Ob man sich nun gleich solche Mühe nicht verdrüssen lassen und Gedult anwenden wolte, so sind doch dergleichen Leute nicht allemal genug zu haben, sondern es bleiben sowol Männer als Weiber, so lange als sie noch für drey Pfennige Brod haben, in ihren Nestern und hinter den Spinne-Rädern sitzen, bis sie endlich die Noth und das schöne Wetter heraus treibet, daß sie an solche leichte Arbeit gehen. Hierzu komt noch, daß die Garten- und Specerey-Früchte nicht mehr so theuer als sonst bezahlet werden. Wenn man nun durch so viele Tagelöhner mit den Hand-Häk- lein das Unkraut ausrotten und die überflüssigen Früchte durchschneiden lassen muß, so folget, daß wegen der vielen Tagelohne entweder die Ausga- be der Einnahme gleich komt, oder doch sehr we- niger Ueberschuß bleibet.
Jndem ich nun bey mir überlegte, daß endlich sowol wegen Mangel der Tagelöhner als auch wegen des geringen Preises der Garten- und Specerey-Früchte die Erziehung derselben sehr herunter kommen und viele hierzu geschickte Aecker nach der gewöhnlichen Art brache liegen würden, und daß folglich diejenigen, welche sich bisher auf die Erziehung solcher Früchte geleget, grosen Schaden leiden und vielen Nutzen und Vortheile würden entbehren müssen: so gerieth ich auf die Gedanken, ob man nicht vermittelst einer Maschine diese Arbeit mit wenigen Leuten verrichten und folglich gedachte Früchte wolfeiler erziehen kön- te. Und auf solche Art bin ich auf die Erfindung
dieser
2. Cap. Neuerfundene Maſchine
Ob man ſich nun gleich ſolche Muͤhe nicht verdruͤſſen laſſen und Gedult anwenden wolte, ſo ſind doch dergleichen Leute nicht allemal genug zu haben, ſondern es bleiben ſowol Maͤnner als Weiber, ſo lange als ſie noch fuͤr drey Pfennige Brod haben, in ihren Neſtern und hinter den Spinne-Raͤdern ſitzen, bis ſie endlich die Noth und das ſchoͤne Wetter heraus treibet, daß ſie an ſolche leichte Arbeit gehen. Hierzu komt noch, daß die Garten- und Specerey-Fruͤchte nicht mehr ſo theuer als ſonſt bezahlet werden. Wenn man nun durch ſo viele Tageloͤhner mit den Hand-Haͤk- lein das Unkraut ausrotten und die uͤberfluͤſſigen Fruͤchte durchſchneiden laſſen muß, ſo folget, daß wegen der vielen Tagelohne entweder die Ausga- be der Einnahme gleich komt, oder doch ſehr we- niger Ueberſchuß bleibet.
Jndem ich nun bey mir uͤberlegte, daß endlich ſowol wegen Mangel der Tageloͤhner als auch wegen des geringen Preiſes der Garten- und Specerey-Fruͤchte die Erziehung derſelben ſehr herunter kommen und viele hierzu geſchickte Aecker nach der gewoͤhnlichen Art brache liegen wuͤrden, und daß folglich diejenigen, welche ſich bisher auf die Erziehung ſolcher Fruͤchte geleget, groſen Schaden leiden und vielen Nutzen und Vortheile wuͤrden entbehren muͤſſen: ſo gerieth ich auf die Gedanken, ob man nicht vermittelſt einer Maſchine dieſe Arbeit mit wenigen Leuten verrichten und folglich gedachte Fruͤchte wolfeiler erziehen koͤn- te. Und auf ſolche Art bin ich auf die Erfindung
dieſer
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2. Cap. Neuerfundene Maſchine
Ob man ſich nun gleich ſolche Muͤhe nicht
verdruͤſſen laſſen und Gedult anwenden wolte, ſo
ſind doch dergleichen Leute nicht allemal genug zu
haben, ſondern es bleiben ſowol Maͤnner als
Weiber, ſo lange als ſie noch fuͤr drey Pfennige
Brod haben, in ihren Neſtern und hinter den
Spinne-Raͤdern ſitzen, bis ſie endlich die Noth
und das ſchoͤne Wetter heraus treibet, daß ſie an
ſolche leichte Arbeit gehen. Hierzu komt noch,
daß die Garten- und Specerey-Fruͤchte nicht mehr
ſo theuer als ſonſt bezahlet werden. Wenn man
nun durch ſo viele Tageloͤhner mit den Hand-Haͤk-
lein das Unkraut ausrotten und die uͤberfluͤſſigen
Fruͤchte durchſchneiden laſſen muß, ſo folget, daß
wegen der vielen Tagelohne entweder die Ausga-
be der Einnahme gleich komt, oder doch ſehr we-
niger Ueberſchuß bleibet.
Jndem ich nun bey mir uͤberlegte, daß
endlich ſowol wegen Mangel der Tageloͤhner als
auch wegen des geringen Preiſes der Garten- und
Specerey-Fruͤchte die Erziehung derſelben ſehr
herunter kommen und viele hierzu geſchickte Aecker
nach der gewoͤhnlichen Art brache liegen wuͤrden,
und daß folglich diejenigen, welche ſich bisher
auf die Erziehung ſolcher Fruͤchte geleget, groſen
Schaden leiden und vielen Nutzen und Vortheile
wuͤrden entbehren muͤſſen: ſo gerieth ich auf die
Gedanken, ob man nicht vermittelſt einer Maſchine
dieſe Arbeit mit wenigen Leuten verrichten und
folglich gedachte Fruͤchte wolfeiler erziehen koͤn-
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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/20>, abgerufen am 16.07.2024.
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