daraus erwachsen, u. das studium oeconomicum so zu sagen in eine Universal-Wissenschaft, wor- innen man alles lernen müste, verwandelt werden.
Wenn ein Haus- oder Land-Wirth die Jä- gerey treibet oder zu seinem Vergnügen einen Lust-Garten hält; so thut er das nicht als ein oeconomus, sondern da stelt er einen Jäger oder Kunst-Gärtner vor. Wil er folglich in diesen Stücken etwas lernen, so muß er die Jagd- und Garten-Bücher nachsehen und durch den Umgang mit Jägern und Gärtnern zu profiti- ren suchen. Denn es ist nicht möglich, daß ein Auctor diese vielen Dinge, welche man in den öconomischen Werken findet, alle selbst gründ- lich verstehen und umständlich beschreiben kan. Daher muß sich ein solcher theils auf die Erzeh- lung anderer, welche oft unrichtig und unvol- ständig ist, verlassen, theils aus andern Bü- chern die Sache blindhin zusammen tragen. Aus dieser Ursache komt es, daß man so viel schlechte und unnütze Dinge, ja wohl gar offen- bare Umwahrheiten und Verführungen in sol- chen Büchern lieset. Und was das schlimmste ist, so ist wegen Vielheit der Dinge, wie leicht zu erachten, das wenigste recht volständig und brauchbar ausgeführet, und von dem Acker- und Garten-Bau, (worunter ich aber nicht die Kunst-Gärtnerey verstehe) als von dem allernö- thigsten Stücke der Oeconomie nur obenhin ge- handelt worden; zu geschweigen, daß viele in ihren Schriften nicht aufrichtig herausgegangen
und
)( 5
Vorrede.
daraus erwachſẽ, u. das ſtudium œconomicum ſo zu ſagen in eine Univerſal-Wiſſenſchaft, wor- innen man alles lernẽ muͤſte, verwandelt werden.
Wenn ein Haus- oder Land-Wirth die Jaͤ- gerey treibet oder zu ſeinem Vergnuͤgen einen Luſt-Garten haͤlt; ſo thut er das nicht als ein œconomus, ſondern da ſtelt er einen Jaͤger oder Kunſt-Gaͤrtner vor. Wil er folglich in dieſen Stuͤcken etwas lernen, ſo muß er die Jagd- und Garten-Buͤcher nachſehen und durch den Umgang mit Jaͤgern und Gaͤrtnern zu profiti- ren ſuchen. Denn es iſt nicht moͤglich, daß ein Auctor dieſe vielen Dinge, welche man in den oͤconomiſchen Werken findet, alle ſelbſt gruͤnd- lich verſtehen und umſtaͤndlich beſchreiben kan. Daher muß ſich ein ſolcher theils auf die Erzeh- lung anderer, welche oft unrichtig und unvol- ſtaͤndig iſt, verlaſſen, theils aus andern Buͤ- chern die Sache blindhin zuſammen tragen. Aus dieſer Urſache komt es, daß man ſo viel ſchlechte und unnuͤtze Dinge, ja wohl gar offen- bare Umwahrheiten und Verfuͤhrungen in ſol- chen Buͤchern lieſet. Und was das ſchlimmſte iſt, ſo iſt wegen Vielheit der Dinge, wie leicht zu erachten, das wenigſte recht volſtaͤndig und brauchbar ausgefuͤhret, und von dem Acker- und Garten-Bau, (worunter ich aber nicht die Kunſt-Gaͤrtnerey verſtehe) als von dem allernoͤ- thigſten Stuͤcke der Oeconomie nur obenhin ge- handelt worden; zu geſchweigen, daß viele in ihren Schriften nicht aufrichtig herausgegangen
und
)( 5
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[0009]
Vorrede.
daraus erwachſẽ, u. das ſtudium œconomicum
ſo zu ſagen in eine Univerſal-Wiſſenſchaft, wor-
innen man alles lernẽ muͤſte, verwandelt werden.
Wenn ein Haus- oder Land-Wirth die Jaͤ-
gerey treibet oder zu ſeinem Vergnuͤgen einen
Luſt-Garten haͤlt; ſo thut er das nicht als ein
œconomus, ſondern da ſtelt er einen Jaͤger oder
Kunſt-Gaͤrtner vor. Wil er folglich in dieſen
Stuͤcken etwas lernen, ſo muß er die Jagd-
und Garten-Buͤcher nachſehen und durch den
Umgang mit Jaͤgern und Gaͤrtnern zu profiti-
ren ſuchen. Denn es iſt nicht moͤglich, daß ein
Auctor dieſe vielen Dinge, welche man in den
oͤconomiſchen Werken findet, alle ſelbſt gruͤnd-
lich verſtehen und umſtaͤndlich beſchreiben kan.
Daher muß ſich ein ſolcher theils auf die Erzeh-
lung anderer, welche oft unrichtig und unvol-
ſtaͤndig iſt, verlaſſen, theils aus andern Buͤ-
chern die Sache blindhin zuſammen tragen.
Aus dieſer Urſache komt es, daß man ſo viel
ſchlechte und unnuͤtze Dinge, ja wohl gar offen-
bare Umwahrheiten und Verfuͤhrungen in ſol-
chen Buͤchern lieſet. Und was das ſchlimmſte
iſt, ſo iſt wegen Vielheit der Dinge, wie leicht
zu erachten, das wenigſte recht volſtaͤndig und
brauchbar ausgefuͤhret, und von dem Acker- und
Garten-Bau, (worunter ich aber nicht die
Kunſt-Gaͤrtnerey verſtehe) als von dem allernoͤ-
thigſten Stuͤcke der Oeconomie nur obenhin ge-
handelt worden; zu geſchweigen, daß viele in
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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/9>, abgerufen am 16.02.2025.
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