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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753.

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Kohl-Gewächsen.

Es ist mir vor einigen Jahren mit diesem Ge-
wächse wunderlich gegangen. Jch hatte recht schö-
ne auserlesene Stauden gezogen, wuste aber nicht,
wie solche in der Küche zur Speise solten zugerich-
tet werden, und wurde also genöthiget solche dem
Rindviehe zu geben. Denn ob ich gleich einige
herrschaftliche Köche darum befragte, wie man sol-
che Stauden gebrauchen könte, so wusten sie doch
solches eben so wenig als ich, um deswillen unter-
ließ ich dieses Gewächse ferner zu erziehen.

Nach einigen Jahren kam ein neuer herr-
schaftlicher Koch zu mir, und befragte mich, ob ich
denn den Jtaliänischen Brocculi kennete, und sol-
chen erziehen könte? Jch gab ihm zur Antwort,
er wäre mir sehr wohl bekant, hätte auch vor ei-
niger Zeit eine ziemliche Quantität erziehen las-
sen, als ich aber solche hernachmalen den herr-
schaftlichen Köchen anbieten lassen, so hätten sie
solches Gewächse nicht gekennet, vielweniger ge-
wust, wie sie solches in der Küche zurichten solten,
um deswillen hätte ich die Erziehung desselben un-
terlassen. Der Koch, welcher ein Fronzose war,
antwortete mit gebrochenen Deutschen Worten:
es müsten dumme Teufel gewesen seyn, daß sie den
Brocculi nicht gekennet und nicht zuzurichten ge-
wust. Er bat mich zugleich für seine Herrschaft
durch meine Gärtner eine ziemliche Quantität er-
ziehen zu lassen, welches auch bis hieher alle Jahr
geschehen ist.

Wenn die Pflanzen auf dem Acker in etwas
erwachsen sind, so bleiben viel Leute, welche vor-

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Kohl-Gewaͤchſen.

Es iſt mir vor einigen Jahren mit dieſem Ge-
waͤchſe wunderlich gegangen. Jch hatte recht ſchoͤ-
ne auserleſene Stauden gezogen, wuſte aber nicht,
wie ſolche in der Kuͤche zur Speiſe ſolten zugerich-
tet werden, und wurde alſo genoͤthiget ſolche dem
Rindviehe zu geben. Denn ob ich gleich einige
herrſchaftliche Koͤche darum befragte, wie man ſol-
che Stauden gebrauchen koͤnte, ſo wuſten ſie doch
ſolches eben ſo wenig als ich, um deswillen unter-
ließ ich dieſes Gewaͤchſe ferner zu erziehen.

Nach einigen Jahren kam ein neuer herr-
ſchaftlicher Koch zu mir, und befragte mich, ob ich
denn den Jtaliaͤniſchen Brocculi kennete, und ſol-
chen erziehen koͤnte? Jch gab ihm zur Antwort,
er waͤre mir ſehr wohl bekant, haͤtte auch vor ei-
niger Zeit eine ziemliche Quantitaͤt erziehen laſ-
ſen, als ich aber ſolche hernachmalen den herr-
ſchaftlichen Koͤchen anbieten laſſen, ſo haͤtten ſie
ſolches Gewaͤchſe nicht gekennet, vielweniger ge-
wuſt, wie ſie ſolches in der Kuͤche zurichten ſolten,
um deswillen haͤtte ich die Erziehung deſſelben un-
terlaſſen. Der Koch, welcher ein Fronzoſe war,
antwortete mit gebrochenen Deutſchen Worten:
es muͤſten dumme Teufel geweſen ſeyn, daß ſie den
Brocculi nicht gekennet und nicht zuzurichten ge-
wuſt. Er bat mich zugleich fuͤr ſeine Herrſchaft
durch meine Gaͤrtner eine ziemliche Quantitaͤt er-
ziehen zu laſſen, welches auch bis hieher alle Jahr
geſchehen iſt.

Wenn die Pflanzen auf dem Acker in etwas
erwachſen ſind, ſo bleiben viel Leute, welche vor-

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[117/0123] Kohl-Gewaͤchſen. Es iſt mir vor einigen Jahren mit dieſem Ge- waͤchſe wunderlich gegangen. Jch hatte recht ſchoͤ- ne auserleſene Stauden gezogen, wuſte aber nicht, wie ſolche in der Kuͤche zur Speiſe ſolten zugerich- tet werden, und wurde alſo genoͤthiget ſolche dem Rindviehe zu geben. Denn ob ich gleich einige herrſchaftliche Koͤche darum befragte, wie man ſol- che Stauden gebrauchen koͤnte, ſo wuſten ſie doch ſolches eben ſo wenig als ich, um deswillen unter- ließ ich dieſes Gewaͤchſe ferner zu erziehen. Nach einigen Jahren kam ein neuer herr- ſchaftlicher Koch zu mir, und befragte mich, ob ich denn den Jtaliaͤniſchen Brocculi kennete, und ſol- chen erziehen koͤnte? Jch gab ihm zur Antwort, er waͤre mir ſehr wohl bekant, haͤtte auch vor ei- niger Zeit eine ziemliche Quantitaͤt erziehen laſ- ſen, als ich aber ſolche hernachmalen den herr- ſchaftlichen Koͤchen anbieten laſſen, ſo haͤtten ſie ſolches Gewaͤchſe nicht gekennet, vielweniger ge- wuſt, wie ſie ſolches in der Kuͤche zurichten ſolten, um deswillen haͤtte ich die Erziehung deſſelben un- terlaſſen. Der Koch, welcher ein Fronzoſe war, antwortete mit gebrochenen Deutſchen Worten: es muͤſten dumme Teufel geweſen ſeyn, daß ſie den Brocculi nicht gekennet und nicht zuzurichten ge- wuſt. Er bat mich zugleich fuͤr ſeine Herrſchaft durch meine Gaͤrtner eine ziemliche Quantitaͤt er- ziehen zu laſſen, welches auch bis hieher alle Jahr geſchehen iſt. Wenn die Pflanzen auf dem Acker in etwas erwachſen ſind, ſo bleiben viel Leute, welche vor- bey H 3

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/123>, abgerufen am 24.11.2024.