Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

5. Cap. Vom Pfropfen.
die Leute auf die irrigen Gedanken, als wenn ein
solches Wachs zum Wachsthum etwas beyträge,
geführet und um ihr Geld gebracht werden: denn
es thut ein kostbares und theures Baum-Wachs
eben nicht mehr Dienste als das gemeine. Wenn es
auf die Kostbarkeit ankommen solte, so wären auch
die Barbier-Pflaster hierzu zu gebrauchen. Daß
ich es kurz sage, es mag ein Baum-Wachs seyn, wie
es immer wil, so dienet es zu weiter nichts, als daß
die aufgepfropften Reiser, und die Schäden an den
Bäumen damit bestrichen werden, damit der Saft
desto eher darunter umlaufen kan, und die Luft,
Sonne und Regen von dem verletzten Orte abge-
halten werde. Jch wil daher ein ganz geringes
und wohlfeiles mittheilen. Jch versichere, daß die
angegebenen kostbaren Recepte nicht das allerge-
ringste mehr helfen werden, als dieses:

Rec. 1 halb Pfund gelb Wachs,
1 halb Pfund Terpentin,
1 halb Pfund braun Harz,
4 Pfeunig Unschlit.

Das braune Harz wird allein in einen irdenen oder
kupfernen Tiegel gethan, und wenn es zerschmol-
zen, so bleibet die Unreinigkeit auf dem Boden si-
tzen. Alsdenn giesset man das helle und reine oben
ab in ein ander Gefässe, und thut das unreine hin-
weg, hernach schmelzet man so wol das Wachs
samt dem braunen Harze unter einander, giesset
hierauf den Terpentin gemächlich hinein, und rüh-
ret es auf einem ganz gelinden Feuer fleißig um,
daß es recht und wohl unter einander komt und

nicht
Abh. v. Bäum. E

5. Cap. Vom Pfropfen.
die Leute auf die irrigen Gedanken, als wenn ein
ſolches Wachs zum Wachsthum etwas beytraͤge,
gefuͤhret und um ihr Geld gebracht werden: denn
es thut ein koſtbares und theures Baum-Wachs
eben nicht mehr Dienſte als das gemeine. Wenn es
auf die Koſtbarkeit ankommen ſolte, ſo waͤren auch
die Barbier-Pflaſter hierzu zu gebrauchen. Daß
ich es kurz ſage, es mag ein Baum-Wachs ſeyn, wie
es immer wil, ſo dienet es zu weiter nichts, als daß
die aufgepfropften Reiſer, und die Schaͤden an den
Baͤumen damit beſtrichen werden, damit der Saft
deſto eher darunter umlaufen kan, und die Luft,
Sonne und Regen von dem verletzten Orte abge-
halten werde. Jch wil daher ein ganz geringes
und wohlfeiles mittheilen. Jch verſichere, daß die
angegebenen koſtbaren Recepte nicht das allerge-
ringſte mehr helfen werden, als dieſes:

Rec. 1 halb Pfund gelb Wachs,
1 halb Pfund Terpentin,
1 halb Pfund braun Harz,
4 Pfeunig Unſchlit.

Das braune Harz wird allein in einen irdenen oder
kupfernen Tiegel gethan, und wenn es zerſchmol-
zen, ſo bleibet die Unreinigkeit auf dem Boden ſi-
tzen. Alsdenn gieſſet man das helle und reine oben
ab in ein ander Gefaͤſſe, und thut das unreine hin-
weg, hernach ſchmelzet man ſo wol das Wachs
ſamt dem braunen Harze unter einander, gieſſet
hierauf den Terpentin gemaͤchlich hinein, und ruͤh-
ret es auf einem ganz gelinden Feuer fleißig um,
daß es recht und wohl unter einander komt und

