Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.Vorrede. Erlernung derer [ö]conomischen Wissenschaftenihre herrlichen Dienste, wenn sie nicht auf eine blosse theoretische sondern zugleich auf eine pra- ctische Art eingeschärfet werden. Denn es ist leicht zu erachten, daß derjenige, welcher die Oe- conomie, und besonders denjenigen Theil, wel- chen er nach seinen Umständen am nöthigsten er- achtet, in einem Zusammenhange und nach ge- wissen Regeln und Gründen erlernet, viel eher und besser zu seinem Zweck kommen und viel gründlicher werden müsse, als einer, der erst nach und nach alles von andern Haus-Wirthen er- lernen und öfters mit vieler Mühe und Scha- den klug werden muß. Dahero man das stu- dium oeconomicum billig nicht hätte unterlas- sen, sondern vielmehr jungen Leuten als etwas höchst nöthiges anrathen sollen, indem sie da- durch nicht nur in Stand gesetzet werden, dem Staate nützliche Dienste zu leisten, sondern auch ihrem eigenen Nutzen zu befördern. Denn sie mögen sich ein studium erwehlen, welches sie wollen, so müssen sie doch auch einmal Haus- Wirthe werden. Viele meinen zwar, daß es mit der Haus- Hier-
Vorrede. Erlernung derer [oͤ]conomiſchen Wiſſenſchaftenihre herrlichen Dienſte, wenn ſie nicht auf eine bloſſe theoretiſche ſondern zugleich auf eine pra- ctiſche Art eingeſchaͤrfet werden. Denn es iſt leicht zu erachten, daß derjenige, welcher die Oe- conomie, und beſonders denjenigen Theil, wel- chen er nach ſeinen Umſtaͤnden am noͤthigſten er- achtet, in einem Zuſammenhange und nach ge- wiſſen Regeln und Gruͤnden erlernet, viel eher und beſſer zu ſeinem Zweck kommen und viel gruͤndlicher werden muͤſſe, als einer, der erſt nach und nach alles von andern Haus-Wirthen er- lernen und oͤfters mit vieler Muͤhe und Scha- den klug werden muß. Dahero man das ſtu- dium œconomicum billig nicht haͤtte unterlaſ- ſen, ſondern vielmehr jungen Leuten als etwas hoͤchſt noͤthiges anrathen ſollen, indem ſie da- durch nicht nur in Stand geſetzet werden, dem Staate nuͤtzliche Dienſte zu leiſten, ſondern auch ihrem eigenen Nutzen zu befoͤrdern. Denn ſie moͤgen ſich ein ſtudium erwehlen, welches ſie wollen, ſo muͤſſen ſie doch auch einmal Haus- Wirthe werden. Viele meinen zwar, daß es mit der Haus- Hier-
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Vorrede.
Erlernung derer oͤconomiſchen Wiſſenſchaften
ihre herrlichen Dienſte, wenn ſie nicht auf eine
bloſſe theoretiſche ſondern zugleich auf eine pra-
ctiſche Art eingeſchaͤrfet werden. Denn es iſt
leicht zu erachten, daß derjenige, welcher die Oe-
conomie, und beſonders denjenigen Theil, wel-
chen er nach ſeinen Umſtaͤnden am noͤthigſten er-
achtet, in einem Zuſammenhange und nach ge-
wiſſen Regeln und Gruͤnden erlernet, viel eher
und beſſer zu ſeinem Zweck kommen und viel
gruͤndlicher werden muͤſſe, als einer, der erſt nach
und nach alles von andern Haus-Wirthen er-
lernen und oͤfters mit vieler Muͤhe und Scha-
den klug werden muß. Dahero man das ſtu-
dium œconomicum billig nicht haͤtte unterlaſ-
ſen, ſondern vielmehr jungen Leuten als etwas
hoͤchſt noͤthiges anrathen ſollen, indem ſie da-
durch nicht nur in Stand geſetzet werden, dem
Staate nuͤtzliche Dienſte zu leiſten, ſondern
auch ihrem eigenen Nutzen zu befoͤrdern. Denn
ſie moͤgen ſich ein ſtudium erwehlen, welches
ſie wollen, ſo muͤſſen ſie doch auch einmal Haus-
Wirthe werden.
Viele meinen zwar, daß es mit der Haus-
haltungs-Kunſt uͤberhaupt und ins beſondere
auch mit der Garten- und Feld-Oeconomie ſo
weit gekommen, daß man nicht ſagen koͤnte, daß
ſie negligiret wuͤrde, indem ja die Menge oͤco-
nomiſcher Buͤcher ein ganz anderes auswieſe,
und koͤnte man, wenn man die Haushaltung
antreten muͤſte, ſich in ſolchem Raths erholen.
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