Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.2. Cap. Von der Beschaffenheit einen reichen Segen am Weine viele Jahre er-halten habe. Es waren diese Oerter mit groben Steinen, Letten und Sand untermenget, und wenn ich dieselbigen nicht hätte so wenden lassen, wären gewiß weder die Wurzeln noch Fäserlein derer Weinsenker durch einen solchen festen Grund und Boden hindurch gewachsen. Nachdem aber solcher lucker und milde gemachet worden, so sind sie mir, wenige ausgenommen, sehr wohl beklie- ben, welches nunmehro für manchen Augen ein Wunder scheinet. Ob mir gleich dieses Kosten verursachet, so bringt hergegen der Nutzen solche vielfältig wieder ein; denn mit einem solchen jetztgemeldeten sandigten mit Letten untermengten und üblem Grunde ist ohnedem nicht viel anzu- fangen, indem er sehr wenig oder wohl gar keine Korn-Früchte träget. §. 7. Von Reo-len oder Durchhor- den der Erde. Das andere Mittel, den Grund und Boden ständig
2. Cap. Von der Beſchaffenheit einen reichen Segen am Weine viele Jahre er-halten habe. Es waren dieſe Oerter mit groben Steinen, Letten und Sand untermenget, und wenn ich dieſelbigen nicht haͤtte ſo wenden laſſen, waͤren gewiß weder die Wurzeln noch Faͤſerlein derer Weinſenker durch einen ſolchen feſten Grund und Boden hindurch gewachſen. Nachdem aber ſolcher lucker und milde gemachet worden, ſo ſind ſie mir, wenige ausgenommen, ſehr wohl beklie- ben, welches nunmehro fuͤr manchen Augen ein Wunder ſcheinet. Ob mir gleich dieſes Koſten verurſachet, ſo bringt hergegen der Nutzen ſolche vielfaͤltig wieder ein; denn mit einem ſolchen jetztgemeldeten ſandigten mit Letten untermengten und uͤblem Grunde iſt ohnedem nicht viel anzu- fangen, indem er ſehr wenig oder wohl gar keine Korn-Fruͤchte traͤget. §. 7. Von Reo-len oder Durchhor- den der Erde. Das andere Mittel, den Grund und Boden ſtaͤndig
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2. Cap. Von der Beſchaffenheit
einen reichen Segen am Weine viele Jahre er-
halten habe. Es waren dieſe Oerter mit groben
Steinen, Letten und Sand untermenget, und
wenn ich dieſelbigen nicht haͤtte ſo wenden laſſen,
waͤren gewiß weder die Wurzeln noch Faͤſerlein
derer Weinſenker durch einen ſolchen feſten Grund
und Boden hindurch gewachſen. Nachdem aber
ſolcher lucker und milde gemachet worden, ſo ſind
ſie mir, wenige ausgenommen, ſehr wohl beklie-
ben, welches nunmehro fuͤr manchen Augen ein
Wunder ſcheinet. Ob mir gleich dieſes Koſten
verurſachet, ſo bringt hergegen der Nutzen ſolche
vielfaͤltig wieder ein; denn mit einem ſolchen
jetztgemeldeten ſandigten mit Letten untermengten
und uͤblem Grunde iſt ohnedem nicht viel anzu-
fangen, indem er ſehr wenig oder wohl gar keine
Korn-Fruͤchte traͤget.
§. 7.
Das andere Mittel, den Grund und Boden
zu verbeſſern und zu einer Baum-Schule zuzu-
bereiten, iſt das Reolen, und ſolches iſt viel koſtba-
rer als das Wenden, doch wird dadurch eine ſol-
che Erde viel ſchoͤner und geſchlachter gemacht,
welche hernach zu allen Baͤumen und Kraͤutern
dienlich iſt, damit ſie darinnen freudig fortwach-
ſen koͤnnen. Den Nutzen, welchen ich und viele
andere hiervon durch lange Erfahrung erhalten
haben, kan niemand leugnen. Denn eine lange
ausgeruhete, durch das Reolen in die Hoͤhe
gebrachte und untereinander gemiſchte Erde
bringet mehr zuwege, als die obere, welche be-
ſtaͤndig
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