Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.5. Cap. Vom Pfropfen. Pfropf-Rei-ser zu beob- achten.und sind am besten, wenn sie die Dicke einer Feder- Spule haben. Die Abbrechung muß im Februar, Merz und zur Noth im Anfange des Aprils, ehe nemlich der Saft zu sehr in die Bäume trit, ge- schehen, und zwar müssen sie von solchen Bäu- men genommen werden, welche sich anlassen, als wenn sie das folgende Jahr viel Obst tragen wür- den. Sonst hat man es auch für eine nothwendi- ge Regel angesehen, daß die Reiser also gebrochen werden musten, daß unten am Ende allezeit 2. Zol zwey jährig Holz mitgenommen wurde. Die Alten haben auch niemalen ein Reis zum Aufsetzen ge- nommen, wenn nicht dergleichen altes Holz dar- an befindlich war. Heutiges Tages aber, da man hierinnen bessere Erfahrung und Einsicht bekommen, kehret man sich nicht mehr an diese alte Regel, und bedienet sich der Reiser, obgleich kein altes Holz an dem jährigen Wuchs befind- lich ist. Denn sie werden auf ein Augc zuge- schnitten, und wenn das Reis lang ist, können wohl 2. bis 3. daraus gemacht werden. Doch habe ich einigemal durch meine Gärtner eine Probe ma- chen lassen, absonderlich bey alten Bäumen und dicken wilden Stämmen, daß ich hierzu zweyjäh- rige Reiser genommen, und habe gesehen, daß solche eben so gut und fast noch besser beklieben und fortgewachsen sind, als die einjährigen, Denn wenn ein Stam, worauf man pfropfen wil, dicke ist, so muß man dahin sehen, daß auch ein starkes Reis hierzu erwählet und die Propor- tion in Obacht genommen werde. Bey Abbre- chung
5. Cap. Vom Pfropfen. Pfropf-Rei-ſer zu beob- achten.und ſind am beſten, wenn ſie die Dicke einer Feder- Spule haben. Die Abbrechung muß im Februar, Merz und zur Noth im Anfange des Aprils, ehe nemlich der Saft zu ſehr in die Baͤume trit, ge- ſchehen, und zwar muͤſſen ſie von ſolchen Baͤu- men genommen werden, welche ſich anlaſſen, als wenn ſie das folgende Jahr viel Obſt tragen wuͤr- den. Sonſt hat man es auch fuͤr eine nothwendi- ge Regel angeſehen, daß die Reiſer alſo gebrochen werden muſten, daß unten am Ende allezeit 2. Zol zwey jaͤhrig Holz mitgenommen wurde. Die Alten haben auch niemalen ein Reis zum Aufſetzen ge- nommen, wenn nicht dergleichen altes Holz dar- an befindlich war. Heutiges Tages aber, da man hierinnen beſſere Erfahrung und Einſicht bekommen, kehret man ſich nicht mehr an dieſe alte Regel, und bedienet ſich der Reiſer, obgleich kein altes Holz an dem jaͤhrigen Wuchs befind- lich iſt. Denn ſie werden auf ein Augc zuge- ſchnitten, und wenn das Reis lang iſt, koͤnnen wohl 2. bis 3. daraus gemacht werden. Doch habe ich einigemal durch meine Gaͤrtner eine Probe ma- chen laſſen, abſonderlich bey alten Baͤumen und dicken wilden Staͤmmen, daß ich hierzu zweyjaͤh- rige Reiſer genommen, und habe geſehen, daß ſolche eben ſo gut und faſt noch beſſer beklieben und fortgewachſen ſind, als die einjaͤhrigen, Denn wenn ein Stam, worauf man pfropfen wil, dicke iſt, ſo muß man dahin ſehen, daß auch ein ſtarkes Reis hierzu erwaͤhlet und die Propor- tion in Obacht genommen werde. Bey Abbre- chung
