wind- oder Wild-Ha- ber.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/37
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/37>, abgerufen am 22.12.2024.