die Höhe gewachsen sind, müssen sie auch wohl zweymal mit den breiten Hacken vom Unkraute ge- reiniget werden.
Sie wachsen sehr stark und feste in die Erde, gewinnen dadurch starke und grose Blätter und lange dicke Strunke. Um Bartholomäi werden ihre Blätter mit einem Messer über die Helfte nahe an den Stengeln oder Dorschen abgeputzt, welche dem Viehe können gegeben werden. Man läßt sie hierauf in ihre Höhe fortwachsen bis in den späten Herbst, und wenn man merket, daß sich die Fröste einstellen wollen, so werden sie mit ei- nem Wurzel-Spiese ausgehoben, weil sie sich nicht so leicht als das weisse Kraut aus der Erden zie- hen lassen. Nach diesem schneidet man abermal von den Stauden die Blätter bis oben auf das Herze ab, und bringet sie in einen Keller oder Gewölbe, und pflanzet sie in Sand, doch also, daß keine Staude an die andere zu liegen komt, sonsten pfleget es eine Fäulnis zu verursachen. Das Be- giessen im Keller muß auch nicht zu überflüsig und nur zuweilen geschehen, wenn man nemlich be- findet, daß es nöthig ist, indem das überflüsige Gies- sen verursachet, daß sie hernach zu sehr anfangen zu wachsen.
Der Keller oder das Gewölbe, worein sie gepflanzet worden, muß Luft-Löcher haben, doch müssen dieselben bey groser Kälte mit Stroh oder Pferde-Mist zugestopfet, und bey der darauf folgen- den guten Witterung wiederum aufgemacht wer- den.
Es
6. Cap. Von allerhand
die Hoͤhe gewachſen ſind, muͤſſen ſie auch wohl zweymal mit den breiten Hacken vom Unkraute ge- reiniget werden.
Sie wachſen ſehr ſtark und feſte in die Erde, gewinnen dadurch ſtarke und groſe Blaͤtter und lange dicke Strunke. Um Bartholomaͤi werden ihre Blaͤtter mit einem Meſſer uͤber die Helfte nahe an den Stengeln oder Dorſchen abgeputzt, welche dem Viehe koͤnnen gegeben werden. Man laͤßt ſie hierauf in ihre Hoͤhe fortwachſen bis in den ſpaͤten Herbſt, und wenn man merket, daß ſich die Froͤſte einſtellen wollen, ſo werden ſie mit ei- nem Wurzel-Spieſe ausgehoben, weil ſie ſich nicht ſo leicht als das weiſſe Kraut aus der Erden zie- hen laſſen. Nach dieſem ſchneidet man abermal von den Stauden die Blaͤtter bis oben auf das Herze ab, und bringet ſie in einen Keller oder Gewoͤlbe, und pflanzet ſie in Sand, doch alſo, daß keine Staude an die andere zu liegen komt, ſonſten pfleget es eine Faͤulnis zu verurſachen. Das Be- gieſſen im Keller muß auch nicht zu uͤberfluͤſig und nur zuweilen geſchehen, wenn man nemlich be- findet, daß es noͤthig iſt, indem das uͤberfluͤſige Gieſ- ſen verurſachet, daß ſie hernach zu ſehr anfangen zu wachſen.
Der Keller oder das Gewoͤlbe, worein ſie gepflanzet worden, muß Luft-Loͤcher haben, doch muͤſſen dieſelben bey groſer Kaͤlte mit Stroh oder Pferde-Miſt zugeſtopfet, und bey der darauf folgen- den guten Witterung wiederum aufgemacht wer- den.
Es
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6. Cap. Von allerhand
die Hoͤhe gewachſen ſind, muͤſſen ſie auch wohl
zweymal mit den breiten Hacken vom Unkraute ge-
reiniget werden.
Sie wachſen ſehr ſtark und feſte in die Erde,
gewinnen dadurch ſtarke und groſe Blaͤtter und
lange dicke Strunke. Um Bartholomaͤi werden
ihre Blaͤtter mit einem Meſſer uͤber die Helfte
nahe an den Stengeln oder Dorſchen abgeputzt,
welche dem Viehe koͤnnen gegeben werden. Man
laͤßt ſie hierauf in ihre Hoͤhe fortwachſen bis in
den ſpaͤten Herbſt, und wenn man merket, daß ſich
die Froͤſte einſtellen wollen, ſo werden ſie mit ei-
nem Wurzel-Spieſe ausgehoben, weil ſie ſich nicht
ſo leicht als das weiſſe Kraut aus der Erden zie-
hen laſſen. Nach dieſem ſchneidet man abermal
von den Stauden die Blaͤtter bis oben auf das
Herze ab, und bringet ſie in einen Keller oder
Gewoͤlbe, und pflanzet ſie in Sand, doch alſo, daß
keine Staude an die andere zu liegen komt, ſonſten
pfleget es eine Faͤulnis zu verurſachen. Das Be-
gieſſen im Keller muß auch nicht zu uͤberfluͤſig und
nur zuweilen geſchehen, wenn man nemlich be-
findet, daß es noͤthig iſt, indem das uͤberfluͤſige Gieſ-
ſen verurſachet, daß ſie hernach zu ſehr anfangen zu
wachſen.
Der Keller oder das Gewoͤlbe, worein ſie
gepflanzet worden, muß Luft-Loͤcher haben, doch
muͤſſen dieſelben bey groſer Kaͤlte mit Stroh oder
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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/122>, abgerufen am 16.02.2025.
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