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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753.

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Kohl-Gewächsen.
dern, welches sie wohl unterwegens lassen, ehe sie
sich die Mühe nehmen, jegliches Blat auf einen im
ganzen Acker erst von unten zu betrachten: son-
dern ich wil nur zu erwegen geben, ob nicht öfters
durch starke Plaz-Regen oder Schlossen, ja auch
durch die alzugrose Hitze der Sonnen-Strahlen die
ganze völlige Brut könte aufgerieben werden. Vor
allen dergleichen Unfällen sind nun diese Creaturen
unter dem Obdache der Blätter gesichert. Der-
jenige aber müste recht blind und verstokt seyn,
welcher nicht solche weise Einrichtung und Vorsicht
der Natur einem göttlichen Wesen zuschreiben
wolte.

Die Eyerlein sind, wie die meisten von dieser
Classe, kegelförmig, und der Farbe nach gelbe,
weswegen sie auf den dunkelgrünen oder blauen
Kohl-Blättern bald in die Augen fallen. Aus
diesen Eyern nun, nachdem sie etliche Wochen
von der warmen Luft gebrütet worden, liefen
die kleinen Räuplein alle in einem Tage heraus,
da sie denn im Anfange grünlicht-grau aussehen,
und sich blos von dem äussersten Häutlein der
Blätter nähren, welches sie mit ihren Fres-Ma-
schinen gar artig abzuschaben wissen. Mit der Zeit
aber, wenn sie sich häuten und grösser werden, fan-
gen sie auch an das Mark der Blätter anzugreifen
und Löcher zu machen, hiedurch aber zugleich ihre
unangenehme Gegenwart zu verrathen. Alsdenn
fressen sie fast ohne Unterlaß fort, bis sie volkom-
men erwachsen sind, und ihre Verwandelungs-Zeit
vor der Thür ist. Wenn man eine solche Raupe

betrach-
J 4

Kohl-Gewaͤchſen.
dern, welches ſie wohl unterwegens laſſen, ehe ſie
ſich die Muͤhe nehmen, jegliches Blat auf einen im
ganzen Acker erſt von unten zu betrachten: ſon-
dern ich wil nur zu erwegen geben, ob nicht oͤfters
durch ſtarke Plaz-Regen oder Schloſſen, ja auch
durch die alzugroſe Hitze der Sonnen-Strahlen die
ganze voͤllige Brut koͤnte aufgerieben werden. Vor
allen dergleichen Unfaͤllen ſind nun dieſe Creaturen
unter dem Obdache der Blaͤtter geſichert. Der-
jenige aber muͤſte recht blind und verſtokt ſeyn,
welcher nicht ſolche weiſe Einrichtung und Vorſicht
der Natur einem goͤttlichen Weſen zuſchreiben
wolte.

Die Eyerlein ſind, wie die meiſten von dieſer
Claſſe, kegelfoͤrmig, und der Farbe nach gelbe,
weswegen ſie auf den dunkelgruͤnen oder blauen
Kohl-Blaͤttern bald in die Augen fallen. Aus
dieſen Eyern nun, nachdem ſie etliche Wochen
von der warmen Luft gebruͤtet worden, liefen
die kleinen Raͤuplein alle in einem Tage heraus,
da ſie denn im Anfange gruͤnlicht-grau ausſehen,
und ſich blos von dem aͤuſſerſten Haͤutlein der
Blaͤtter naͤhren, welches ſie mit ihren Fres-Ma-
ſchinen gar artig abzuſchaben wiſſen. Mit der Zeit
aber, wenn ſie ſich haͤuten und groͤſſer werden, fan-
gen ſie auch an das Mark der Blaͤtter anzugreifen
und Loͤcher zu machen, hiedurch aber zugleich ihre
unangenehme Gegenwart zu verrathen. Alsdenn
freſſen ſie faſt ohne Unterlaß fort, bis ſie volkom-
men erwachſen ſind, und ihre Verwandelungs-Zeit
vor der Thuͤr iſt. Wenn man eine ſolche Raupe

betrach-
J 4
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[135/0141] Kohl-Gewaͤchſen. dern, welches ſie wohl unterwegens laſſen, ehe ſie ſich die Muͤhe nehmen, jegliches Blat auf einen im ganzen Acker erſt von unten zu betrachten: ſon- dern ich wil nur zu erwegen geben, ob nicht oͤfters durch ſtarke Plaz-Regen oder Schloſſen, ja auch durch die alzugroſe Hitze der Sonnen-Strahlen die ganze voͤllige Brut koͤnte aufgerieben werden. Vor allen dergleichen Unfaͤllen ſind nun dieſe Creaturen unter dem Obdache der Blaͤtter geſichert. Der- jenige aber muͤſte recht blind und verſtokt ſeyn, welcher nicht ſolche weiſe Einrichtung und Vorſicht der Natur einem goͤttlichen Weſen zuſchreiben wolte. Die Eyerlein ſind, wie die meiſten von dieſer Claſſe, kegelfoͤrmig, und der Farbe nach gelbe, weswegen ſie auf den dunkelgruͤnen oder blauen Kohl-Blaͤttern bald in die Augen fallen. Aus dieſen Eyern nun, nachdem ſie etliche Wochen von der warmen Luft gebruͤtet worden, liefen die kleinen Raͤuplein alle in einem Tage heraus, da ſie denn im Anfange gruͤnlicht-grau ausſehen, und ſich blos von dem aͤuſſerſten Haͤutlein der Blaͤtter naͤhren, welches ſie mit ihren Fres-Ma- ſchinen gar artig abzuſchaben wiſſen. Mit der Zeit aber, wenn ſie ſich haͤuten und groͤſſer werden, fan- gen ſie auch an das Mark der Blaͤtter anzugreifen und Loͤcher zu machen, hiedurch aber zugleich ihre unangenehme Gegenwart zu verrathen. Alsdenn freſſen ſie faſt ohne Unterlaß fort, bis ſie volkom- men erwachſen ſind, und ihre Verwandelungs-Zeit vor der Thuͤr iſt. Wenn man eine ſolche Raupe betrach- J 4

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/141>, abgerufen am 24.11.2024.