nicht
Abh. v. Baͤum. E
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0097" n="65"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">5. Cap. Vom Pfropfen.</hi></fw><lb/>
die Leute auf die irrigen Gedanken, als wenn ein<lb/>
&#x017F;olches Wachs zum Wachsthum etwas beytra&#x0364;ge,<lb/>
gefu&#x0364;hret und um ihr Geld gebracht werden: denn<lb/>
es thut ein ko&#x017F;tbares und theures Baum-Wachs<lb/>
eben nicht mehr Dien&#x017F;te als das gemeine. Wenn es<lb/>
auf die Ko&#x017F;tbarkeit ankommen &#x017F;olte, &#x017F;o wa&#x0364;ren auch<lb/>
die Barbier-Pfla&#x017F;ter hierzu zu gebrauchen. Daß<lb/>
ich es kurz &#x017F;age, es mag ein Baum-Wachs &#x017F;eyn, wie<lb/>
es immer wil, &#x017F;o dienet es zu weiter nichts, als daß<lb/>
die aufgepfropften Rei&#x017F;er, und die Scha&#x0364;den an den<lb/>
Ba&#x0364;umen damit be&#x017F;trichen werden, damit der Saft<lb/>
de&#x017F;to eher darunter umlaufen kan, und die Luft,<lb/>
Sonne und Regen von dem verletzten Orte abge-<lb/>
halten werde. Jch wil daher ein ganz geringes<lb/>
und wohlfeiles mittheilen. Jch ver&#x017F;ichere, daß die<lb/>
angegebenen ko&#x017F;tbaren Recepte nicht das allerge-<lb/>
ring&#x017F;te mehr helfen werden, als die&#x017F;es:</p><lb/>
          <list>
            <item><hi rendition="#aq">Rec.</hi> 1 halb Pfund gelb Wachs,<lb/><list><item>1 halb Pfund Terpentin,</item><lb/><item>1 halb Pfund braun Harz,</item><lb/><item>4 Pfeunig Un&#x017F;chlit.</item></list></item>
          </list><lb/>
          <p>Das braune Harz wird allein in einen irdenen oder<lb/>
kupfernen Tiegel gethan, und wenn es zer&#x017F;chmol-<lb/>
zen, &#x017F;o bleibet die Unreinigkeit auf dem Boden &#x017F;i-<lb/>
tzen. Alsdenn gie&#x017F;&#x017F;et man das helle und reine oben<lb/>
ab in ein ander Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, und thut das unreine hin-<lb/>
weg, hernach &#x017F;chmelzet man &#x017F;o wol das Wachs<lb/>
&#x017F;amt dem braunen Harze unter einander, gie&#x017F;&#x017F;et<lb/>
hierauf den Terpentin gema&#x0364;chlich hinein, und ru&#x0364;h-<lb/>
ret es auf einem ganz gelinden Feuer fleißig um,<lb/>
daß es recht und wohl unter einander komt und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Abh. v. Ba&#x0364;um.</hi> E</fw><fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[65/0097] 5. Cap. Vom Pfropfen. die Leute auf die irrigen Gedanken, als wenn ein ſolches Wachs zum Wachsthum etwas beytraͤge, gefuͤhret und um ihr Geld gebracht werden: denn es thut ein koſtbares und theures Baum-Wachs eben nicht mehr Dienſte als das gemeine. Wenn es auf die Koſtbarkeit ankommen ſolte, ſo waͤren auch die Barbier-Pflaſter hierzu zu gebrauchen. Daß ich es kurz ſage, es mag ein Baum-Wachs ſeyn, wie es immer wil, ſo dienet es zu weiter nichts, als daß die aufgepfropften Reiſer, und die Schaͤden an den Baͤumen damit beſtrichen werden, damit der Saft deſto eher darunter umlaufen kan, und die Luft, Sonne und Regen von dem verletzten Orte abge- halten werde. Jch wil daher ein ganz geringes und wohlfeiles mittheilen. Jch verſichere, daß die angegebenen koſtbaren Recepte nicht das allerge- ringſte mehr helfen werden, als dieſes: Rec. 1 halb Pfund gelb Wachs, 1 halb Pfund Terpentin, 1 halb Pfund braun Harz, 4 Pfeunig Unſchlit. Das braune Harz wird allein in einen irdenen oder kupfernen Tiegel gethan, und wenn es zerſchmol- zen, ſo bleibet die Unreinigkeit auf dem Boden ſi- tzen. Alsdenn gieſſet man das helle und reine oben ab in ein ander Gefaͤſſe, und thut das unreine hin- weg, hernach ſchmelzet man ſo wol das Wachs ſamt dem braunen Harze unter einander, gieſſet hierauf den Terpentin gemaͤchlich hinein, und ruͤh- ret es auf einem ganz gelinden Feuer fleißig um, daß es recht und wohl unter einander komt und nicht Abh. v. Baͤum. E

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/97
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/97>, abgerufen am 28.11.2024.