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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753.

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1. Cap. Algemeine Regeln
heissen Mittage und bey warmen Sonnenschein
den Früchten und Gewächsen wenig Nutzen ge-
schiehet, sondern ehe man sichs versiehet, ist die
Feuchtigkeit von der Sonnen wieder verzehret, ja
manche Gewächse werden darauf gelbe und ver-
derben. Was das Wasser betrift, so lese man
nach, was bey dem Begiessen der Orangen-Bäu-
me im 2. Theile erinnert worden. Es giebt viele
Garten-Liebhaber, welche das Wasser, womit sie
ihre Gewächse begiessen, mit allerhand Künste-
leyen zuzubereiten pflegen, indem sie Schaf-Lor-
bern, Küh-Mist, Kammacher-Horn, Kalk, Rin-
der-Blut und dergleichen darein weichen, um da-
durch den Gewächsen ein besseres Wachsthum zu
verschaffen. Allein ich halte dieses für überflüßig
und vielmehr für schädlich, und kan dergleichen
Künsteley nach meiner geringen Erfahrung und
Einsicht nicht billigen, sondern ich wil vielmehr
das Regen- oder fliessende Wasser anrathen, wel-
ches ich für das beste halte. Wenn anders mit
den Gewächsen bey dem Versetzen recht verfahren,
und ihnen die gehörige Erde gegeben worden,
so werden sie ohne solche Künsteleyen gedeyen: denn
in derselben findet ein jedes Gewächse so viel Nah-
rung, als es zu seinem Wachsthume nöthig hat.

Wenn aber durch das öftere Begiessen die
Erde in den Garten-Gefässen, wie auch auf
dem Lande an den Gewächsen, sich feste setzet,
muß man dahin bedacht seyn, solche fein aufzu-
lockern, jedoch ohne Schaden und Verletzung der
Früchte, denn durch dieses geschiehet, daß die

Sonne

1. Cap. Algemeine Regeln
heiſſen Mittage und bey warmen Sonnenſchein
den Fruͤchten und Gewaͤchſen wenig Nutzen ge-
ſchiehet, ſondern ehe man ſichs verſiehet, iſt die
Feuchtigkeit von der Sonnen wieder verzehret, ja
manche Gewaͤchſe werden darauf gelbe und ver-
derben. Was das Waſſer betrift, ſo leſe man
nach, was bey dem Begieſſen der Orangen-Baͤu-
me im 2. Theile erinnert worden. Es giebt viele
Garten-Liebhaber, welche das Waſſer, womit ſie
ihre Gewaͤchſe begieſſen, mit allerhand Kuͤnſte-
leyen zuzubereiten pflegen, indem ſie Schaf-Lor-
bern, Kuͤh-Miſt, Kammacher-Horn, Kalk, Rin-
der-Blut und dergleichen darein weichen, um da-
durch den Gewaͤchſen ein beſſeres Wachsthum zu
verſchaffen. Allein ich halte dieſes fuͤr uͤberfluͤßig
und vielmehr fuͤr ſchaͤdlich, und kan dergleichen
Kuͤnſteley nach meiner geringen Erfahrung und
Einſicht nicht billigen, ſondern ich wil vielmehr
das Regen- oder flieſſende Waſſer anrathen, wel-
ches ich fuͤr das beſte halte. Wenn anders mit
den Gewaͤchſen bey dem Verſetzen recht verfahren,
und ihnen die gehoͤrige Erde gegeben worden,
ſo werden ſie ohne ſolche Kuͤnſteleyen gedeyen: denn
in derſelben findet ein jedes Gewaͤchſe ſo viel Nah-
rung, als es zu ſeinem Wachsthume noͤthig hat.

Wenn aber durch das oͤftere Begieſſen die
Erde in den Garten-Gefaͤſſen, wie auch auf
dem Lande an den Gewaͤchſen, ſich feſte ſetzet,
muß man dahin bedacht ſeyn, ſolche fein aufzu-
lockern, jedoch ohne Schaden und Verletzung der
Fruͤchte, denn durch dieſes geſchiehet, daß die

Sonne
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[10/0016] 1. Cap. Algemeine Regeln heiſſen Mittage und bey warmen Sonnenſchein den Fruͤchten und Gewaͤchſen wenig Nutzen ge- ſchiehet, ſondern ehe man ſichs verſiehet, iſt die Feuchtigkeit von der Sonnen wieder verzehret, ja manche Gewaͤchſe werden darauf gelbe und ver- derben. Was das Waſſer betrift, ſo leſe man nach, was bey dem Begieſſen der Orangen-Baͤu- me im 2. Theile erinnert worden. Es giebt viele Garten-Liebhaber, welche das Waſſer, womit ſie ihre Gewaͤchſe begieſſen, mit allerhand Kuͤnſte- leyen zuzubereiten pflegen, indem ſie Schaf-Lor- bern, Kuͤh-Miſt, Kammacher-Horn, Kalk, Rin- der-Blut und dergleichen darein weichen, um da- durch den Gewaͤchſen ein beſſeres Wachsthum zu verſchaffen. Allein ich halte dieſes fuͤr uͤberfluͤßig und vielmehr fuͤr ſchaͤdlich, und kan dergleichen Kuͤnſteley nach meiner geringen Erfahrung und Einſicht nicht billigen, ſondern ich wil vielmehr das Regen- oder flieſſende Waſſer anrathen, wel- ches ich fuͤr das beſte halte. Wenn anders mit den Gewaͤchſen bey dem Verſetzen recht verfahren, und ihnen die gehoͤrige Erde gegeben worden, ſo werden ſie ohne ſolche Kuͤnſteleyen gedeyen: denn in derſelben findet ein jedes Gewaͤchſe ſo viel Nah- rung, als es zu ſeinem Wachsthume noͤthig hat. Wenn aber durch das oͤftere Begieſſen die Erde in den Garten-Gefaͤſſen, wie auch auf dem Lande an den Gewaͤchſen, ſich feſte ſetzet, muß man dahin bedacht ſeyn, ſolche fein aufzu- lockern, jedoch ohne Schaden und Verletzung der Fruͤchte, denn durch dieſes geſchiehet, daß die Sonne

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/16>, abgerufen am 21.11.2024.