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0086" n="54"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">5. Cap. Vom Pfropfen.</hi></fw><lb/><note place="left">Pfropf-Rei-<lb/> ſer zu beob-<lb/> achten.</note>und ſind am beſten, wenn ſie die Dicke einer Feder-<lb/> Spule haben. Die Abbrechung muß im Februar,<lb/> Merz und zur Noth im Anfange des Aprils, ehe<lb/> nemlich der Saft zu ſehr in die Baͤume trit, ge-<lb/> ſchehen, und zwar muͤſſen ſie von ſolchen Baͤu-<lb/> men genommen werden, welche ſich anlaſſen, als<lb/> wenn ſie das folgende Jahr viel Obſt tragen wuͤr-<lb/> den. Sonſt hat man es auch fuͤr eine nothwendi-<lb/> ge Regel angeſehen, daß die Reiſer alſo gebrochen<lb/> werden muſten, daß unten am Ende allezeit 2. Zol<lb/> zwey jaͤhrig Holz mitgenommen wurde. Die Alten<lb/> haben auch niemalen ein Reis zum Aufſetzen ge-<lb/> nommen, wenn nicht dergleichen altes Holz dar-<lb/> an befindlich war. Heutiges Tages aber, da<lb/> man hierinnen beſſere Erfahrung und Einſicht<lb/> bekommen, kehret man ſich nicht mehr an dieſe<lb/> alte Regel, und bedienet ſich der Reiſer, obgleich<lb/> kein altes Holz an dem jaͤhrigen Wuchs befind-<lb/> lich iſt. Denn ſie werden auf ein Augc zuge-<lb/> ſchnitten, und wenn das Reis lang iſt, koͤnnen wohl<lb/> 2. bis 3. daraus gemacht werden. Doch habe ich<lb/> einigemal durch meine Gaͤrtner eine Probe ma-<lb/> chen laſſen, abſonderlich bey alten Baͤumen und<lb/> dicken wilden Staͤmmen, daß ich hierzu zweyjaͤh-<lb/> rige Reiſer genommen, und habe geſehen, daß<lb/> ſolche eben ſo gut und faſt noch beſſer beklieben<lb/> und fortgewachſen ſind, als die einjaͤhrigen,<lb/> Denn wenn ein Stam, worauf man pfropfen<lb/> wil, dicke iſt, ſo muß man dahin ſehen, daß auch<lb/> ein ſtarkes Reis hierzu erwaͤhlet und die Propor-<lb/> tion in Obacht genommen werde. Bey Abbre-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">chung</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [54/0086]
5. Cap. Vom Pfropfen.
und ſind am beſten, wenn ſie die Dicke einer Feder-
Spule haben. Die Abbrechung muß im Februar,
Merz und zur Noth im Anfange des Aprils, ehe
nemlich der Saft zu ſehr in die Baͤume trit, ge-
ſchehen, und zwar muͤſſen ſie von ſolchen Baͤu-
men genommen werden, welche ſich anlaſſen, als
wenn ſie das folgende Jahr viel Obſt tragen wuͤr-
den. Sonſt hat man es auch fuͤr eine nothwendi-
ge Regel angeſehen, daß die Reiſer alſo gebrochen
werden muſten, daß unten am Ende allezeit 2. Zol
zwey jaͤhrig Holz mitgenommen wurde. Die Alten
haben auch niemalen ein Reis zum Aufſetzen ge-
nommen, wenn nicht dergleichen altes Holz dar-
an befindlich war. Heutiges Tages aber, da
man hierinnen beſſere Erfahrung und Einſicht
bekommen, kehret man ſich nicht mehr an dieſe
alte Regel, und bedienet ſich der Reiſer, obgleich
kein altes Holz an dem jaͤhrigen Wuchs befind-
lich iſt. Denn ſie werden auf ein Augc zuge-
ſchnitten, und wenn das Reis lang iſt, koͤnnen wohl
2. bis 3. daraus gemacht werden. Doch habe ich
einigemal durch meine Gaͤrtner eine Probe ma-
chen laſſen, abſonderlich bey alten Baͤumen und
dicken wilden Staͤmmen, daß ich hierzu zweyjaͤh-
rige Reiſer genommen, und habe geſehen, daß
ſolche eben ſo gut und faſt noch beſſer beklieben
und fortgewachſen ſind, als die einjaͤhrigen,
Denn wenn ein Stam, worauf man pfropfen
wil, dicke iſt, ſo muß man dahin ſehen, daß auch
ein ſtarkes Reis hierzu erwaͤhlet und die Propor-
tion in Obacht genommen werde. Bey Abbre-
chung
Pfropf-Rei-
ſer zu beob-
achten.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |